Ausgabe Nr. 4/2012: Zuversichtlich und motiviert

Demographie

Franz Müntefering und die alternde Gesellschaft

Ehemaliger Vizekanzler bezog in Lippstadt Position zur Demographie

Eigentlich könnte die heimische Kommunalpolitik mit Blick auf die demographischen Veränderungen und den von ihr schon zum Ende der 1990er Jahre eingeleiteten Konsequenzen zum Umbruch der Einwohnerzahlen verhalten aufatmen. Doch der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba plädierte in der von der Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung im „Kasino“ am Freitag, 9. März, ausgerichteten öffentlichen Veranstaltung „Wir werden weniger, älter, bunter“, im Stadthaus einen Beauftragten mit der Koordinierung der notwendigen Handlungen zu den mannigfachen Folgen des auch an der Lippe kaum aufzuhaltenden Rückganges der Volksgemeinde zu betrauen.

Offene Türen

Damit lief der örtliche Sozialdemokrat beim einstigen Vizekanzler Franz Müntefering offene Türen ein, der von der Bonner Stiftung als Referent für das Lippstädter Treffen zum Demographiewandel gewonnen wurde. Der SPD-Bundestagsabgeordnete, der auf viele Begegnungen seit Mitte der 1970er Jahre in Lippstadt zurückschauen kann und dem die Situation in der Region nicht fremd ist, setzt sich nach seinem Rückzug vom Parteivorsitz der SPD intensiv mit der alternden Gesellschaft auseinander. „Jede Stadt und Gemeinde muss eine gute Bildung und Erziehung der Kinder garantieren“, mahnte der aus dem benachbarten Hochsauerland stammende ehemalige Bundes- und Landesminister. „Sonst ziehen die jungen Paare weg.“ Nicht weniger wichtig seien Arbeitsplätze, die in maximal 45 bis 60 Minuten erreicht werden können.

Franz Müntefering in Lippstadt:Seine Verpflichtung lockte über 150 Interessenten ins „Kasino“.

Bundeshilfe für Kommunen

Nach einer vom Moderator der Zusammenkunft, Wolfgang Hellmich (Bad Sassendorf), vorgestellten Prognose zum Bevölkerungsrückgang im Kreisgebiet werde die Abnahme der Einwohnerzahl bis 2025 mit 3,4 Prozent etwas über den Landesdurchschnitt von 2,6 Punkten liegen. Für Franz Müntefering ist dies nur der Anfang der Fahnenstange. „Denn Kinder, die heute nicht geboren werden, haben morgen auch keine Kinder.“ Oder mit Zahlen belegt: „Von den 1970 geborenen haben heute 32 Prozent keinen Nachwuchs. Und sie werden auch mit 80 keine Nachkommen haben.“ Dass die Städte und Gemeinden den Wandel und den Ausbau der Daseinsfürsorge vor Ort allein kaum gestalten können, steht für das Mitglied des Bundestages außer Frage: „Der Bund muss ihnen die notwendigen Strukturen und finanziellen Mittel geben, um mit diesen Aufgaben fertig zu werden.“