Ausgabe Mai 2018: Dialog zum Zusammenhalt in Lippstadt

Parteigeschichte

Freitag, 9. Mai 2008:Gruppenbild in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Lippstadt (von links) mit Johannes Kahrs, Hans Zaremba, Marc Herter und Bernhard Scholl. Archiv-Fotos (2): SPD-Ortsverein Lippstadt

Ohne Wenn und Aber

Ohne Wenn und Aber bekannte sich der an der Weser aufgewachsene Sohn zweier ehemaliger Bremer Senatsmitglieder mit SPD-Parteibuch (Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs und Justizbehördenchef Wolfgang Kahrs) zu der vom früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder durchgesetzten Agenda 2010. „Mit ihm als Spitzenkandidaten sind wir dreimal in Folge bei den Wahlen in die Bundesregierung gekommen“, erinnerte der 1998 erstmals in das Berliner Parlament gewählte Hanseat an die Ergebnisse seiner Partei von 1998, 2002 und 2005. ‚Von denen sind wir heute in den Umfragen weit entfernt.‘ Während der Kanzlerschaft des Hannoveraners habe die SPD sieben Jahre lang eine gute Wirtschafts- und Sozialpolitik gestaltet, was die damals in 2008 registrierte positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt belege.

Gegen Stigmatisierung

Gegen eine Stigmatisierung der Linken wandte sich Marc Herter, um sie nicht in eine Märtyrerrolle zu drängen. „Wir müssen uns mit dieser Gruppierung inhaltlich auseinandersetzen“, betonte der Sozialdemokrat aus dem benachbarten Hamm. „Natürlich wäre es schön, wenn wir die einzige linke Partei wären, aber wir müssen die Realitäten erkennen.“ Bei allen Überlegungen stehe für ihn im Vordergrund, wie die SPD am besten ihre Forderungen durchsetzen könne. Daher habe er auch das ursprüngliche Dogma des zu jener Zeit amtierenden SPD-Chefs Kurt Beck („Keine Koalition mit den Linken im Westen“) für falsch gehalten. Im Gegensatz zu Johannes Kahrs lehnte es Marc Herter im Mai 2008 ab, bei der Suche nach politischen Lösungen Oskar Lafontaine ausgrenzen zu wollen.

Übereinstimmungen

Ebenso widersprach der SPD-Linke dem Seeheimer in der Agenda-Bewertung, wo es nach der Beurteilung des Westfalen in einigen Teilen an der notwendigen sozialen Balance gefehlt habe. Ohne einen grundlegenden Politikwechsel der Linkspartei auf dem internationalen Feld sah auch Marc Herter in 2008 keine Chance für ein Bündnis in einer Bundesregierung. Einklang bestand zwischen den Vertretern des linken und rechten SPD-Flügels mit Blick auf die internationalen Verpflichtungen Deutschlands: Eine Verabschiedung der Bundesrepublik Deutschland aus der Europäischen Gemeinschaft und der Nato, wie sie von der Linkspartei verlangt werde, war weder für den Hamburger noch für den Hammer denkbar.

Hans Zaremba