Ausgabe Dezember 2014: Grünkohlabend zum Jahresabschluss

Parteigeschichte

Verantwortlich für die Interviews im Stadtmuseum:Der Mitarbeiter aus dem Lippstädter Bürgerbüro, Dr. Nils Duscha (links), und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba. Fotos (2): Mathias Marx

Verbindliche Organisation

Der heute 55jährige trat im Oktober 1989 dem „Neuen Forum“ und einen Monat später der im Osten neugegründeten Sozialdemokratie (SDP) bei und betonte: „Die Gründung der SDP hat einen besonderen Platz in der Geschichte der Friedlichen Revolution.“ Der Gründungsaufruf der ostdeutschen Sozialdemokraten stamme bereits vom 24. Juli 1989 und somit seien sie im zeitlichen Ablauf die erste von insgesamt vier Oppositionsorganisationen im Herbst 1989 gewesen. „Viel wichtiger jedoch war, dass die Gründungsväter der SDP, Martin Gutzeit und Markus Meckel, von Anfang an eine klare, feste und verbindliche oppositionelle Organisation wollten“, unterstrich Rolf Schwanitz den Anspruch der SDP als sozialdemokratische Partei und widersprach den wahrheitswidrigen Behauptungen der SED, sie sei 1946 aus einem freiwilligen Zusammenschluss der SPD und KPD entstanden und alleinige Interessenvertreterin der Arbeiterschaft.

Dankbar für Unterstützung

Den Mauerfall und die damit verbundene plötzliche Reisefreiheit aller DDR-Bürger empfindet der ehemalige Bundestagsabgeordnete als „eine historische Zäsur, die man nicht erwartet hatte“. Weder die nach dem Abgang der alten SED-Riege um Erich Honecker eingesetzte Regierung von Hans Modrow noch der „runde Tisch“ seien demokratisch legitimiert gewesen. „Deshalb war für uns zentral, möglichst schnell zu freien Wahlen und einer demokratischen Regierung zu kommen, um über diesen Weg zur deutschen Einheit zu gelangen.“ Für die Unterstützung der westdeutschen SPD, insbesondere auf der Ebene der Ortsvereine, sei man bis in die Gegenwart dankbar und in Willy Brandt habe man „eine wichtige Person für Identität und Richtung“ besessen. Als geradezu tragisch war für Rolf Schwanitz die Entscheidung der West-SPD bei der Kanzlerkandidatur: „Oskar Lafontaine schlug uns in dieser Zeit, aber auch in den folgenden Monaten mehrfach die Beine weg.“ Auch zur SDP-Entscheidung, keine SED-Mitglieder aufzunehmen, bezog der Vogtländer Position: „Als die SED zerfiel, gingen fast alle ihre Mitglieder in die Parteilosigkeit und Warteschlangen vor den SDP-Büros hat es nicht gegeben.“ Der Anlass für den Aufnahmestopp sei ein Sonderfall in Dresden gewesen, wo der damalige SED-Oberbürgermeister mit angeblich 10.000 seiner Getreuen in die SDP wechseln wollte. „Das war wohl mehr der Versuch einer feindlichen Übernahme als der einer Verstärkung“. Insofern sei die Reaktion der SDP nach seiner Beurteilung richtig gewesen.