Ausgabe Nr. 2/2010: Folgenreiche Weichenstellung

Nachrufe

Trauer über den Tod von drei Sozialdemokraten

Erinnerung an Hans Besser, Heinrich Piel und Diether Posser

Der Lippstädter SPD-Ortsverein hatte im Dezember und Januar den Tod von drei langjährigen Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu betrauern. Dies sind der ehemalige Lippstädter Ratsherr Hans Besser, das Mitglied unseres Ortsvereins, Heinrich Piel, und der frühere stellvertretende Ministerpräsident und Landesminister von Nordrhein-Westfalen, Dr. Diether Posser. Unser Mitgefühl gilt den Familien der verstorbenen Sozialdemokraten. Der SPD-Ortsverein in der Kernstadt wird Hans Besser, Heinrich Piel und Diether Posser ein ehrendes Gedenken bewahren.

Hans Zaremba

Ortsvereinsvorsitzender

Hans Besser

Hans Besser, geboren am 19. Oktober 1929 und verstorben am 28. Dezember 2009, trat in den 1960er Jahren der SPD bei und gehörte zuvor schon der Industriegewerkschaft Metall (IGM) an. Der über viele Jahre in der Humboldtstraße wohnende Betriebsrat der Hella und langjährige Rentenexperte der IGM war in der ersten Ratsperiode nach der kommunalen Neuordnung von 1975 bis 1979 Mitglied der Lippstädter Stadtvertretung. Dort engagierte sich der 1985 nach Anröchte verzogene Sozialdemokrat und Gewerkschaftler in den damaligen Ausschüssen für das städtische Bauen und darüber hinaus im Gremium für das Garten- und Friedhofswesen. Mit dem hauptamtlichen Gewerkschaftssekretär und späteren Ersten Bevollmächtigen der IGM, Werner Franke, dem Betriebsratsvorsitzenden der Hella, Franz Homberg, und dem bei der „Rothen Erde“ tätigen Willi Radine verkörperte Hans Besser den damals einflussreichen Flügel der IGM in der Lippstädter SPD-Stadtratsfraktion.

Heinrich Piel

Heinrich Piel, geboren am 2. Juni 1940 und verstorben am 3. Januar 2010, gehörte der SPD vom 1. Januar 1972 bis zu seinem Tod an. Bei der Jubilarehrung der Kernstadt-Sozialdemokraten im April 2008 in der AWO-Begegnungsstätte wurde er für seine damals 35jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Der zuletzt in der Büchnerstraße beheimatete Verstorbene und vormalige Mitarbeiter der „Rothen Erde“ kam während der Kanzlerschaft von Willy Brandt und den damit verbundenen Aufbruch in der deutschen Politik zur Sozialdemokratie und war zudem auch viele Jahre Mitglied der Industriegewerkschaft Metall.

Diether Posser

Dr. Diether Posser, geboren am 9. März 1922 und verstorben am 9. Januar 2010, gründete mit den späteren Bundespräsidenten, Gustav Heinemann und Johannes Rau, 1952 die Gesamtdeutsche Volkspartei (GVP). Nach dem Scheitern der GVP fanden die drei stark von der Evangelischen Kirche geprägten Männer in der SPD eine neue politische Heimat. Der Rechtsanwalt Diether Posser war von 1966 bis 1990 Mitglied des Landtages. 1968 wurde er vom Ministerpräsidenten Heinz Kühn zum Bundesratsminister berufen, 1972 Chef im Justizressort und 1978 im Kabinett von Johannes Rau für zehn Jahre Finanzminister in NRW. Bei den Lippstädter Sozialdemokraten war Diether Posser am 23. November 1977 während seiner Zeit als Justizminister im Kolpinghaus zum ersten Mal zu Gast, als die Terrorwelle der zweiten Generation der Baader-Meinhoff-Bande und die Debatte über die Antiterror-Gesetze ihren Höhepunkt erreicht hatte. Knapp neunzehn Jahre später (und schon aus der aktiven Berufspolitik ausgeschieden) war der Essener zweimal zum 75jährigen Jubiläum des SPD-Ortsvereins in der Kernstadt an die Lippe gekommen. Am 23. Februar 1996 eröffnete Diether Posser in der Rathausgalerie die Ausstellung „Christ, Patriot und sozialer Demokrat“ über das Leben und Wirken seines Mentors Gustav Heinemann und am 13. April 1996 erinnerte er im Rathaussaal mit musikalischen Beiträgen am Klavier an das Schicksal verfolgter Künstler während der Diktatur des braunen Regimes in Deutschland.