Ausgabe Nr. 8/2011: Armut in Lippstadt

Energiewende

Was kommt nach dem Atomausstieg?

Sozialdemokratisches Diskussionsforum in Lippstadt

Als einer der ersten deutschen Politiker hat Michael Müller, 1983 bis 2009 Bundestagsmitglied und 2005 bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär beim damaligen Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Sigmar Gabriel, den Ausstieg aus der Kernenergie gefordert. Im Juli unterstrich der Düsseldorfer Sozialdemokrat, Vorsitzender der aus der Arbeiterbewegung entstandenen Naturfreunde Deutschland und Mitglied des Präsidiums des Umwelt-Dachverbandes Deutscher Naturschutzring, in einer Veranstaltung der Lippstädter SPD seine Forderung für einen radikalen Umbau zur dezentralen Energieversorgung.

Radikaler Umbau unerlässlich:Michael Müller, 2005 bis 2009 Parlamentarischer Staatsekretär für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, plädierte für eine dezentrale Energieversorgung.

Konzerne oder Stadtwerke

Nach dem jetzt besiegelten Ende der Atomkraft sei, so der frühere Bundestagsabgeordnete, die Grundsatzfrage zu klären, ob die künftige Versorgung der Bevölkerung mit Energie, zentral durch Konzerne oder dezentral durch kleine Stadtwerke erfolgen soll. Erst, wenn sie beantwortet sei, könnten die passenden Stromnetze gebaut werden. „Es gibt kein ausdiskutiertes Konzept“, musste der SPD-Politiker eingestehen. Erschwerend sei auch, dass die jetzige schwarzgelbe Regierung zu Oppositionszeiten den bereits in 2001 vom rot-grünen Kabinett beschlossenen Atomausstieg immer wieder in Frage gestellt habe und jetzt versuche, ihn den Konzernen schmackhaft zu machen, indem sie die Windenergie auf sie zuschneide.

Chancen und Risiken

Die von Michael Müller formulierte Frage wurde auch von Udo Strathaus, Energieexperte der heimischen Sozialdemokraten und Mitglied des Aufsichtsrates der Lippstädter Stadtwerke, und Georg Fortmeier, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bielefeld, aufgegriffen. Sie zeigten die Chancen und Risiken der unterschiedlichen Systeme auf. Bei einer dezentralen Lösung bestehe die Herausforderung, die ins Netz eingespeisten Strommengen aus den verschiedenen Quellen so aufeinander abzustimmen, dass eine gleichmäßige Netzspannung gewährleistet sei und die Kommunikationstechniken dafür gegeben seien. Bei einer dezentralen Lösung würden etwa nur 1.000 Kilometer neue Stromleitungen benötigt, während bei einem zentral gesteuerten System von 4.000 Kilometer auszugehen sei.