Jakob Koenen – ein Mann mit vielen Verdiensten

Eine Würdigung zur 100. Wiederkehr des Geburtstages

Die außergewöhnliche Persönlichkeit von Jakob Koenen wurde noch einmal deutlich, als die Stadt Lippstadt und die Sozialdemokraten anlässlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages des Lippstädter Ehrenbürgers am Dienstag, 5. Juni, zu einem stillen Gedenken am Grab des ehemaligen Bürgermeisters und früheren Abgeordneten des Deutschen Bundestages und zu einem Empfang in das Brauhaus Thombansen geladen hatten. Auffallend war, dass sich dazu 33 Jahre nach dem Tod dieses verdienstvollen Mannes über 100 Personen eingefunden hatten. Unter ihnen waren viele Frauen und Männer, die sich mit Jakob Koenen über Jahre gemeinsam in der Kommunalpolitik für die Entwicklung seiner Geburts- und Heimatstadt eingesetzt haben.

Stilles Gedenken am Grab von Jakob Koenen.Zur 100. Wiederkehr des Geburtstages des Lippstädter Ehrenbürgers wurden Kränze der Stadt Lippstadt und der Sozialdemokraten niedergelegt.

Ausstellung und Publikation

Für den Empfang an der alten Wirkungsstätte des selbständigen Handwerksmeisters Jakob Koenen in der Lange Straße 3 hatten die Sozialdemokraten durch den Verantwortlichen für die Parteigeschichte des Lippstädter SPD-Ortsvereins, Wolfgang Schulte Steinberg, eine kleine Ausstellung mit vielen Fotos errichtet. Ebenso hatte die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Pfeffer alte Filmdokumente aus dem Leben von Jakob Koenen digitalisieren lassen. Zudem war zuvor vom SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hans Zaremba mit der Herausgabe einer Extraausgabe der Mitgliederpublikation der Sozialdemokraten in der Kernstadt, Rote Lippe Rose intern, ein kleiner Abriss über verschiedene Stationen aus dem Leben dieses einzigartigen Menschen zusammengestellt worden. Eine umfassende Würdigung von Jakob Koenen und seiner Leistungen nahm der im März 80 Jahre alt gewordene Friedrich-Wilhelm Herhaus, der von 1957 zunächst als Stadtrechtsrat und Stadtkämmerer und von 1958 bis zum Ableben von Jakob Koenen in 1974 als Stadtdirektor, das langjährige Lippstädter Stadtoberhaupt bei seiner Arbeit eng begleitete, vor. Die Rede des vormaligen Chefs im Lippstädter Stadthaus wird an dieser Stelle in Verbindung mit etlichen Bildern von dem Gedenken auf dem Friedhof und dem Empfang im Wortlaut veröffentlicht.

Persönliche Erinnerungen.Friedrich-Wilhelm Herhaus, zweiter von rechts, wußte viel über die außergewöhnliche Persönlichkeit von Jakob Koenen zu berichten. Aufmerksame Beobachter seiner Ausführungen sind die SPD-Stadtverbandsvorsitzende Marlies Stotz und der ehemalige Ratsherr Wolfgang Schulte Steinberg.

Enge Verbundenheit

„Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Lippstadt, Herrn Hans-Joachim Kayser, bin ich gebeten worden, anlässlich des 100. Geburtstages von Jakob Koenen die Laudatio zu halten. Diesem Wunsch komme ich gern nach, weil ich mich nach wie vor mit Jakob Koenen eng verbunden fühle.“

Gäste über die Parteigrenzen hinweg.Von links nach rechts der amtierende Bürgermeister Christof Sommer (CDU), Grünen-Fraktionschefin Ursula Jasperneite-Bröckelmann und Vizebürgermeister Franz Klocke (CDU).

Volksschule und Lehre

„Jakob Koenen wurde am 5. Juni 1907 in Lippstadt geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Lippstadt erlernte er das Handwerk des Sattlers, Polsterers und Dekorateurs in Bautzen (Sachsen). Die Gesellenjahre verbrachte er in verschiedenen Städten und legte 1930, also mit 23 Jahren noch sehr jung, die Meisterprüfung ab. Es folgte zunächst die Tätigkeit in der Geschäftsführung eines Handwerksbetriebes und ab 1933 die Selbständigkeit als Handwerksmeister in Lippstadt. Von 1940 bis 1945 war er Soldat, zuletzt mit dem Dienstgrad eines Fahnenjunker-Feldwebels.“

Jakob Koenen gilt auch heute noch als ein großer Bürgermeister.Darüber bestand zwischen Hans-Werner Koch, Seniorenbeauftragter der SPD, Werner Roß, politischer Ziehsohn von Jakob Koenen, Heinrich Westen, ehemaliger Stadtkämmmerer, und Horst-Michael Risse, früherer Stadtjustizar (rechts), völlige Übereinstimmung.

Kommunalpolitik ab 1946

„Nach dem Krieg widmete er sich neben seiner handwerklichen Tätigkeit seit 1946 der Kommunalpolitik. Er wurde zunächst Mitglied der Stadtvertretung Lippstadt und 1948 Bürgermeister Lippstadts. Nach den Vorschriften der jeweils geltenden Gemeindeordnung war eine Wahl nach Ablauf von zwei Jahren und sodann von fünf Jahren erforderlich. Jakob Koenen zeichnete es in besonderem Maße aus, dass er trotz der unterschiedlichen parteipolitischen Zusammensetzung des Rates der Stadt seit 1948 ununterbrochen Bürgermeister dieser Stadt gewesen ist. Er war der dienstälteste Ratsvorsitzende des Landes Nordrhein-Westfalen. 1966 verlieh ihm auf Grund seiner Verdienste der Rat den Ehrenring der Stadt Lippstadt. 1968 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, das ihm von dem damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn überreicht wurde. 1973 wählte ihn der Rat der Stadt Lippstadt einstimmig zum Ehrenbürger. Leider konnte er sich des Ehrenbürgerrechts nicht mehr lange erfreuen. Am 16. Januar 1974 starb Jakob Koenen.“

Von der Lebensleistung Jakob Koenens angetan.Von links nach rechts der unmittelbare Nachfolger als Bürgermeister Dr. Gerhard Wolf (FDP), Ex-Stadtdirektor Friedrich-Wilhelm Herhaus und der frühere Vorsitzende des städtischen Kulturausschusses, Wolfgang Schulte Steinberg.

Vom 17. September 1956 bis zum 16. Januar 1974

„Ich persönlich lernte Jakob Koenen am 17. September 1956 im Rathaus in Lippstadt kennen. Anlass war meine Bewerbung um die ausgeschriebene Stelle eines Stadtrechtsrates und Stadtkämmerers. Nachdem ich in die engere Wahl gekommen war, wurde ich gebeten, mich dem Haupt- und Finanzausschuss und dem Rat – in beiden Gremien hatte Jakob Koenen nach den Vorschriften der Gemeindeordnung den Vorsitz inne – vorzustellen. Er machte auf mich von Anfang an mit seinem gewinnenden Wesen einen guten Eindruck, der sich im Verlauf der Vorstellungsgespräche noch vertiefte. Nachdem ich vom Rat gewählt worden war und am 2. Januar 1957 meinen Dienst angetreten hatte, begann die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister. Diese dienstlichen Kontakte wurden nach meiner Wahl zum Stadtdirektor – dieses Amt übernahm ich am 1. März 1958 als Nachfolger des damaligen Stadtdirektors Franz Harrenkamp – noch enger und bestanden bis zu seinem Tod am 16. Januar 1974