1975 bis 2010

1981

Vorbehalte gegen Doppelbeschluss

Bundesgeschäftsführer Peter Glotz besuchte 1981 den Unterbezirksparteitag in Hörste

Das Jahr 1981 stand vor allem im Zeichen der Friedensbewegung. Der Kalte Krieg, der sich mit dem Ende des Vietnamkriegs etwas entspannt hatte, gewann wieder an rhetorischer Schärfe. Die Sowjetunion war 1979 in der Ära von Leonid Breschnew in Afghanistan eingefallen und lenkte somit das Augenmerk der Weltöffentlichkeit auf Zentralasien. Zugleich hatte die USA mit der Revolution der Mullahs im Iran ihren Vorposten im Orient verloren und in Washington gelangte mit Ronald Reagan ein Hardliner ins Weiße Haus, dessen erklärtes Ziel es war, den Rüstungslauf gegen den Warschauer Pakt zu gewinnen. In Europa nahmen derweil die Demonstrationen gegen den NATO-Doppelbeschluss zu. Allein im Bonner Hofgarten versammelten sich am Samstag, 10. Oktober 1981, über eine halbe Million Menschen. Für den Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) wurde es mit diesen Begleiterscheinungen immer schwieriger zu regieren, zumal sich die FDP bereits im Sommer 1981 mit der Veröffentlichung des „Genscher-Papiers“ fortlaufend von ihrem Koalitionspartner aus der SPD abkoppelte.

Unterbezirksparteitag der SPD im Frühjahr 1981.Von links nach rechts mit Hans Zaremba, Eike Hovermann, Bundesgeschäftsführer Peter Glotz (+) und Unterbezirksvorsitzender Klaus-Theo Rohe.

‚Vordenker“

Auch in der Sozialdemokratie nahmen die Vorbehalte gegen den NATO-Doppelbeschluss zu, was auch das Verhältnis von Helmut Schmidt als Bundeskanzler und von Willy Brandt als Parteivorsitzendem belastete. In dieser Phase besuchte der Bundesgeschäftsführer der SPD, Peter Glotz, den Unterbezirksparteitag der Sozialdemokraten im Landgasthaus Günther im Lippstädter Stadtteil Hörste. Der 1939 in Eger (Tschechien) geborene und 2005 in Zürich (Schweiz) verstorbene Kommunikationswissenschaftler wurde häufig von Medien als „Vordenker“ der SPD bezeichnet, obwohl ihm diese in seinen Ideen nur ungern und meist gar nicht folgte. Als Bundesgeschäftsführer versuchte er seiner Partei neue Impulse („Kampagnenfähigkeit“) zu geben, die er mit jeweils aktuellen sozialwissenschaftlichen Thesen und Themen abzusichern versuchte. Diesen Bemühungen war zwar kein Wahlerfolg beschieden, was die beiden in seiner Amtszeit als SPD-Chefmanager zu verantwortenden Bundestagswahlkämpfe in 1983 und 1987 offenbarten. Doch durch Peter Glotz wurden die politikwissenschaftliche Legitimation und Politikberatung zum Standard der Sozialdemokratie. Als Unterbezirksvorsitzender der SPD im Kreis Soest wurde in 1981 auf dem Hörster Parteitag der seit 1979 amtierende Klaus-Theo Rohe aus Welver bestätigt und das Vorstandsmitglied Karl-Heinz Brülle aus Lippstadt rückte zum Vizevorsitzenden auf.