Im Blickpunkt
Keine Ausgrenzung
Gegen eine Stigmatisierung der Linken wandte sich Marc Herter, um sie nicht in eine Märtyrerrolle zu drängen. „Wir müssen uns mit dieser Gruppierung inhaltlich auseinandersetzen“, betonte der aufstrebende Sozialdemokrat aus dem benachbarten Hamm. „Natürlich wäre es schön, wenn wir die einzige linke Partei wären, aber wir müssen die Realitäten erkennen.“ Bei allen Überlegungen stehe für ihn im Vordergrund, wie die SPD am besten ihre Forderungen durchsetzen könne. Daher habe er auch das ursprüngliche Dogma des SPD-Vorsitzenden Kurt Beck („Keine Koalition mit den Linken im Westen“) für falsch gehalten. Im Gegensatz zu Kahrs lehnte es Herter ab, bei der Suche nach politischen Lösungen Lafontaine ausgrenzen zu wollen.
Bekenntnisse
Während bei der Bewertung der Agenda 2010 die Meinungen der beiden Gäste des Lippstädter SPD-Ortsvereins von einander abwichen, waren sie in der Außenpolitik nah zusammen. Ohne einen grundlegenden Politikwechsel der Linkspartei auf dem internationalen Feld sieht Herter keine Chance für ein Bündnis in einer Bundesregierung. Übereinstimmung bestand zwischen den SPD-Flügelmännern mit Blick auf die Verpflichtungen Deutschlands. Eine Verabschiedung der Bundesrepublik Deutschland aus der Europäischen Gemeinschaft und der Nato, wie sie von der Linkspartei verlangt werde, war weder für den Hamburger noch für den Hammer Sozialdemokraten denkbar.
Gretchenfrage
Die Gretchenfrage, wie die Sozialdemokraten ihren Umgang mit der Linkspartei gestalten wollen, wird auch nach dem lebendigen Streitgespräch im Lippstädter SPD-Ortsverein noch für eine ganze Weile Gegenstand innerparteilicher Debatten in der ältesten deutschen Partei bleiben. Ausgiebig diskutiert werden soll sie Ende des Monats in Nürnberg, wo sich ihr ein großer Delegiertenkongress mit vielen Funktionären der SPD-Parteibasis widmen will.
Hans Zaremba