Ausgabe Oktober 2016: Zwei Beiträge zur deutschen Geschichte

Deutsche Geschichte

Angetan von einer gelungenen Ausstellung zum SPD-Ortsvereinsjubiläum:Der Lippstädter Hans Zaremba, der Paderborner Klaus Schulze Steinen und der Bochumer Bernd Faulenbach. Fotos (2): Heiner Bergmann

Reichskanzler

Im Herbst 1918 muss die deutsche Militärführung die Kriegsniederlage einräumen und die SPD tritt in das unter Prinz Max von Baden gebildete Kabinett erstmals in eine deutsche Regierung ein. Mit der Meuterei von Kiel, wo sich Matrosen der Hochseeflotte weigerten, nur um die Ehre der Offiziere willen zu einer Seeschlacht gegen die englischen Verbände auszulaufen, erreicht die revolutionäre Welle auch Berlin. Reichskanzler Max von Baden, der zur Beruhigung der Massen eigenmächtig die Abdankung des Kaisers verkündet, übergibt zugleich sein Amt an Friedrich Ebert, das er nur einen Tag ausübt. Überdies ruft Philipp Scheidemann am 9. November 1918 die Republik aus. Friedrich Ebert bemüht sich rasch um die Bildung einer Übergangsregierung aus SPD und USPD, die sich als Rat der Volksbeauftragten konstituiert und von ihm und Hugo Haase als gleichrangige erste Repräsentanten geleitet wird.

Reichspräsident

Nach den Wahlen der Nationalversammlung am 19. Januar 1919, wo anstelle des Mehrheitswahlrechts ein reines Verhältniswahlrecht zum Tragen kommt und womit nunmehr in Deutschland Frauen wählen sowie gewählt werden konnten, erfolgt für Friedrich Ebert am 11. Februar 1919 die Berufung zum Reichspräsidenten. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte haben die Deutschen ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt. Friedrich Ebert ist der erste Nichtadelige in dieser Funktion, der erste Sozialdemokrat, der erste Zivilist, der erste Amtsinhaber proletarischer Herkunft, schließlich der einzige Demokrat an der Spitze des Deutschen Reiches im Zeitabschnitt von 1871 bis 1945. Friedrich Ebert habe das Amt des Reichspräsidenten mit seinen umfangreichen Kompetenzen bewusst angestrebt, „um seiner Partei einen wichtigen Teil der Staatsmacht für einen längeren Zeitraum zu sichern“, erklärte Bernd Faulenbach seinem Publikum. Als höchster Volksvertreter der neuen Republik war der Sozialdemokrat fortwährend bösartiger Verleumdungen und Diffamierungen ausgesetzt. Dadurch habe Friedrich Ebert seine Gesundheit vernachlässigt und eine Blinddarmreizung verschleppt, an der er am 28. Februar 1925 im Alter von 54 Jahren letztlich verstorben sei. Nachfolger wird der monarchisch gesinnte Generalfeldmarschall und Wegbereiter des NS-Regime, Paul von Hindenburg.