Ausgabe November 2015: Grünkohlabend zum Jahresabschluss

Parteigeschichte

Kampfabstimmung um den Parteivorsitz

Rückblick auf den SPD-Bundesparteitag im November 1995

Der SPD-Bundesparteitag 1995 in Mannheim wird in der Rückschau vorwiegend mit dem Sieg von Oskar Lafontaine über Rudolf Scharping um den Bundesvorsitz der Sozialdemokraten in Verbindung gebracht, wo der seit 1993 amtierende Parteichef aus Rheinland-Pfalz seinen Stellvertreter aus dem Saarland in einer Kampfabstimmung mit 190 zu 321 Stimmen deutlich unterlag. Etliche Lippstädter SPD-Mitglieder waren als Augen- und Ohrenzeugen dieser Entscheidung im Mannheimer Rosengarten zugegen.

Unterschiedliches Echo

Das Echo über die am Donnerstag, 16. November 1995, erfolgte Veränderung im Vorsitz fiel innerhalb der SPD sehr unterschiedlich aus. Es reichte vom damaligen SPD-Vize Wolfgang Thierse („Das war eine klare und notwendige Entscheidung“) bis zum früheren SPD-Chef Hans-Joachim Vogel („Mir gefällt die Art und Weise von Scharpings Abwahl nicht“). Ohne die bei vielen Delegierten (unter denen sich aus Lippstadt Karl-Heinz Brülle befand) umstrittenen Chef-Wechsel wäre der SPD-Triumph mit dem Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder bei der folgenden Bundestagswahl am Sonntag, 27. September 1998, kaum möglich gewesen. Bemerkenswert war nach seiner Abwahl als Parteivorsitzender die Bereitschaft von Rudolf Scharping, die durch die „Beförderung“ von Oskar Lafontaine vakante Funktion des Saarländers als Vizevorsitzender zu übernehmen. Mit dem besten Ergebnis (93,2 Prozent) bei den Voten der stellvertretenden Vorsitzenden wurde der Pfälzer und seit 1994 verantwortliche Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion in die engere SPD-Spitze gewählt. Komplettiert wurde die Gruppe der fünf Vizevorsitzenden durch die Wahlen von Wolfgang Thierse (79,8 Prozent), dem Anfang 2006 verstorbenen Johannes Rau (78,7) sowie Hertha Däubler-Gmelin (74,0) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (55,2).

Mannheim im November 1995 (I):Der Stand der Lippstädter Sozialdemokraten in der Ausstellung „Lebendiger Ortsverein“, von links nach rechts Anita Brülle, Karl-Heinz Brülle, Margret Schulte Steinberg, Bernhard Scholl, Erika Martin (+ 2011), Friedhelm Arthecker (+ 2015) und Ursula Wolf.