Ausgabe September 2015: Die Welt ist aus den Fugen

Sommertour

Blick auf die Villa Kleine in der Oststraße 4:Dazu erläuterte Magnus von Rennenkampff (fünfter von rechts) den von der SPD aufgebotenen Spaziergängern einige interessante Informationen zur Geschichte und Architektur des zwischen 1899 und 1905 entstandenen einzigartigen Hauses. Foto: Hans Zaremba

Stadthaus am Ostwall

Die Zukunft der stadtbildprägenden Villa ist natürlich eng mit der Frage verknüpft: Wo wird künftig die Lippstädter Stadtverwaltung ihren Standort haben? Bekanntlich hat der Stadtrat im Mai mit großer Mehrheit, den Bürgermeister beauftragt, die Voraussetzungen für einen Umzug der Bediensteten aus dem heutigen Stadthaus und seiner etlichen Nebenstellen in ein auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs zu schaffenden neuen Verwaltungskomplex unter Einbeziehung der finanziellen Folgen zu prüfen und den Stadtvertretern bis Ende 2017 eine aussagefähige Beschlussvorlage zu präsentieren. Derzeit seien die Beamten und Tarifbeschäftigten auf 19 verschiedene Orte im Stadtgebiet verteilt. Für ein effizientes Arbeiten nicht gerade die besten Bedingungen. Zudem sei das heutige Zentrum der Stadtverwaltung am Ostwall, deren Grundsteinlegung in 1952 und die Inbetriebnahme in 1954 erfolgte, nach ihren mehreren An- und Umbauten halt in die Jahre gekommen, was über die graue Fassade hinaus auch etliche andere Unzulänglichkeiten innerhalb des jetzigen Stadthauses offenbarten. Auch das in der größten Stadt im Kreisgebiet immer noch fehlende Bürgerbüro als zentrale Anlaufstelle der Stadtverwaltung könnte in einem neuen Stadthaus wesentlich leichter integriert werden.

Villa Kleine

Die dritte Station war die von 1899 bis 1905 in drei Etappen erbaute Villa Kleine an der Oststraße, einstmals das Domizil des Brauereibesitzers Wilhelm Kleine und momentan das Quartier für fünf Parteien. Einer ihrer derzeitigen Bewohner ist Magnus von Rennenkampff, der seit über 20 Jahren dort lebt und die von der SPD entsandten Inspekteure in die Entstehungsgeschichte und die Besonderheiten der Architektur des eindrucksvoll gestalteten Hauses einweihte. So sei es nach 1945 die erste Bleibe für viele der durch den Zweiten Weltkrieg aus ihrer angestammten Heimat vertriebenen Mitbürgerinnen und Mitbürger gewesen. Als ein Beispiel der aktuellen Aufwendungen für die Bewohner führte er aus, dass in einem kalten Winter für die Beheizung des Komplexes mit seinen hohen Räumen von 3.50 Meter bis zur Decke allein 10.000 Liter an Heizöl benötigt würden und was zwangsläufig die Geldbeutel der Mieter stark strapaziere. Ebenso vermittelte Magnus von Rennenkampff den interessierten Flaneuren auch einiges über die Familienchronik des 1916 verstorbenen Hauserbauers, dessen Angehöre durch den Kauf von Staatsanleihen vor dem Ersten Weltkrieg erhebliche Kapitalverluste hinnehmen und in der Folge die Brauerei aufgeben mussten. Zum Abschluss der zweistündigen Exkursion fanden sich die von Wolfgang Schulte Steinberg begleiteten Damen und Herren im „Goldenen Hahn“ ein, wo sie sich in der wohl ältesten Lippstädter Gaststätte bei kühlen Getränken und leckeren Schnittchen labten und sich über das gerade Erlebte noch einige Zeit austauschten.