Ein bedeutender Lippstädter

Lebenswerk von Jakob Koenen gewürdigt

Es ist jedes Mal wieder bemerkenswert, wie viele Lippstädter sich immer noch zu den Veranstaltungen zum Gedenken ihres vor vier Jahrzehnten verstorbenen langjährigen Bürgermeisters Jakob Koenen einfinden. So auch jetzt, wo im Rathaus der Verein zur Pflege und Förderung des Vermächtnisses von Jakob Koenen e.V. an den 40. Todestag und das Lebenswerk des einstiges Bürgermeisters, Mitglied des Bundestages und leidenschaftlichen Sportfunktionärs erinnerte.

Würdigung eines großen Lippstädters:Karl-Heinz Brülle hob die Verdienste von Jakob Koenen für das Gemeinwesen hervor.

Viele Gäste

Unter den von der Vereinsvorsitzenden, Vizebürgermeisterin Sabine Pfeffer, begrüßten Gästen befanden sich mit Dr. Gerhard Wolf und Franz Klocke auch zwei der inzwischen sechs Nachfolger von Jakob Koenen auf dem Stuhl des Ratsvorsitzenden (der aktuelle Amtsinhaber Christof Sommer war durch seinen Radunfall verhindert) sowie die heimische Landtagsabgeordnete Marlies Stotz. Zudem waren mit Willi Kröger, Karl-Heinz „Charly“ Brülle und Thorsten Cramer drei Männer gekommen, die wie der einstige Politiker und Sportfunktionär den Lippstädter Spielverein Teutonia 08 als Präsidenten repräsentierten. Ebenso war die Familie des von 1948 bis 1974 ununterbrochen als Bürgermeister an der Lippe tätigen Sozialdemokraten zur Feierstunde durch Marie-Luise und Edgar Thombansen in jenem Saal vertreten, in dem Koenen unzählige Sitzungen des Rates vorgesessen, viele Besprechungen geleitet und zahllose Empfänge eröffnet hat. Als zwei Beispiele des nachhaltigen Einsatzes des bis in die Gegenwart populären Politikers hob Gastgeberin Sabine Pfeffer das unterdessen mit der Eröffnung des „Cabriloli“ aufgegebene Hallenbad und das Stadttheater am Cappeltor hervor. Zugleich freute sie sich, dass die neue Bahnhofstraße vom Kreisel am Bahnhof bis zur Klosterstraße den Namen des in seiner Heimatstadt geborenen (1907) und verstorbenen (1974) Ehrenbürgers tragen soll.

Blick in den gut gefüllten Rathausaal:Referenz für einen bis in die Gegenwart populären Lippstädter.

Erfolge als Bürgermeister

Charly Brülle, als SPD-Ortsvereinsvorsitzender in den 1970er Jahren einer der letzten politischen Wegbegleiter von Jakob Koenen, fand viele zutreffende Worte, um die Erfolge des bedeutenden Lippstädters und seine unkonventionellen Methoden zu würdigen. Dabei bediente sich der Ratsherr verschiedener Zitate aus Erinnerungen von Zeitzeugen, Nachrufe zum Tod von Jakob Koenen im Januar 1974 und Veröffentlichungen zur der Geschichte der Stadt an der Lippe. Als überzeugend bezeichnete Brülle die Beschreibung von Helmut Klockow von 1985 über die Arbeit von Koenen als Bürgermeister: „Er besaß das Vertrauen eines sehr großen Teiles seiner Mitbürger, weil er die allen gemeinsame Aufgabe und das alle Verbindende in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte. Wegen seiner Toleranz und Volkstümlichkeit wurde er sehr schnell zum einem echten Stadtoberhaupt. Bei den Kommunalwahlen bis 1969 schnitt deshalb die SPD als Bürgermeisterpartei stets besser ab als bei den Wahlen zum Landtag und Bundestag.“ Das beste Ergebnis, das die Sozialdemokratie mit Koenen als ihren Vormann erzielte, war die absolute Mehrheit bei der Stadtratswahl am 27. September 1964, wo die SPD 16 der damals 31 Ratssessel für sich einheimsen konnte. „Koenen, Jakob“, wie ihn der Volksmund nannte, begegne die Lippstädter heute noch an etlichen Stellen: So am Cappeltor, wo sich die erwähnten Gebäude von Bad und Theater befinden, auf der Süderhöhe mit dem in 1950er Jahren von ihm als Mitglied des Aufsichtsrates der GWL (Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Lippstadt) vorangetriebenen Bau der Schwerpunktsiedlung, auf der Berliner Straße (B 55) als Ortsumgebung und den nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 1965 im Stadtgebiet eingeleiteten Schutzmaßnahmen.

