Ausgabe Dezember 2014: Grünkohlabend zum Jahresabschluss

Parteigeschichte

Lippstädter Engagement in Oschatz

SPD blickt auf die Wende in der ehemaligen DDR zurück

„Am 9. November 1989 fiel die Mauer in Berlin – mehr als vier Jahrzehnte nach dem Beginn des Kalten Krieges und 28 Jahre nach ihrer Errichtung. Seit ihrem Bau im Jahr 1961 fanden beim Versuch, die Mauer zu überwinden, über 200 Menschen den Tod. Die Berliner Mauer hat Familien zerrissen, eine Stadt und ein Land geteilt. Sie war das Symbol des Kalten Krieges. Sie stand für die Spaltung Berlins, unseres Landes, Europas und der Welt in einen freien und einen unfreien Teil.“ Daran erinnerte die Landtagsabgeordnete Marlies Stotz bei der Rückschau von Elmar Arnemann, Karl-Heinz Brülle und Bernhard Scholl zum Engagement der Lippstädter SPD beim Aufbau von demokratischen Strukturen in Oschatz und dem Umland nach dem Fall der Mauer.

Momentaufnahme aus dem Stadtmuseum:Vorne im Bild von links nach rechts die Ratsfrau und stellvertretende Vorsitzende des Lippstädter SPD-Ortsvereins, Gabriele Oelze-Krähling, die Chefin des Stadtarchivs, Dr. Claudia Becker, und der Leiter des Hanse-Kollegs, Heinz-Friedrich Lange.

Gemische Gefühle

Die drei SPD-Mitglieder, die in den ersten Monaten nach der Öffnung der Grenzen von der Lippe mehrere Male in die Kreisstadt an der Döllnitz gereist waren, schilderten bei der Eröffnung der Ausstellung „Fahrten in ein unbekanntes Land“ im Stadtmuseum ihre damaligen Eindrücke von den Menschen und ihre vor Ort gewonnenen Wahrnehmungen. Dabei hob der einstige SPD-Ratsherr Bernhard Scholl hervor, Ende Januar 1990 die erste Tour nach Oschatz „mit sehr gemischten Gefühlen“ angetreten zu haben. Seine Frau Marga (1960 und somit noch vor dem Mauerbau mit ihren Eltern aus Brandenburg nach Westfalen geflüchtet) und er seien nach der Errichtung des trennenden Bollwerkes etliche Male in der DDR gewesen. „Daher kannten wir uns recht gut aus“, sagte der 66jährige. Doch im Laufe der Jahre habe die oppositionelle Stimmung in DDR immer mehr zugenommen, was die Eheleute Scholl bereits um Ostern 1989 beim Besuch ihrer Verwandten in Ostberlin „mit einer großen Unzufriedenheit in der Bevölkerung“ registriert hatten.

Wirkliches Interesse

Der vormalige Landtagsabgeordnete Karl-Heinz Brülle berichtete von seinen Empfindungen über den städtebaulichen Zustand von Oschatz, den er vor 25 Jahren auch mit seiner Filmkamera festgehalten hat und der auch heute noch zu betrachten ist. „Obwohl die Häuser äußerlich nicht gerade einladend wirkten, waren wir von ihrer inneren Ausstattung angenehm überrascht.“, veranschaulichte der frühere Vorsitzende des städtischen Bau- und Verkehrsausschusses seine Erkenntnisse aus dem Januar 1990. Elmar Arnemann, Ratsmitglied von 1989 bis 1999, charakterisierte den Straßenwahlkampf in Sachsen für die erste und einzige freie Wahl der Ostberliner Volkskammer am Sonntag, 18. März 1990, wie folgt: „Nach einer anfänglichen Zurückhaltung kamen immer mehr Neugierige zu unseren Ständen“ und der pensionierte Gesamtschullehrer betonte: „Es war ein wirkliches Interesse.“ Dies habe sich nicht nur auf die üblichen Streuartikel erstreckt, sondern auch die Informationen zu den politischen Inhalten umfasst. „Insbesondere gab es viele Fragen zu den Unterscheidungen zwischen SPD und CDU“.