Attraktivität für die City stärken

Versammlung der Kernstadt-SPD mit neuen Anstößen

Der zentralen Rolle gerecht werden, die Nutzungsvielfalt und den eigenständigen Wohnstandort sichern hatte Dr. Bernd Neuhoff, mit einem eigenen Architekturbüro und als Stadtplaner in Lippstadt tätig, sein Referat zur Weiterentwicklung der City seiner Geburts- und Heimatstadt bei der öffentlichen Veranstaltung der Kernstadt-Sozialdemokraten „Impulse für die Innenstadt“ überschrieben. Im Mittelpunkt der von Karl-Heinz Brülle, Stadtvertreter und Aufsichtsratsmitglied der Lippstädter Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFL), geleiteten Diskussionsrunde standen die vom SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hans Zaremba zur Begrüßung aufgeworfenen Fragen, „in welcher Form die Innenstadt von Lippstadt eine Aufwertung durch zusätzliche Geschäfte und Verkaufsangebote erfahren kann und in welcher Größenordnung weitere Handelsflächen noch für die City verträglich sind“.

Vom Stadtspaziergang zur Diskussion

Vorausgegangen war der Versammlung im „Alten Brauhaus“ im März ein Stadtspaziergang der Kernstadt-Sozialdemokraten mit dem Geschäftsführer der WFL, Wilhelm Coprian, wo die in Lippstadt zur Disposition stehenden Flächen in Augenschein genommen wurde. Der WFL-Manager war auch bei der jetzigen Diskussion wieder mit von der Partie. Nach Auffassung des Architekten Neuhoff habe der Strukturwandel für die kleineren Mittelzentren im Umland von Lippstadt (wie Anröchte, Erwitte und Geseke) zur Folge, dass wesentliche Funktionen verloren gehen. Für die betroffenen Bürger stelle sich das Problem, wo er sich künftig versorge? „Sind es die Oberzentren, Paderborn, Hamm, Dortmund und Gütersloh, oder das starke Mittelzentrum mit Tendenz zum Oberzentrum, die Lippstädter Altstadt?“, warf der promovierte Städtebauplaner als Frage auf.

Trendläden eine Chance?

Inzwischen seien Trendläden wie „Hennes und Mauritz“ in jedem Oberzentren vertreten. Um solchen Anbietern mit großen Flächenansprüchen auch in Lippstadt Standorte anbieten zu können, seien zwangsläufig Liegenschaften zu vereinigen. „Die heimische Fußgängerzone ist in ihrer Parzellenstruktur im Wesentlichen immer noch von historischen Grundstücksanordnungen geprägt.“ Eine Alternative wäre für den Lippstädter Architekten die Erweiterung der Fußgängerzone. „Das geplante Center in der Blumenstraße und Hospitalstraße und das Gelände am Güterbahnhof bieten sich hierfür an“, unterstrich Dr. Neuhoff die von ihm bevorzugten Überlegungen für eine Stärkung der Attraktivität der Lippstädter City.

Wo beginnt und endet die City?

Zuspruch erfuhr Neuhoff für seine Forderung, zukräftige Anbieter nach Lippstadt zu holen, aus der Mitte des Einzelhandels. Gerd Ziems, Geschäftsführer des Modehauses Lott, stellte heraus, dass sein Unternehmen bereits Kontakte mit „Mango“, einer Textilkette mit einer vornehmlich jungen Kundschaft, aufgenommen habe. Der Handel in Lippstadt sei derzeit zu introvertiert und er müsse sich mehr öffnen, wenn Lippstadt auch künftig als Einkaufsstadt in der Region Bestand haben wolle. Allerdings warnte Ziems davor, Satellitenlösungen wie das geplante Geschäftszentrum am Güterbahnhof und das von Neuhoff favorisierte Einkaufscenter zwischen Bahnhof- und Blumenstraße zu errichten. Derartige Ansiedlungen schadeten, so der Lott-Chef, der eigentlichen Innenstadt. Übereinstimmung bestand zwischen dem Wirtschaftsförderer Wilhelm Coprian und seinen Vorrednern, dass Lippstadt zweifellos eine Perspektive habe und durchaus Optimismus angebracht sei, wenn die Stadt ihre bisherigen Stärken ausbaue. Man dürfe aber auch nicht übersehen, dass Paderborn inzwischen Kaufkraft aus Lippstadt abgezogen habe. Eine Stärkung der Position Lippstadts durch das Stadtmarketing und einem gemeinsamen Vorgehen der in der Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne“ organisierten Kommunen (neben Lippstadt reicht diese Verbindung von Rietberg über Soest bis nach Werl), um zum Beispiel „Shoppen auf Westfälisch attraktiv zu machen, könnten dafür Beiträge sein.

Lange Straße zu kahl und kühl

Breite Unterstützung für seine Forderung, den Wandel in Lippstadt voranzutreiben, bekam der WFL-Geschäftsführer von der Vizebürgermeisterin Sabine Pfeffer. Dazu gehört nach Ansicht der sozialdemokratischen Frontfrau auch eine Verbesserung des Aussehens der Langen Straße, die nach Übereinstimmung einer Reihe von Diskussionsbeiträgen im „Alten Brauhaus“ einfach zu kahl und kühl wirke. Nach Einschätzung des Versammlungsleiters des Forums der Kernstadt-SPD, Karl-Heinz Brülle, habe man eine Fülle von teilweise bemerkenswerten Hinweisen erhalten, die es jetzt gelte, abzuarbeiten und in die weitere Debatte einzubringen. Ebenso kündigte der SPD-Wirtschafts- und Verkehrsexperte erneute öffentliche Treffen seiner Partei an, um den Prozess des Wandels aktiv begleiten zu können. Auf wenig Beifall stieß dagegen bei den Akteuren der öffentlichen Versammlung im „Alten Brauhaus“ eine zuvor im Rathaus zum demographischen Wandel durchgeführte Veranstaltung mit dem Braunschweiger Wissenschaftler Dr. Frank Schröter. Den dort verbreiteten Pessimismus könnten sie nicht teilen, war die übereinstimmende Meinung von Coprian, Neuhoff und Ziems Dafür sei das Potential in Lippstadt immer noch groß genug, um dem drohenden Einwohnerknick tatkräftig zu begegnen.

Wollen Innenstadt stärken.Beim SPD-Gespräch fanden sich Wirtschaftsförderer Wilhelm Coprian, Ratsmitglied Karl-Heinz Brülle, Stadtpalner Dr. Bernd Neuhoff und SPD-Ortsvereinsvorsitzender Hans Zaremba ein.