Demographischen Wandel gestalten

Hans Zaremba eröffnete Informationsabend zum Bevölkerungswandel

Dass der demographische Wandel gestaltet werden kann, wenn die Weichen rechtzeitig gestellt werden, ist wohl unbestritten. Diese These stellte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba an den Beginn der öffentlichen Veranstaltung seiner Partei zur Bevölkerungsentwicklung in Lippstadt. Die Handlungsansätze, wie Lippstadt den Herausforderungen der bundesweit feststellbaren Veränderungen der Volksgemeinschaft begegnen will, vermittelten bei dem Informationsabend der Kernstadt-Sozialdemokraten im Kasino von der Lippstädter Stadtverwaltung der Leiter des Fachbereiches für Jugend und Soziales, Wolfgang Roßbach, und der Sozialplaner Werner Kalthoff mit einem ausführlichen und anschaulichen Vortrag.

Wolfgang Roßbach und Werner Kalthoff präsentierten Prognosen

Wie rasant auch Lippstadt von dem allgemeinen Umbruch der Bevölkerungszahlen in der Bundesrepublik Deutschland betroffen sein werde, dokumentierten Roßbach und Kalthoff mit ihren Zahlenbeispielen zu der Entwicklung von 1975 bis 2004 und den Vorhersagen bis in das Jahr 2020. Bereits zwischen 1998 und 2004 hätten die Sterbefälle (5.203) gegenüber den Geburten (4.706) überwogen. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Einwohnerzahl bis 2020 um 3,6 Prozent zurückgeht“, teilte der städtische Sozialplaner den in das Kaminzimmer des vormaligen britischen Offizierskasino gekommenen 40 Besuchern mit. Damit werden in 2020 die Zahl der in Lippstadt lebenden Bürger von derzeit gut 72.000 unter 70.000 fallen. Die deutlichen Unterschiede bei den einzelnen Altersgruppen erläuterte Kalthoff mit einem Schaubild zum Alterspilz. Demnach sei auch in Lippstadt mit einem Anstieg der Menschen im Rentenalter (ab 65 Jahre) auf über 13.000 Einwohner zu rechnen. Als erschreckend wurde aus der Mitte der Versammlung die Tatsache bewertet, dass sich allein im Stadtkern (dem Bereich zwischen den Umfluten) der Bevölkerungsanteil in den Jahren von 1998 bis 2004 um fast zehn Prozent verringert habe. „Dies verlangt nach geänderten Rahmenbedingungen zur Stadtentwicklung und für das Wohnen in der City“, unterstrich ein kritischer Zuhörer seine Klage.

Betreuungsangebote für unter Dreijährige ausbauen

Den für Lippstadt prognostizierten Bevölkerungsverlust wollen Roßbach und Kalthoff mit einem Bündel von Maßnahmen passieren, ohne die Gräben zwischen den Generationen zu vertiefen. Zudem hoben die Stadtbediensteten hervor, dass zwar die Tendenz des demographischen Wandels eindeutig sei, das Tempo aber beeinflussbar. Um den Standort von Lippstadt im kommunalen Wettbewerb zu stärken, setzen Roßbach und Kalthoff auch künftig auf den Ausbau der Kinder- und Familienfreundlichkeit im Stadtgebiet. Dazu zählen neben einem flächendeckenden Angebot von Ganztagsschulen und Kindergärten, wo eine 100-prozentige Versorgung der über Dreijährigen garantiert sei, insbesondere auch Wege, das Betreuungsangebot für die unter Dreijährigen zu verbessern. Was hierzu im Oktober vom Rat mit den 161 zusätzlichen Plätzen beschlossen worden sei, bezeichnete Fachbereichsleiter Roßbach „als einen ersten wirkungsvollen Schritt“, mit dem Lippstadt seine Position im kommunalen Wettbewerb gestärkt habe.

Auch Bund und Land stehen in der Verantwortung

Zwangsläufig werde man sich auch mit dem Bedarf der örtlichen Infrastruktureinrichtungen zu befassen haben. Immer weniger Kinder in Lippstadt würde dazu führen, dass in einigen Tageseinrichtungen ein Überhang an Plätzen entstehe. „Dies immer dort, wo gerade nicht gebaut wird“, beleuchtete der Fachbereichschef die gegensätzlichen Entwicklungen an den Beispielen der Stadtteile Cappel (wo durch das Neubaugebiet Liesenkamp zusätzliche Kindergartenplätze benötigt würden) und Benninghausen (wo derzeit schon ein Überhang von über 20 Plätzen bestehe). Die Zunahme bei den Rentnerinnen und Pensionären bedeute neue Anforderungen an das Wohnen und sein Umfeld sowie einen höheren Pflegebedarf. Diesen Veränderungen könne aber nicht allein die Kommune mit ihren Entscheidungen und Möglichkeiten gerecht werden, sondern auch die staatlichen Institutionen von Land und Bund ständen bei der Bewältigung der Situation, in der die deutsche Bevölkerung zugleich altere und schrumpfe, in der Verantwortung.