Ausgabe Nr. 4/2008: Bundestagswahl 2009 im Blick

Parteigeschichte

Ehrung für langjährige SPD-Mitgliedschaft.Bei der Jubilarfeier 1985 wurde die Ratsfrau Berni Alff (links) durch Annemarie Renger ausgezeichnet. Aufmerksamer Beobachter ist der damalige Ortsvereinsvorsitzende Wolfgang Schulte Steinberg.

Nachhaltiger Eindruck

Annemarie Renger hat im Vorwahlkampf der SPD von November 1985 bis Januar 1986 einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie besuchte in dem Vierteljahr ihres Engagements vor Ort unter anderem Wirtschaftsbetriebe in Warstein, Sozialeinrichtungen in Lippstadt, das Versuchsgut „Haus Düsse“ in Bad Sassendorf und mehrere Bildungseinrichtungen. Zudem knüpfte sie vielfältige Kontakte zu den Sozialdemokraten im Kreisgebiet. Wenige Tage vor Weihnachten 1985 war sie als Ehrengast bei der Jubilarehrung des Lippstädter SPD-Ortsvereins im Hotelrestaurant Ortwein. Die Verbindungen von Annemarie Renger zur Friedrich-Ebert-Stiftung verschafften dem Stadttheater in Lippstadt im Juli 1986 die Möglichkeit, eine vielbeachtete Ausstellung über das Leben und Wirken des ersten Nachkriegsvorsitzenden der SPD, Kurt Schumacher, anzubieten.

Geprägt durch Kurt Schumacher

Die am 7. Oktober 1919 in Leipzig als Tochter des Arbeitersportfunktionärs Fritz Wildung geborene Sozialdemokratin wurde nach 1945 durch Kurt Schumacher politisch stark geprägt, der 1949 bei der ersten Bundestagwahl als SPD-Spitzenkandidat antrat. Die couragierte Frau begleitete den durch die im ersten Weltkrieg erlittenen Verwundungen und der Inhaftierung während der NS-Diktatur körperlich schwer eingeschränkten Vorsitzenden von Bundespartei und Bundestagsfraktion bis zu seinem Tod in 1952 als Sekretärin und führte ihm zeitweise auch den Haushalt. In diese Zeit fiel auch der Besuch von Kurt Schumacher in Lippstadt, den er 1950 zur Unterstützung von Jakob Koenen im Landtagswahlkampf absolvierte. Nach dem Ableben von Kurt Schumacher trat Annemarie Renger selbst ins politische Rampenlicht. Bei der Wahl 1953 gelang ihr der Einzug in den Bundestag, dem sie bis 1990 ununterbrochen angehörte.

Bundestagspräsidentin

Durch den brillanten Wahlerfolg am 19. November 1972 mit Bundeskanzler Willy Brandt wurde die SPD stärkste Fraktion und ihr oblag das Vorschlagsrecht für den Vorsitz im Bundestag. Dafür nominierte sie ihre frühere parlamentarische Geschäftsführerin Annemarie Renger, die am 13. Dezember 1972 erste Parlamentspräsidentin in der Geschichte des Bundestages wurde. Sie erwarb sich schnell eine breite Anerkennung und übte die Funktion zur Überraschung vieler ihrer Kritiker souverän aus. Ganz Parteisoldatin kandidierte sie 1979 im Wettbewerb mit ihrem Nachfolger als Bundestagspräsident, Karl Carstens, für das höchste Amt im Staat. Durch die Mehrheit der Union in der Bundesversammlung hatte sie jedoch keine Aussicht, auch die erste Frau im Bundespräsidialamt zu werden. Der Lippstädter SPD-Ortsverein wird Annemarie Renger in guter Erinnerung behalten.

Hans Zaremba

Mehr über Annemarie Renger unter www.kernstadt-spd.de