Ausgabe Nr. 3/2009: Perspektiven für Lippstadt

Finanzdialog

Großes Interesse.Über 50 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung des Lippstädter SPD-Ortsvereins zum Finanzdialog gefolgt.

Schutzschirme

„Dadurch wurden viele Dämme gebrochen“, interpretierte Jürgen Riepe die Pleite der US-Großbank. Dieses Debakel habe ein empfindliches „Misstrauen der Banken untereinander“ ausgelöst, worunter die Branche bis heute leide. Die von den Regierungen veranlassten Maßnahmen zur Stützung der Finanzwirtschaft wurden von dem seit zehn Jahren bei der Lippstädter Sparkasse tätigen Vorstandsvorsitzenden ausdrücklich begrüßt. „Die Schirme waren nötig, um die Wirtschaft am Laufen zu halten“, unterstrich der gelernte und studierte Kaufmann seine Beurteilung zu den in den USA und in Europa beschlossenen Hilfspaketen, wozu die Bundesregierung Bürgschaften in Höhe von 480 Millionen Euro zugesichert habe. „Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind von der Krise unmittelbar nur wenig betroffen“, erläuterte der Gast der SPD aus der Sparkasse deren Kreditgeschäft, das regional ausgerichtet sei. In der Regel stützten diese Institute ihre Refinanzierung auf Kundeneinlagen, womit sie nicht auf den Geld- und Kapitalmarkt angewiesen seien. „Die Sparkassen haben sich als Stabilitätsanker erwiesen und eine Kreditklemme in Deutschland verhindert“, betonte der Chef der fusionierten Sparkasse für Lippstadt, Rüthen und Warstein.

Konsequenzen

Ebenso zeigte Jürgen Riepe die aus der Krise zu ziehenden Konsequenzen auf. Die Basel II-Vorschriften müssten weltweit umgesetzt („Es macht nachdenklich, dass die neuen Eigenkapitalregeln ausgerechnet von den USA und den führenden Investmentbanken immer noch nicht umgesetzt sind, obwohl sie damals die wesentlichen Initiatoren waren“). Die Bilanzregeln sind zu hinterfragen („Die internationalen Vorschriften haben prozyklisch gewirkt und damit die Finanzmarktkrise nicht nur begünstigt, sondern sogar verschärft“) und die Rolle der Ratingagenturen neu zu definieren („Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass von Ratingagenturen ein größeres systematisches Risiko ausgehen kann als von manchem Finanzdienstleister selbst“). Darüber hinaus müsse sich das Finanzgewerbe fühlbar von der Renditemaximierung lösen. Der Politik empfahl Jürgen Riepe bei den globalen Kapitalmärkten eine internationale Zusammenarbeit und die Einbindung der Ratingagenturen in die Aufsicht. Zudem stellte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Lippstadt mit den Geschäftsgebieten in Rüthen und Warstein heraus, dass die Finanzmarktkrise das Geschäftsmodell der Sparkassen und die Notwendigkeit beziehungsweise die Modernität des öffentlichen Auftrages einmal mehr bestätigt habe.