Ausgabe Oktober 2019: Kommunalwahl im Septmber 2020

Parteigeschichte

Lippstadt am Mittwoch, 25. September 2019 (II): Dr. Rüdiger Krüger aus dem benachbarten Kreis Gütersloh blickte auch auf die Auseinandersetzung des Journalisten und Schriftstellers Kurt Tucholsky aus der Perspektive der kritischen linken Publizistik mit dem Reichbanner Schwarz-Rot-Gold. Fotos (2): Karl-Heinz Tiemann

Kurt Tucholsky und das Reichsbanner

Dem zweiten Referenten des Abends, Dr. Rüdiger Krüger, der bald mit der Vollendung des 68. Lebensjahres die Leitung der Volkshochschule Reckenberg-Ems mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück aufgibt, war es vorbehalten, die kritische Haltung von Kurt Tucholsky, zeitweiliger Herausgeber der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“, gegenüber dem Reichsbanner zu beurteilen. Eine Aufgabe, die der Literat und Kulturwissenschaftler mit seinem unterhaltsamen Vortrag beim von der SPD und der örtlichen VHS ausgerichteten Treffen zur Reichsbanner-Geschichte rundweg gerecht wurde. Der Gast aus dem Kreis Gütersloh charakterisierte mit etlichen Zitaten ebenso vortrefflich die Bedeutung von Kurt Tucholsky als Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Lyriker und Kritiker.

Geschichte des Reichsbanners

Zudem schilderte Rüdiger Krüger die Reichsbanner-Geschichte von Freitag, 22. Februar 1924, als sich in Magdeburg das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Frontsoldaten mit der Wahl von Otto Hörsing zum Vorsitzenden bildete bis zum Verbot im März 1933 infolge der Machtübernahme durch das NS-Regime. Wegen seiner parteiübergreifenden Ausrichtung und breiten Verankerung in den staatstragenden Parteien der Weimarer Republik verfügte das Reichsbanner über prominente und einflussreiche Mitglieder. Darunter finden sich die fünf Reichskanzler Gustav Bauer, Constantin Fehrenbach, Hermann Müller, Philipp Scheidemann, Joseph Wirth, Reichstagspräsident Paul Löbe und die späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Theodor Heuss, zudem mehrere Ministerpräsidenten, Reichstags- und Bundestagsmitglieder sowie bedeutende Persönlichkeiten der deutschen Geschichte und des öffentlichen Lebens. Am 28. Oktober 1953 wurde der Verband wieder gegründet, ohne den Status der einstigen Massenorganisation zu erreichen, und erhielt 1968 seinen heutigen Namen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten. Es ist ein überparteiliches, in der Praxis von der SPD dominiertes Bündnis, das sich der politisch-historischen Bildungs- und Erinnerungsarbeit sowie der demokratischen Traditionspflege widmet, mit dem Ziel, die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland zu bewahren und zu stärken. Sein heutiger Vorsitzender ist das Hamburger SPD-Bundestagsmitglied Johannes Kahrs, der im Mai 2008 zum Dialog mit Marc Herter aus Hamm über den Umgang mit der Linkspartei in Lippstadt weilte.

Hans Zaremba