Ausgabe Januar 2015: Mobil sein – Mobil bleiben

Kommunalpolitik

Beharrlichkeit der SPD triumphierte

Vor 20 Jahren wurde das Lippstädter Jugendamt beschlossen

Von der kommunalen Neuordnung der Stadt Lippstadt am Mittwoch, 1. Januar 1975, bis zum Montag, 30. Januar 1995, gab es in der Stadtpolitik kaum ein Thema, über das mit so viel Leidenschaft gestritten wurde, wie über das Pro und Kontra eines Jugendamtes für Lippstadt. Es waren oftmals heftige Wortgefechte zwischen der SPD für eine eigene Lippstädter Jugendbehörde und der vereinigten Front der Neinsager aus CDU, FDP und der Verwaltungsspitze im Stadthaus, die generell allen Anträgen für dieses Projekt ihre Billigung versagte. Doch am Ende obsiegten die Sozialdemokraten.

Berechnungen

Mit der „gestalterischen Mehrheit“ aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Bürgergemeinschaft (BG), die sich nach der Wahl am 16. Oktober 1994 gebildet hatte, beschloss der Rat am 30. Januar 1995 zum 1. Juli 1995 ein Stadtjugendamt einzurichten. „Es waren unzählige Initiativen, die von uns seit 1980 unternommen und immer wieder von der Union und den Liberalen abgelehnt wurden“, erinnert sich der im September 2014 zum Vorsitzenden des städtischen Jugendhilfe- und Sozialausschusses gewählte Hans Zaremba an die mit viel Beharrlichkeit von der SPD geführten Debatten von 1980 bis 1995. Ständig musste sich in dieser Zeit der Rat mit dem Ansinnen der SPD befassen, sich von der passiven Kreisjugendbehörde in Soest zu lösen und für die Lippstädter Jugend selbst das Zepter in die Hand zu nehmen. Doch die Anträge der SPD wurden meist mit nur schwer nachvollziehbaren Kostenberechnungen aus dem Stadthaus zu Fall gebracht. „Von der Verwaltungsspitze waren in jenen Jahren kaum Anstöße für ein Stadtjugendamt zu erwarten, weil sie sich an ihre überholten Zahlen klammerte“, blickt der SPD-Kommunalpolitiker auf das lange Für und Wider für die Schaffung eines Jugendamtes in der Stadt Lippstadt zurück.

Vier Männer, die das Stadtjugendamt Lippstadt vom Start an begleitet haben:Ex-Amtsleiter Wolfgang Roßbach, die Journalisten Eckhard Heienbrok („Patriot“) und Uwe Häger („Lippstadt am Sonntag“) und der jetzige Jugendhilfe- und Sozialausschussvorsitzende Hans Zaremba auf einem Bild, das 2010 beim Abschied von Wolfgang Roßbach im städtischen Fachausschuss entstand. Archiv-Foto: Frank Osinski (Stadt Lippstadt

Erfolgsstory

Als fünfzehn Jahre nach dem Einrichtungsbeschluss des Stadtjugendamtes, im März 2010, der erste Leiter des Lippstädter Jugendamtes, Wolfgang Roßbach, in den Ruhestand trat, wollten weder CDU und FDP noch der Verwaltungsvorstand das eigene Jugendamt missen. Von Beginn der städtischen Zuständigkeit für die Jugendlichen an bis in die Gegenwart hat sich die Arbeit des Lippstädter Jugendamtes zu einer regelrechten Erfolgsstory entwickelt. Aufsuchende Jugendarbeit (besser unter dem Begriff „Streetworker“ bekannt) und Schulsozialarbeit, das „Mikado“ im Wohnpark Süd und der „Treff am Park“ im Südwesten sind nur vier von vielen Errungenschaften der letzten zwei Jahrzehnte, die ohne das Votum für ein städtisches Jugendamt aus dem Januar 1995 kaum vorstellbar wären. Zudem hat der hauptsächlich durch die SPD erwirkte Beschluss für ein Stadtjugendamt auch den Ausbau des breiten Angebotes von Kindertagesstätten im gesamten Stadtgebiet vorangetrieben, das dadurch im kommunalen Wettbewerb für Lippstadt zum bedeutenden Standortvorteil wurde.