Viele Erinnerungen an das Jakob-Koenen-Bad

Frühschwimmer blickten auf interessante Tage zurück

Als im Sommer das 1966 seiner Bestimmung übergebene Jakob-Koenen-Bad der Spitzhacke zum Opfer fiel, kam bei nicht wenigen langjährigen Besucherinnen und Besuchern durchaus Wehmut auf. Insbesondere die Frühschwimmer verbinden mit dem auf Initiative des von 1948 bis zu seinem Tod in 1974 amtierenden Lippstädter Bürgermeisters Jakob Koenen (SPD) errichteten Bades vielfältige und schöne Erinnerungen. Dies wurde Mittwochmorgen auch bei einer von Roswitha Große, 30 Jahre Mitarbeiterin im einstigen Hallenbad, auf dem heutigen Parkplatz am Cappeltor organisierten Gedenkfeier deutlich, wozu sich immerhin über 40 Schwimmerinnen und Schwimmer eingefunden hatten.

Erinnerung an eine schöne Zeit:Dazu waren am Mittwochmorgen über 40 Schwimmerinnen und Schwimmer des einstigen Jakob-Koenen-Bades auf dem heutigen Parkplatz am Cappeltor zusammengekommen. Foto: Hans Zaremba

Verdienst

Dabei blickten auch etliche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Eröffnung dieses Bades im September 1966 zurück, wofür viele Hürden aus dem Weg zu räumen waren. Es ist das unbestrittene Verdienst von Jakob Koenen, dieses Bad gegen manche und heftige Widerstände durchgesetzt und zum Erfolg verholfen zu haben. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Es war das Jahr 1958, in dem der Sozialdemokrat den Plan für ein Hallenbad an der Lippe entwarf, den viele mehr oder weniger für nicht verwirklichbar hielten. Lippstadt hatte zu diesem Zeitpunkt eine Bevölkerungszahl von 35.000 Einwohnern und seine knappen finanziellen Mittel für viele andere dringende Verpflichtungen einzusetzen. Dreizehn Jahre nach dem Kriegsende befand sich auch der Wiederaufbau in der Lippestadt noch in vollen Zügen. Zwei Stichworte veranschaulichen dies: Wohnungsbau und die Integration tausender von Flüchtlingen und Vertriebener. Ein Hallenbad wurde folglich von nicht wenigen Kritikern als zu teuer und reinweg als Luxus abgetan. Doch der engagierte Kommunalpolitiker ließ sich nicht beirren und gewann über die Vereine eine große Zahl von Anhängern für sein Vorhaben.

‚Hallenbadzigarette‘

So entstand auch die „Hallenbadzigarette“. Eine Aktion die heute verpönt sein würde. Aber in den 1960er Jahren war das Rauchen zweifellos noch schick. So waren auch die Überlegungen von Jakob Koenen klar durchdacht: Möglichst viele Bürger von der Idee überzeugen, dann werde auch genügend Geld für ein Hallenbad zusammenkommen. Der Einfall des Nichtrauchers basierte darauf, viele Nikotinfreunde davon zu überreden, täglich auf ein Stäbchen zu verzichten. Das waren zumindest fünf in der Woche. Der Bürgermeister zählte nur die Arbeitstage von Montag bis Freitag und verband damit den Wunsch an die Raucher, den Gegenwert von gut zehn Pfennigen für das von ihm vorgeschlagene Projekt zu stiften. Zwei Mark von jedem Bürger im Monat hatte er kalkuliert. Aus der „Hallenbadzigarette“ entwickelte das Stadtoberhaupt die „Hallenbadlotterie“. Verkäufer waren Politiker, Beamte und Angestellte der Stadtverwaltung, aber auch Vereine. Sie brachten Lose für eine Mark an die Frau und den Mann. Als Hauptgewinn lockten vier Käfer von Volkswagen. Als das Hallenbad seiner Bestimmung übergeben wurde, war eine gute halbe Million an Spenden aufgelaufen. Immerhin ein Sechstel der Baukosten.

Stiftekopf

Eine bemerkenswerte Aktion war auch eine vom damaligen Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) während der Kicker-Weltmeisterschaft im Sommer 1966 eingegangene Wette und die Einlösung ihrer Schuld. Was das Abschneiden der eigenen Nationalelf betraf, war der Lippstädter äußerst skeptisch. So kam es zum Versprechen: „Wenn Deutschland ins Endspiel kommt, lasse ich mir einen Stiftekopf schneiden.“ Trotz der Zweifel des bekennenden Fußballfans an der Lippe kam die von Bundestrainer Helmut Schön aufgebotene Auswahl in England am 30. Juli ins Finale vom Wembley (2:4 gegen die Gastgeber). Also musste der Bürgermeister zum Barbier. Wenige Tage später, am 9. August nach dem Großebohnen-Essen der Südlichen Schützen, erschien der Wettschuldner in der Geiststraße im Salon von Willi Oldenkott. Doch bevor der Friseurmeister beginnen konnte, mussten die Zeitzeugen der auffälligen Aktion, die vielen Presseleute mit ihren Kameras eingeschlossen, einen Obolus für das Hallenbad in die mitgebrachte Schatulle werfen. Das Bad am Cappeltor war eine vorbildliche Gemeinschaftsleistung der Lippstädter Bevölkerung.

Hans Zaremba