Persönliche Erinnerungen an Jakob Koenen

Rede von Friedrich Wilhelm Herhaus

Es war der ehemalige Lippstädter Stadtdirektor Friedrich Wilhelm Herhaus, der anlässlich der 60. Wiederkehr der ersten Wahl von Jakob Koenen zum Lippstädter Bürgermeister das Festreferat vortrug. Der heute im Lippstädter Stadtteil Bad Waldliesborn lebende Ruheständler Friedrich Wilhelm Herhaus war von 1958 bis 1989 Verwaltungschef im Lippstädter Stadthaus und hat von Januar 1957 zunächst als Rechtsrat und ab März 1958 als Stadtdirektor bis zum Tod von Jakob Koenen im Januar 1974 eng und vertrauensvoll mit dem langjährigen Lippstädter Bürgermeister zusammengearbeitet. Seine Rede wird an dieser Stelle im Wortlaut veröffentlicht.

Enge Verbundenheit

„Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Vom Verein zur Pflege und Förderung des Vermächtnisses von Jakob Koenen bin ich gebeten worden, einen Vortrag über Jakob Koenen zu halten, der vor 60 Jahren zum ersten Mal zum Bürgermeister Lippstadts gewählt wurde. Diesem Wunsch komme ich gern nach, weil ich mich nach wie vor mit Jakob Koenen eng verbunden fühle.

5. Juni 1907

Jakob Koenen wurde am 5. Juni 1907 in Lippstadt geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums erlernte er das Handwerk des Sattlers, Polsterers und Dekorateurs in Bautzen (Sachsen). Die Gesellenjahre verbrachte er in verschiedenen Städten und legte 1930, also mit 23 Jahren noch sehr jung, die Meisterprüfung ab. Es folgten zunächst die Tätigkeit in der Geschäftsführung eines Handwerksbetriebes und ab 1933 die Selbständigkeit als Handwerksmeister in Lippstadt. Von 1940 bis 1945 war er Soldat, zuletzt mit dem Dienstgrad eines Fahnenjunkerfeldwebels.

9. November 1948

Nach dem Krieg widmete er sich neben seiner handwerklichen Tätigkeit seit 1946 der Kommunalpolitik. Ausweislich der Tageszeitung „Westfalenpost – Lippstädter Nachrichten“ vom 11. November 1948 traten am 9. November 1948 20 neu gewählte Stadtvertreter zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Wichtigster Punkt der Tagesordnung war die Wahl des Bürgermeisters und seines Stellvertreters. Für die Position des Bürgermeisters brachten alle vier im Stadtparlament vertretenen Parteien je einen Kandidaten in Vorschlag. Die Entscheidung fiel schließlich zwischen den Stadtverordneten Heinrich Wiemeyer (CDU) und Jakob Koenen (SPD). Bei der Abstimmung vereinigten sich die SPD und die FDP gegen die CDU, während sich die beiden Zentrumsabgeordneten der Stimme enthielten. Gewählt wurde mit 11 Stimmen der SPD und FDP Jakob Koenen gegen die sieben Stimmen der stärksten Fraktion im Stadtrat, der CDU. Auch bei der Wahl des Bürgermeister-Stellvertreters koalierten SPD und FDP, unterstützt vom Zentrum, die CDU enthielt sich bei dieser Abstimmung, sodass mit 13 Stimmen Dr. Hermann-Heinrich Jerrentrup zum Bürgermeister-Stellvertreter gewählt wurde.

Erster Sozialdemokrat

Durch diese Wahl war zum ersten Mal in der Geschichte Lippstadts ein Vertreter der SPD Bürgermeister geworden. Jakob Koenen erklärte, dass diese Wahl für eine doppelte Verpflichtung sei, das Amt ehrenhaft und sauber zu führen. Er und der damalige Stadtdirektor Franz Harrenkamp dankten dem früheren Bürgermeister Hense, der als erster politischer Bürgermeister in die Geschichte der Stadt eingehe. Stadtdirektor Harrenkamp betonte die besonders wichtigen Aufgaben der Stadt, nämlich die Bekämpfung der Wohnungsnot und das Projekt der Ferngasversorgung. Wichtig sei auch die Schaffung von Arbeitsplätzen für die Vertriebenen und Kriegsbeschädigten.

Auszeichnungen

Nach den Vorschriften der jeweils geltenden Gemeindeordnung war eine Wahl nach Ablauf von zunächst einem Jahr, später von zwei und vier Jahren und sodann von fünf Jahren erforderlich. Jakob Koenen zeichnete es in besonderem Maße aus, dass er trotz unterschiedlichen parteipolitischen Zusammensetzungen des Rates der Stadt seit 1948 ununterbrochen Bürgermeister dieser Stadt gewesen ist. Er war der dienstälteste Ratsvorsitzende des Landes Nordrhein-Westfalen. 1966 verlieh ihm auf Grund seiner Verdienste der Rat den Ehrenring der Stadt Lippstadt. 1968 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, das ihm von dem damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn überreicht wurde. 1973 wählte ihn der Rat der Stadt Lippstadt einstimmig zum Ehrenbürger. Leider konnte er sich des Ehrenbürgerrechts nicht mehr lange erfreuen. Am 16. Januar 1974 starb Jakob Koenen.

17. September 1956

Ich persönlich lernte Jakob Koenen am 17. September 1956 im Rathaus in Lippstadt kennen. Anlass war meine Bewerbung um die ausgeschriebene Stelle eines Stadtrechtsrates und Stadtkämmerers. Nachdem ich in die engere Wahl gekommen war, wurde ich gebeten, mich dem Haupt- und Finanzausschuss und dem Rat – in beiden Gremien hatte Jakob Koenen nach den Vorschriften der Gemeindeordnung den Vorsitz inne – vorzustellen. Er machte auf mich von Anfang an mit seinem gewinnenden Wesen einen guten Eindruck, der sich im Lauf der Vorstellungsgespräche noch vertiefte.

2. Januar 1957

Nachdem ich vom Rat gewählt worden war und am 2. Januar 1957 meinen Dienst angetreten hatte, begann die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister. Diese dienstlichen Kontakte wurden nach meiner Wahl zum Stadtdirektor – dieses Amt übernahm ich am 1. März 1958 als Nachfolger des damaligen Stadtdirektors Franz Harrenkamp – noch enger und bestanden bis zu seinem Tod am 16. Januar 1974