Neue Radroute eine Aufwertung

Potentiale der Altstadt für die Tourismusvermarktung nutzen

Lange lag Lippstadt für die Radtouristen auf der Römer-Strecke von Detmold nach Xanten abseits der Verbindung von Ostwestfalen an den Niederrhein. Durch das jetzt umgesetzte Konzept „Römer-Lippe-Route – Geschichte im Fluss“ führt dieser Radfernweg nun auch direkt in die Altstadt von Lippstadt. „Damit hat die Stadt Lippstadt zusätzliche Möglichkeiten für eine Aufwertung ihrer touristischen Angebote erfahren“, hob der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba am Dienstagabend zur Eröffnung des von seiner Partei durchgeführten Dialoges „Tourismus in Lippstadt“ hervor.

Podium des SPD-Dialoges zum Tourismus in Lippstadt:Von links nach rechts Christian Ringel, Ute Strathaus, Hans Zaremba, Carmen Harms und Heinrich Horstmann.

Erwartungen

Die Erwartungen, die mit diesem reizvollen Projekt verbunden sind, und die noch vor Ort zu erbringenden Aufgaben, um den von Lippstadt angestrebten touristischen Gewinn zu erreichen, standen im Mittelpunkt der von Ute Strathaus im „Alten Brauhaus“ geleiteten SPD-Fachveranstaltung. Die Lippstädter Sozialdemokratin, die sich vor einigen Monaten in ihrer Diplomarbeit des Studiums der Betriebswirtschaftslehre mit dem „Tourismus in Lippstadt“ befasst hatte, unterstrich in ihrer Einführung am Dienstag, dass die Alleinstellungsmerkmale Lippstadts, die historische Altstadt, das Stadttheater, die Lichtpromenade und die Lippe, stärker beworben werden müssten. Eine Forderung, die im Wesentlichen auch von den anderem auf dem Podium vertretenen Experten, Carmen Harms vom Stadtmarketing, Christian Ringel vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) und Heinrich Horstmann, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauen im Stadthaus sowie der im Saal versammelten Besucherinnen und Besucher unterstützt wurde. Zudem müsse nach Auffassung der Diplom-Betriebswirtin für Lippstadt eine überzeugende Tourismus-Strategie und ein deutliches Tourismusbewusstsein in Politik, Wirtschaft und in der Bevölkerung entwickelt werden.

Schwerpunkte

Carmen Harms, Geschäftsführerin der Kultur Werbung Lippstadt und Lippstadt Marketing, erklärte, dass die von der SPD-Frau eingeforderte Tourismuskonzeption gegenwärtig einer der Schwerpunkte des von ihr im Stadtpalais geführten Büros sei. Zugleich stellte die KWL-Chefin die von dem überschaubaren jungen Marketing-Team seit dem Jahr 2009 verantworteten Maßnahmen vor. Dazu gehörten unter anderem der Merchandising-Bereich, das Gastgeber-Netzwerk, die Kooperation mit der Touristik und Marketing Bad Waldliesborn GmbH und die Begleitung von touristischen Veranstaltungen. Ebenso die gesamte Medienarbeit für das Stadtmarketing und die für regionale Projekte erforderliche Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich Tourismus der Wirtschaftsförderung GmbH des Kreises Soest. Wichtige örtliche Partner des Lippstadt-Marketings seien der Heimatbund (Stadtführungen), der Sauerländische Gebirgsverein (Wanderrouten) und der ADFC (Radtouren).

Hausaufgaben

Durch den Anschluss von Lippstadt an die Römer-Lippe-Route komme man zwar jetzt gut nach Lippstadt hinein, indessen gebe es im Stadtgebiet aber noch viele Schwachpunkte, meinte Christian Ringel (ADFC). So sei an Markttagen in der Altstadt die Hellweg-Weser-Route (Soest nach Hameln) mehr oder weniger blockiert. Auch gelte es, noch viele andere Hausaufgaben zu erledigen. Der im Norden der Kernstadt lebende Pädagoge fordert für die Radler verstärkt eine Verbesserung der innerstädtischen Infrastruktur. Notwendig halte er auch eine Ausweitung der vom ADFC zertifizierten Bett- und Bikebetriebe. Momentan seien es im gesamten Stadtgebiet lediglich sieben Anbieter, die über eine Bescheinigung als fahrradfreundlicher Betrieb seines Verbandes verfügten.

Punkten

Für Heinrich Horstmann, Chef der Stadtentwicklung, ist es „ein großer Erfolg“, dass Lippstadt zu den 27 Kommunen gehört, die nun der Radtourist über die Römer-Lippe-Route unmittelbar angefahren werden kann. Von den anderen Anrainern des vom Land und der Europäischen Gemeinschaft geförderten Fernradweges hebe sich Lippstadt mit seiner attraktiven Altstadt deutlich ab. „Damit können wir punkten“, bekräftigte der Mann aus dem Stadthaus das Engagement von Lippstadt in der landesweiten Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadt- und Ortskerne“. Durch das Projekt „Märkte in Südwestfalen: Miteinander handeln“ seien mit der „Regionale 2013“ die Marktplätze in 12 Städten, unter denen auch Lippstadt sei, als Botschafter für die Region neu erfunden worden. Damit wollen die Kommunen ortsübliche Spezialitäten und Besonderheiten präsentieren sowie über Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele informieren. Als keineswegs gestorben betrachte er das Auenzentrum, antwortete der Stadtentwickler auf eine Frage der ehemaligen Ratsfrau Gudrun Beschorner zu den Perspektiven des vor einem Jahrzehnt angestoßenen Vorhabens.

Kombipakete

Bernhard Deppe erwartet vom entstehenden Tourismuskonzept auch eine stärkere Einbindung der Kanuangebote. Bislang fehlen ihm noch Kombipakete, mit den Radtouristen auch für Kanutouren gewonnen werden können. Überdies regte Josef Niehaus vor dem Hintergrund des starken Bevölkerungszuwachs von Menschen aus Osteuropa im Lippstädter Südwesten an, diesen neuen Lippstädter Bürgerinnen und Bürgern durch besondere Radtouren ihr neues Umfeld mit den reizvollen Ecken und Winkel von Lippstadt näher zu bringen. Wolfgang Streblow, Leiter des städtischen Fachdienstes Kultur- und Weiterbildung, will das entstehende Marketingkonzept für den Tourismus auch in den Prozess der Neuausrichtung der Kulturplanung für Lippstadt einbeziehen.