Freude über Straßennamen in Erinnerung an Jakob Koenen:Vizebürgermeisterin und Vorsitzende des Vereins zur Pflege und Förderung des Vermächtnisses von Jakob Koenen e.V., Sabine Pfeffer.

Verdienste als Sportfunktionär

Auch die Verdienste von Koenen für den Sport in Lippstadt, in Nordrhein-Westfalen und in der alten Bundesrepublik griff Brülle auf. Von 1962 bis 1970 war der selbstständige Handwerksmeister als Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aktiv und auf dem legendären Dortmunder DFB-Bundestag am 28. Juli 1962 ein Wegbereiter für die Gründung der Fußballbundesliga, die am 24. August 1963 ihren Spielbetrieb aufnahm. Zuvor stand der von 1953 bis 1969 auch dem Bundestag angehörende SPD-Mann ab 1951 bis zu seinem Tod in 1974 als Vorsitzender des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) mit Sitz in Kamen vor. Dort wurde ihm bereits wenige Monate nach seinem Ableben und noch vor ersten Fußballweltmeisterschaft in Deutschland am 28. Juni 1974 im Beisein des Kamener Bürgermeisters Friedrich Ketteler und Spielführers der Nationalelf, Franz Beckenbauer, ein Straßenzug mit seinem Namen (Jakob-Koenen-Straße) gewidmet. Ebenso ließ sich Koenen von Teutonia Lippstadt zweimal als Präsident in die Pflicht nehmen, was der Laudator aus einer Veröffentlichung von Willi Kröger zum Fußball in Lippstadt aus dem Jahr 2008 herausstellte: „Jakob Koenen war ein Glücksfall – für die Stadt, für den Verein. Seine Verdienste? Ungezählt und bleibend. Denn mit seinem Namen ist untrennbar verbunden der Erwerb des Waldschlößchens.“ Karl-Heinz Brülle beendete seine Betrachtungen über Jakob Koenen mit der im Nachruf seines Nachfolgers Gerhard Wolf und Stadtdirektor Friedrich Wilhelm Herhaus vor 40 Jahren vorgenommenen Charakterisierung: „Rat, Verwaltung und Bürgerschaft stehen tiefbewegt und voller Trauer an der Bahre ihres beliebten und verdienten Bürgermeisters. Pflichterfüllung und Hilfsbereitschaft kennzeichneten die Persönlichkeit dieses vorbildlichen Kommunalpolitikers, dessen allzu früher Tod eine empfindliche Lücke in unseren Reihen hinterlässt“.

Gruppenbild in Erinnerung an Jakob Koenen im Lippstädter Rathaus:Von links nach rechts Franz Klocke, Willi Kröger, Marie-Luise Thombansen, Sabine Pfeffer, Marlies Stotz, Edgar Thombansen, Dr. Gerhard Wolf, Hans Zaremba und Karl-Heinz Brülle.

Stilles Gedenken

Vor der Feierstunde im Rathaus hatten sich eine Schar Wegbegleitern von Jakob Koenen zu einem stillen Gedenken am Grab des am 16. Januar 1974 verstorbenen Lippstädters eingefunden. Dazu legten die Stadt Lippstadt und der Verein zur Pflege und Förderung des Vermächtnisses von Jakob Koenen e.V. Kränze nieder.

Hans Zaremba

Gedenken am Grab von Jakob Koenen:Dazu hatten die Stadt Lippstadt und der Verein zur Pflege und Förderung des Vermächtnisses von Jakob Koenen e.V. Kränze hinterlegt. Fotos (5): Udo Strathaus.