SPD-Spaziergang mit Wolfgang Schulte Steinberg – begleitet von Hans Zaremba
Es ist immer wieder bemerkenswert, welche Ziele von Wolfgang Schulte Steinberg gefunden werden, wenn er vom Rathausplatz zu den von ihm organisierten sommerlichen SPD-Stadtbummeln aufbricht. So auch in diesem Jahr, wo die Einhorn-Apotheke, die Tischlerei Tack, der Ort der früheren Synagoge in der David-Gans-Straße und die Villa Linhoff die Punkte des gut zweistündigen Spaziergangs durch das Stadtzentrum waren.
Einhorn-Apotheke
Beachtlich war wiederum die Zahl von gut 50 Frauen und Männer, die sich zum Streifzug durch die City eingefunden hatten. Unter ihnen war erneut auch der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Hellmich aus Bad Sassendorf. Die erste Station des Rundganges war die Einhorn-Apotheke, die Ende Mai nach 304 Jahren ihre Türen schloss. So war es für die meisten der SPD-Wanderer eine letzte Möglichkeit, einen Blick in das denkmalgeschützte Gebäude mit seinem eindrucksvollen Interieur zu werfen. Der unterdessen berentete Merten Thurmann konnte viel über die Geschichte der von ihm über drei Jahrzehnte geführten Apotheke schildern. Über die Gründe seiner Aufgabe (beruflicher Ruhestand, kein Nachfolger und Kampf mit Krankenkassen, Politik und Standesvertretung) und das damit besiegelte Ende des wohl ältesten Einzelhandelsfachgeschäftes in Lippstadt ist in den vergangenen Monaten bereits umfangreich berichtet worden. Zweifellos war die über 180 Jahre alte Ausstattung der 1712 eröffneten Apotheke mit den neugotischen Schnitzereien aus Rosenholz ein echtes Highlight in Lippstadt, was der 65jährige bei seinem Ausflug in die Historie der 1676 errichteten Immobilie mit berechtigtem Stolz herausstellte.
Tischlerei Tack
Geschichtliches war auch angesagt, als die Gruppe in der Tischlerei Tack angekommen war und dort vom Seniorchef Diethelm Tack begrüßt wurde. Als die Schreinerei, die in der Soeststraße 3 ihren Standort hat, im Jahr 1955 ihre Arbeit startete, gab es noch 27 Gewerbe dieser Art in der Innenstadt. Davon ist mit der jetzt von Martin Tack geführten Firma ein Handwerksbetrieb übrig geblieben. Bei der Führung durch die Werkstatt konnten die Gäste Musterstücke, Materialien und Holzarten sowie Verarbeitungstechniken kennenlernen. Ebenso wurden von Vater und Sohn Tack Auskünfte zur Palette der unterschiedlichsten Dienstleistungen des Ausbildungsbetriebes, der momentan neben vier Gesellen auch ein Lehrling zum Personal zählt, vermittelt.
Zerstörte Synagoge
Zur Lippstädter Historie, „allerdings der traurigen unserer Stadt“ so der ehemalige Ratsherr Schulte Steinberg bei seinen Anmerkungen, gehört auch die während der November-Pogrome von 1938 zerstörte Synagoge in der David-Gans-Straße. Von der früheren Versammlungsstätte der einstigen Gemeinschaft des jüdischen Glaubens in Lippstadt, die als Gotteshaus, Studienplatz und Schule diente, bestehen heute nur noch Überreste. Das Gebäude war am 30. Juli 1852 von den damals rund 200 in Lippstadt beheimateten Juden eingeweiht worden. Heute erinnern eine Gedenktafel und ein Modell aus Edelstahl an das ehemalige Gotteshaus der vom Nazi-Regime verfolgten und zerstörten jüdischen Gemeinde an der Lippe.
Villa Linhoff
„Wohnen unter Denkmalschutz“ war ein weiterer Aspekt des SPD-Stadtbummels 2017. Dieser wird in Lippstadt in vorbildlicher Art und Weise durch die „Villa Linhoff“ in der Ostendorfallee repräsentiert. Das 1905 für Ernst Linhoff entworfene Gebäude verkörpert den Wohlstand und Lebensstil der ab 1850 in Lippstadt angesiedelten Eisen- und Metallindustrie. Das Baudenkmal, das in den 1980er Jahren wegen eines Turnhallenbaus zum Abbruch anstand und unter anderem durch das Engagement des damaligen Jungsozialisten Schulte Steinberg gerettet werden konnte, wird seit 2006 von Jenna Prahl und ihrer Familie bewohnt. Die Architektin, die sich auf geschützte Objekte spezialisiert hat, war es auch, von der die interessierten Teilnehmer der SPD-Gruppe durch das von ihr ebenfalls als Büro genutzte Gebäude geführt wurden. Die Bewohnerin hat es vermocht, einen gegensätzlichen, aber harmonischen Stil in ihrem Haus zu kreieren. Neben gesammelten antiken Möbeln haben dort auch Teile von Ikea ihren Platz gefunden.
Frikadellen und Gerstensaft
Nach so viel Geschichte stand zum Schluss der Expedition noch die Einkehr in der Gaststätte Kusmann, eine der ältesten Kneipen in der City, auf dem Programm. Bei schmackhaften Frikadellen und kühlem Gerstensaft und anderen Erfrischungen tauschten sich die Damen und Herren des Exkurses noch einige Zeit über das gerade Erlebte aus. Dazu hatte der Heimatfreund Schulte Steinberg auch eine interessante Sammlung von Fotos ausgelegt, die allerhand zu den aufgesuchten Punkten illustrierten.