Blick in das Lippstädter Stadtarchiv

Hans Zaremba über die SPD-Gruppe 60plus bei Claudia Becker

Das Stadtarchiv Lippstadt geht zurück auf die Sammlung städtischer Privilegien seit dem frühen 13. Jahrhundert und ist somit etwa genauso alt wie die Stadt Lippstadt selbst. Diese Information von der Stadtarchivarin Dr. Claudia Becker bildete am Donnerstag, 30. Januar, den Auftakt eines interessanten Blickes der Senioren der Lippstädter Sozialdemokraten in das Archiv der Stadt Lippstadt in der Soeststraße 8.

Lippstadt am Donnerstag, 30. Januar 2020 (I): Gruppenbild zum Ende des Besuches der SPD-Senioren im Lippstädter Stadtarchiv. Rechts vorne mit der Stadtarchivarin Dr. Claudia Becker.
Foto: Anna Krakowski

Kommunale Pflichtaufgabe

Wer allerdings von den SPD-Senioren mit ihrem Leiter Karl-Heinz Tiemann geglaubt hatte, bei dem Aufbewahrungsort im Gebäude „Altes Steinwerk“ handele es sich um eine freiwillige Obliegenheit der kommunalen Kulturpflege, wurde von Claudia Becker überrascht: Vielmehr sei die Unterhaltung des Stadtarchivs eine kommunale Pflichtaufgabe, wie sie das Land Nordrhein-Westfalen in seinem Archivgesetz bestimmt habe. „Danach ist das Archiv keine Kultureinrichtung, sondern in erster Linie eine Behörde für Verwaltungsaufgaben“, erklärte die Beamtin den Gästen aus der SPD. Gleichwohl verstehe sich das seit 1976 von einer hauptamtlichen und seit 1983 von einer archivfachlich ausgebildeten Kraft geleitete Lippstädter Archiv als Ort geschichtlicher Begegnungen. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger können das 1,6 Kilometer umfassende Archivgut einsehen, sofern keine datenschutzrechtlichen Bestimmungen oder Probleme mit der Erhaltung des Archivguts dem entgegenstehen.

Inhaltliche Bewertungen

Die wesentliche gesetzliche Aufgabe der ‚Sammelstelle‘ der vielen Dokumente, Filme, Fotos, Tonträger und anderer Archivalien bestehe darin, so Claudia Becker, historisch bedeutsame Unterlagen aus der Tätigkeit von Rat und Verwaltung zu verwahren. Nicht allein aus Platzgründen gelange nur ein Querschnitt der Papiere aus dem Stadthaus und den anderen städtischen Dienststellen in das von ihr seit dem Jahr 2002 geleitete Haus. „Was letztlich übernommen wird, entscheidet das Stadtarchiv. Dabei ist die inhaltliche Bewertung entscheidend“, bemerkte dieChefin der städtischen Dienststelle auf den zu treffenden Ausleseprozess. Interessant für die Lagerung wären zum Beispiel Akten über die Anschaffung eines Dienstautos im Jahr 1906 oder zur Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in den 1980er Jahren, weniger dagegen aus späteren Zeiten, in denen derartige Aufgaben zur Routine geworden seien.

Lippstadt am Donnerstag, 30. Januar 2020 (II): Beim Blick in das Magazin des Stadtarchivs zeigte die Leiterin dieser Einrichtung, Dr. Claudia Becker, der Besuchergruppe von den SPD-Senioren anhand dieser auf Pergament erstellten historischen Urkunde den Umgang der im Gebäude „Altes Steinwerk“ vorhandenen wertvollen Sammlungen aus der Lippstädter Stadtgeschichte.
Foto: Hans-Jochen Danzebrink

Viele Details

Zum vielfältigen Komplex der Aufgaben gehören neben der Erforschung der Stadtgeschichte und der Betreuung der Besucherinnen und Besucher auch die Pflege von Publikationen zur Lippstädter Historie, die Beratung bei der Erstellung von Jubiläumsschriften und Facharbeiten, Veranstaltungen von Vorträgen und kleineren Ausstellungen. Viele Bürgerinnen und Bürger würden die umfangreichen Zeitungsbestände nutzen, die in der Soeststraße zur Einsichtnahme auf Mikrofilmen und -fiches vorliegen. Aber auch den reichlichen Bestand mit gut 90.000 Fotos, die zu einem großen Teil aus dem Fundus des 2008 im Alter von fast 90 Jahren verstorbenen Lippstädter Fotografen Walter Nies stammen. In den mit vielen Details aus dem Alltagsleben des Lippstädter Stadtarchivs gespickten Erläuterungen berichtete Dr. Becker auch über die Anforderungen, denen sich das Personal für eine optimale Verwahrung der überlassenen Materialien ausgesetzt sehe. „Wir müssen genau aufpassen, dass die Räume nicht zu feucht sind, um Schimmel oder ähnliche Begleiterscheinungen zu vermeiden. Ist es dagegen zu trocken, können Pergament und Papier brechen.“ Am haltbarsten sei immer noch das aus Tierhaut gefertigte Pergament, was Claudia Becker der Besuchergruppe auch an einer alten Urkunde des Stadtrechts von Lippstadt demonstrierte. Zudem informierte die promovierte Historikerin, die vor der Übernahme der reizvollen Aufgabe in Lippstadt bei den Hauptstaatsarchiven der Bundesländer Hessen in Wiesbaden und Niedersachsen in Hannover tätig war, über die Art der Archivausbildung. Sie reiche vom Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv (FaMI Archiv) über den Archivar im gehobenen Dienst bis zum Archivar im höheren Dienst mit abgeschlossener Promotion. Auch die Stadt Lippstadt bilde FaMIs aus, sowohl für den eigenen Bedarf als auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels darüber hinaus.

Ausblick

Das nächste Treffen der SPD-Senioren findet am Donnerstag, 13. Februar 2020, 15.00 Uhr, in der Thomas-Valentin-Bücherei, Fleischhauerstraße 2, Lippstadt, statt. Dort wartet auf 60plus die neue Leiterin der Stadtbibliothek in Lippstadt, Tahnee Exner.