Aus zirka 44.000 wurden 67.000 Einwohner

Erinnerung an die zum 1. Januar 1975 erfolgte kommunale Neuordnung

Von 1965 bis 1978 fanden in allen Flächenländern der damaligen westdeutschen Bundesrepublik Deutschland räumliche Neuordnungsmaßnahmen statt. In Nordrhein-Westfalen wurde die kommunale Gebietsreform in zwei Neugliederungsschritten durchgeführt. Für Lippstadt war das am Neujahrstag 1975 in Kraft getretene Münster/Hamm-Gesetz ausschlagend. Durch die Zuordnung der bis zum 31. Dezember 1974 eigenständigen Gemeinden Benninghausen, Bökenförde, Cappel, Dedinghausen, Eickelborn, Esbeck, Garfeln, Hellinghausen, Herringhausen, Hörste, Lipperode, Lohe, Overhagen, Rebbeke und Rixbeck sowie Teile von Liesborn (Bad Waldliesborn) und Ermsinghausen (Gut Schwarzenraben) in das Gebiet von Lippstadt erweiterte sich die Fläche Lippstadts von ehemals 29,82 auf heute 113,3 Quadratkilometer und die Einwohnerzahl wuchs am Mittwoch, 1.  Januar 1975, von zirka  44.000 auf rund 67.000.

Samstag, 30. März 1974

Damit verbunden waren auch Änderungen der SPD-Struktur in Lippstadt. Bis zum Frühjahr 1974 bestand in Lippstadt lediglich ein SPD-Ortsverein und ihr Vorsitzender war der erst 24-jährige Karl-Heinz Brülle. Parallel zur Debatte über die politische Neuordnung von Lippstadt hatte sich auch die SPD auf den Weg begeben, um sich auf die neue Situation einzustellen. Sie bildete ein dreiviertel Jahr – am Samstag, 30. März 1974 – vor der Entstehung der Stadt Lippstadt in ihren heutigen politischen Grenzen im damaligen Kurhotel „Provinzial“ in Bad Waldliesborn, das zu jener Zeit noch ein Ortsteil der Gemeinde Liesborn war, den SPD-Stadtverband Lippstadt und wählte Karl-Heinz Brülle aus dem Ortsverein Lippstadt zu ihrem Gründungsvorsitzenden. Der SPD-Stadtverband Lippstadt setzte sich im Jahr 1974 aus zehn SPD-Ortsvereinen im Lippstädter Stadtgebiet zusammen. Eine wesentliche Aufgabe des gewählten Vorstandes des SPD-Stadtverbandes war, ein Wahlprogramm für die am Sonntag, 4. Mai 1975, anberaumte Wahl des Rates für die neugebildete Stadt Lippstadt zu entwickeln. Zudem waren für die 26 Wahlbezirke von Eickelborn im Westen über die Kernstadt in der Mitte bis Hörste im Osten im nun größer gewordenen Lippstadt Direktbewerber zu finden und eine Reserveliste für die Wahl des neuen Rates zu verabschieden Diese Entscheidungen traf die für Samstag, 18. Januar 1975, im Hotel “Drei Kronen” einberufene Delegiertenkonferenz der Sozis aus den zehn SPD-Ortsvereinen.

Lippstadt am Samstag, 18. Januar 1975: Der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Karl-Heinz Brülle (rechts) präsentiert im Hotel „Drei Kronen“ die Spitzenmannschaft der Lippstädter Sozialdemokraten für die Stadtratswahl am Sonntag, 4. Mai 1975. Von links Werner Roß (+ 2011), Wolfgang Sparkuhle (+ 1993), Heinz-Jürgen Thewes und Werner Franke (+ 2006).

Samstag, 18. Januar 1975

Die ersten 26 Plätze der SPD-Liste nahmen ein: Wolfgang Sparkuhle (+), Werner Roß (+), beide aus der Kernstadt, Heinz-Jürgen Thewes, Benninghausen, Berni Alff (+), Horst Marin, Werner Franke (+), Walter Neumann (+), alle Kernstadt, Fritz Kötter (+), Lipperode, Franz Homberg (+), Kernstadt, Dr. Irmgard Schmieder, Bad Waldliesborn, Horst Schneider (+) Lipperbruch, Theo Hellwig (+), Eickelborn, Willi Kröger, Kernstadt, Herbert Heiermeier, Esbeck, Willi Radine (+), Kernstadt, Dieter Deimel, Hörste, Elisabeth Langner (+), Kernstadt, Klaus Helfmeier(+).Cappel, Albrecht Nies (+), Kernstadt, Fritz Westig (+), Dedinghausen, Horst Langner, Hans Besser (+), Elisabeth Kuppert (+). Agnes Jobst (+), Heinfried Heitmann und Hubert Flecke (+), alle Kernstadt.

 

Lippstadt am Donnerstag, 22. Mai 1975: Der am Sonntag, 4. Mai 1975, gewählte Rat der Stadt Lippstadt traf sich an diesem Tag zu seiner konstituierenden Sitzung im damaligen Kreishaus an der Lipperoder Straße. Diese Aufnahme vermittelt einen Blick auf die seinerzeitige SPD-Ratsfraktion.
Archiv-Fotos (2): SPD-Ortsverein Lippstadt

Sonntag, 4. Mai 1975

Als am Sonntag, 4. Mai 1975, das Ergebnis der ersten Ratswahl nach der Neuordnung feststand, hatte die CDU mit 28 von 51 Ratssesseln eine deutliche Mehrheit erzielt. Auf die SPD entfielen 20 Mandate und die FDP konnte drei Sitze ergattern. Für die SPD zogen in den Rat ein: Berni Alff (+), Hans Besser (+), Werner Franke (+), Heinfried Heitmann, Franz Homberg (+), Willi Kröger, Elisabeth Langner,(+), Horst Marin, Walter Neumann (+), Willi Radine (+), Werner Roß (+), Wolfgang Sparkuhle (+) und Horst Schneider (+) aus dem Stadtteil Lipperbruch. Der Lipperbrucher war 1975 noch Mitglied der Sozialdemokraten in der Kernstadt, da sich sein späterer SPD-Ortsverein Lipperbruch erst 1977 als eigenständige Parteigliederung aus dem Lippstädter SPD-Ortsverein herauslöste. Die weiteren sieben Ratsvertreter mit dem roten Parteibuch setzten sich aus Dieter Deimel (Hörste), Herbert Heiermeier(Esbeck), Klaus Helfmeier (Cappel, inzwischen verstorben), Theo Hellwig (Eickelborn, auch verstorben), Fritz Kötter (Lipperode, ebenfalls verstorben), Dr. Irmgard Schmieder (Bad Waldliesborn, unterdessen nach Warendorf verzogen) und Heinz-Jürgen Thewes (Benninghausen) zusammen. Später rückten Albrecht Nies für Horst Marin (bereits im Herbst 1975) und Fritz Westig für Wolfgang Sparkuhle (im November 1976) in den Lippstädter Stadtrat nach.

Hans Zaremba