Ausgabe Nr. 4/2012: Zuversichtlich und motiviert

Demographie

Vollbesetzer Saal im ‚Kasino‘:Aus allen Bereichen des Kreises zwischen Geseke und Wickede waren die Gäste der Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung in die größte Stadt im Kreisgebiet gefolgt.

Eigene Potentiale nutzen

Der gelernte Industriekaufmann ging auch auf andere Aspekte, wie den Facharbeitermangel ein. Die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 64 Jahren werde bis 2050 um mehr als 30 Prozent auf 35 Millionen sinken. Mit Zuwanderung allein werde dieses Problem nicht zu lösen sein. „Wir müssen unsere eigenen Potentiale nutzen“, denkt der Arbeitsminister der großen Koalition vor allem an Frauen: „Deren Chancen, ins Erwerbsleben zu kommen, müssen verbessert werden.“ Der Ausbau von Krippen-, Kita- und Ganztagsschulplätzen sei nicht nur wegen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutsam, sondern auch zur Entwicklung der sozialen Kompetenz der Kinder. „Es ist wichtig, dass auch den Kleinsten früh bewusst wird, dass alle Menschen gleich viel wert sind.“ Das von der CSU befürwortete Elterngeld ginge in eine falsche Richtung, weil es die Kinder aus bildungsschwachen Familien eindeutig benachteilige. Die demographischen Veränderungen brächten auch eine Menge von neuen Problemen mit sich. So würden in der Zukunft auch mehr Pflegekräfte benötigt, vor allem männliche. Um diese auch zu gewinnen, trat Franz Müntefering unter dem Beifall der Zuhörer für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn und für eine größere gesellschaftliche Akzeptanz dieses Berufstandes ein: „Deutschland ist eine Hochleistungsgesellschaft, also brauchen wir auch eine Hochlohngesellschaft.“

Weitere Veranstaltungen geplant

Diskutiert wurde auch die Rente mit 67, an der ihr Erfinder und Bundessozialminister von 2005 bis 2007 festhält. Einige Gewerkschaftler (Rainer Henkel) und Sozialdemokraten (Hans-Joachim Kühler) konnten sich mit dieser Position des langjährigen Mitgliedes der Industriegewerkschaft Metall nicht anfreunden. Doch der 72jährige hielt dagegen, Unvermeidliches nicht auf die lange Bank zu schieben: „Ich bitte einfach darum, dass wir ehrlich miteinander reden und nicht so tun, als ob Rente mit 67 nicht ginge.“ Übereinstimmung zwischen dem versammelten Publikum in der von der Integra vorbildlich betriebenen Versammlungsstätte und dem prominenten Gast der Friedrich-Ebert-Stiftung bestand zur Leiharbeit. „Auch hier hat der Grundsatz, gleicher Lohn für gleiche Arbeit zu gelten“, war das Bekenntnis des zweimaligen SPD-Parteichefs. Er räumte ein, dass die Reform der Leiharbeit zu Auswüchsen geführt habe, „die wir bekämpfen und beenden müssen“. Der große Zuspruch für den Abend im „Kasino“, der immerhin um die 150 Besucher aus fast allen Orten des Kreises nach Lippstadt lockte, ermuntere die Friedrich-Ebert-Stiftung, so ihr Repräsentant Robert Kirchner-Quehl, auch künftig in der größten Stadt im Landkreis zwischen Geseke und Wickede weitere Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten politischen Themen und gesellschaftlichen Problemen anzubieten.