Ausgabe Extra 1/2012: Ein plötzlicher Wahlkampf

September

Für die DM gibt es keine Rückkehr

Diskussionsrunde der Friedrich-Ebert-Stiftung am 28. September 2012

Wenige Tage vor dem Informationsabend der Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zum Thema „Der Euro und der Rettungsschirm“ sorgte der unterdessen zum SPD-Kanzlerkandidaten berufene Peer Steinbrück mit seinem Papier zur „Bändigung der Finanzmärkte“ für die passende Begleitmusik. Zwangsläufig wurden auch bei der gut besuchten Versammlung der FES im „Kasino“ am Freitag, 28. September 2012, die vom ehemaligen Finanzminister formulierten Fragen, wer den Lauf von Wirtschaft und Gesellschaft bestimmt, erörtert. Für ihre Veranstaltung zur politischen Bildung hatten die Organisatoren mit dem im Arnsberger Stadtteil Neheim lebenden Mitglied des Europaparlaments (MdEP), Birgit Sippel (SPD), und dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Lippstadt, Jürgen Riepe, zwei kompetente Diskussionspartner aufgeboten.

Gastgeber und Referenten beim Eurodialog:Von links nach rechts Hans Zaremba (SPD), Jürgen Riepe (Sparkasse Lippstadt), Birgit Sippel (MdEP) und Robert Kirchner-Quehl (FES).

Bekenntnisse zum Euro

Während der Mann der Sparkasse einen Überblick zum Weg von der globalen Finanzkrise in die europäische Schuldenkrise aufzeigte, war es die Aufgabe der SPD-Frau, eine politische Bewertung der gegenwärtigen Debatte zur Euro-Zukunft und der europäischen Währungsunion vorzunehmen. In seinem mit viel Beifall bedachten Referat rückte der Chef der Sparkasse Lippstadt die Maastricht-Kriterien aus 1992 und die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Mittelpunkt. Dabei bediente sich der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplomkaufmann einer Reihe von aufschlussreichen Diagrammen und Tabellen, um dem etwa 130 Personen umfassenden Publikum die komplexe Materie anschaulich zu schildern. Obwohl mit dem Maastrichter Regelwerk verbindliche Abreden getroffen wurden, um in allen Ländern der Währungsgemeinschaft eine finanzpolitische Stabilität zu erzielen, habe es, so Jürgen Riepe, zwischen 1999 und 2007 insgesamt 32 Verstöße gegen diesen Pakt gegeben. „Dadurch ist der Euro in die schwerste Krise seit seiner Einführung gestürzt“. Unter den Ländern, von denen die Defizitgrenzen nicht beachtet worden seien, zählten auch Deutschland (2002) und Frankreich (2003). Die aktuelle Schuldenkrise in Europa resultiere aus der weltweiten Finanzkrise von 2008 mit ihrem riesigen Konjunktureinbruch. Überdies äußerte Jürgen Riepe sein Nein zur Einführung von Eurobonds („Nicht zum jetzigen Zeitpunkt“) und sein klares Ja zum Euro („Für die DM gibt es keine Rückkehr“). Genauso nachdrücklich war das Bekenntnis der Europapolitikerin Birgit Sippel zum Euro. Scharf kritisierte sie die Spekulanten, die mit ihren Zinswetten gegen einzelne Nationen einige Staaten regelrecht herunterziehen würden. Zugleich warb sie um Verständnis für die Griechen. Würde man die griechische Sparpolitik proportional in Deutschland umsetzen, wäre das mit einer Reduzierung der Renten von fast 16 Prozent verbunden.