Ausgabe Nr. 12/2012: Arm oder reich: was wird aus der Rente?

Politische Bildung

‚Mehr Gerechtigkeit wagen‘:Der Autor und Gewerkschaftler Detlef Wetzel (links) im Oktober auf der „Frankfurter Buchmesse“ im Dialog mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Ottmar Schreiner (rechts). Moderator der Buchbesprechung auf dem „Vorwärts“-Stand war der Journalist Jörg Hafkemeyer.

Von der Gewerkschaft lernen

Der Sozialdemokrat Ottmar Schreiner zum Buch des Gewerkschaftlers Detlef Wetzel

Mit dem Titel „Wohlstand für alle“ publizierte 1957 der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard sein Werk zur sozialen Marktwirtschaft. Doch in den letzten Jahren wurde, so Bundestagsabgeordneter Ottmar Schreiner (SPD) im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse, immer mehr das Prinzip „Jeder ist seines Glückes Schmied“ ins Zentrum gerückt und habe eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft ausgelöst.

Bedürfnisse ernst nehmen

„Wer kennt keinen Zeitarbeiter? Wer kennt niemanden, der prekär beschäftigt ist?“, fragt auf derselben Veranstaltung der Zweite Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Metall (IGM), Detlef Wetzel. Doch der 59jährige Gewerkschaftler und Sozialdemokrat zeigt sich optimistisch: „Die Gesellschaft beginnt sich gegen die Ausbeutung zu wehren.“ Die IGM habe fast eine halbe Million Menschen befragt, was sie sich unter guter Arbeit vorstelle. Das habe dazu geführt, dass die Menschen sich und ihre Bedürfnisse ernst genommen fühlten. Sie seien der IGM beigetreten. „Nur wenn eine Gewerkschaft viele Mitglieder hat, ist sie konfliktfähig“, würdigt Ottmar Schreiner die erfolgreiche Kampagne der IGM für die Leiharbeiter.

Engagement ist gefordert

Was die Gewerkschaft mit ihrem Einsatz erreicht habe, müsse nach Meinung des ehemaligen SPD-Bundesgeschäftsführers auch die Politik wieder schaffen. Seine Partei habe Fehler gemacht, gesteht der Mann aus der Sozialdemokratie ein. Sie müsse den Wert der Arbeit wieder schätzen, sich um die junge Generation kümmern und mehr Geld in die Bildung investieren. „Was bei Banken möglich ist, muss erst Recht möglich sein, wenn es darum geht, jungen Menschen eine Perspektive zu geben“, unterstrich Ottmar Schreiner. Mit dem Buchautor aus der Gewerkschaft („Mehr Gerechtigkeit wagen“) stimmte der Parlamentarier aus dem Saarland in der Einschätzung überein „Je mehr Menschen sich in den Parteien und Gewerkschaften engagierten, desto stärker ist ihre Sicht vertreten.“

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