Ausgabe Oktober 2019: Kommunalwahl im Septmber 2020

Sommertour

Jüdisches Leben in Lippstadt

Spaziergang von 60plus mit Barbara Birkert

Abseits von den üblichen Treffen in den Räumen von Lokalen oder der örtlichen Sozialdemokratie richtete die Arbeitsgemeinschaft 60plus im September einen interessanten öffentlichen Spaziergang aus. Dazu hatte ihr Leiter Karl-Heinz Tiemann mit Barbara Birkert eine kompetente Frau gewonnen, mit der die SPD-Gruppe einige Punkte im Zentrum aufsuchte, die an das jüdische Leben in Lippstadt erinnern.

Donnerstag, 12. September 2019Auf dem Spaziergang zu den Punkten, die an das jüdische Leben in Lippstadt erinnern, gehörte auch der Ort mit dem jüdischen Erinnerungszeichen in der Rathausstraße, einst Judenstraße. Barbara Birkert (rechts) erläuterte hier auch die verschiedenen Inschriften, die Hinweise zu den einst in Lippstadt vertretenen jüdischen Familien aufzeigen. Foto: Karl-Heinz Tiemann

Geschäftsleben und Berufsstruktur

Der Aufbruch der 90minütigen Exkursion erfolgte am Lippstädter Rathaus. Dort begann Barbara Birkert auch mit ihren Erläuterungen über das jüdische Leben in Lippstadt. Dabei erklärte sie, dass die Juden meistens in der Straße hinter dem Rathaus wohnten, weswegen sie jahrhundertelang die Bezeichnung „Judenstraße“ getragen habe. Erst seit 1933 heißt sie „Rathausstraße“. Überdies erläuterte die Referentin das Geschäftsleben und die Berufsstruktur der Juden in Lippstadt. Mit Blick auf den im Jahr 1991 veröffentlichten Sonderband der Schriftenreihe des Heimatbundes Lippstadt „Lippstädter Spuren“ mit dem Titel „Leben und Leiden der jüdischen Minderheit in Lippstadt“ bemerkte die Stadtführerin, dass die Juden im Handwerk so gut wie nicht vertreten waren. Die bewusste Ausgrenzungspolitik auch der Lippstädter Handwerkszünfte, hätte es ihnen verwehrt, ein Handwerk zu betreiben. Was den Handel betreffe, seien in Lippstadt die jüdischen Kaufleute vorwiegend im Konfektions- und Manufakturhandel sowie im Handel mit Vieh tätig gewesen.

Gedenktafel und Modell erinnern an die frühere Synagoge

Zum Rundgang der SPD-Gruppe mit Barbara Birkert gehörte auch jene Stelle, wo sich bis zur ‚Reichspogromnacht‘ in 1938 die Synagoge in Lippstadt befand. Sie wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zum größten Teil zerstört. Die Überreste des Gotteshauses der Juden in Lippstadt befinden sich an der David-Gans-Straße 7 (einst Stiftstraße). Eine Gedenktafel und ein Modell aus Edelstahl erinnern in der Gegenwart an die frühere Synagoge der heute nicht mehr vorhandenen jüdischen Gemeinde Lippstadts.

Hans Zaremba