Ausgabe Nr. 9/2007: Alibi oder Reform?

Parteigeschichte

Werner Franke – Gewerkschaftler und Genosse

Frauen und Männer, die die Sozialdemokratie geprägt haben, Teil 13

Für viele ehemalige und etliche heute noch engagierte Kommunalpolitiker der SPD war Werner Franke der Lehrmeister in politischer Strategie. Fast 30 Jahre berufliche Verantwortung für die Industriegewerkschaft Metall (IGM) und 15 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Ratsmitglied sind nur zwei Stationen, die den Weg des vor einem Jahr verstorbenen Gewerkschaftlers und Genossen bestimmt haben.

Von Dresden nach Lippstadt

Werner Franke, geboren am 2. August 1928 in Dresden, kam noch vor der Entstehung der DDR als 18jähriger nach Lippstadt. Bereits 1949 gründete er die örtliche Gewerkschaftsjugend und arbeitete bis 1958 für die Nachwuchsorganisation der IGM. Es dauerte nicht lange, dass sich der überzeugte Gewerkschaftler als Betriebsrat bei der Rothen Erde für seine Kolleginnen und Kollegen einsetzte. Die Wahl zum Vorsitzenden dieses Gremiums war die Folge seiner erfolgreichen Tätigkeit. Parallel zur Arbeit im Betrieb wuchs auch sein Einsatz in der IGM, die ihm zunächst zum ehrenamtlichen Zweiten Bevollmächtigten berief und am 1. Januar 1963 als hauptamtlichen Gewerkschaftssekretär anstellte.

Kopf der Gewerkschaften

Werner Franke wurde rasch einer der führenden und prägenden Köpfe der lokalen Gewerkschaften. Der Fachmann für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit entwickelte sich zum ausgewiesenen Arbeits- und Tarifrechtsexperten. Im Jahr 1981 stieg er zum Ersten Bevollmächtigten der IGM auf, was er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben in 1991 blieb. Zudem war er als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht und am Landesarbeitsgericht tätig. Als Mitglied der Vertreterversammlung der Landesversicherungsanstalt (LVA) und im Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Lippstadt wurde er auch zum gefragten Ansprechpartner für das Rentenrecht und Gesundheitswesen.

Verdienste als Kommunalpolitiker

Werner Franke hat sich auch Verdienste bei der Entwicklung von Lippstadt erworben. Noch in der Ära des legendären Bürgermeisters Jakob Koenen zog er in den Stadtrat ein und wurde schnell zum gründlichen Kenner der Sozial- und Jugendpolitik. So war es auch zwangsläufig, dass er Vorsitzender des Jugend- und Sozialausschusses wurde. Auch auf vielen anderen politischen Feldern setzte er nachhaltige Akzente. Sein breites Wissen und seine Fähigkeiten, politische Prozesse rechtzeitig zu erkennen, sie zu einem schlüssigen Konzept zu bündeln und Menschen zusammenzubringen, führten ihn im Mai 1975 in das Amt des SPD-Ratsfraktionsvorsitzenden. Wegen zunehmender beruflicher Belastungen musste er sich schon 1978 wieder von dieser Aufgabe lösen und ein Jahr später ganz aus dem Rat ausscheiden. Doch auch ohne Funktionen und Mandate hatte sein Wort in der SPD weiterhin ein großes Gewicht. Werner Franke, Träger des Bundesverdienstkreuzes und Inhaber der Willy-Brandt-Medaille, gehörte der Sozialdemokratie seit dem 1. Januar 1960 an.

Hans Zaremba