Umsetzung einer sozialdemokratischen Idee

Betrachtungen zur Eröffnung der neuen Gesamtschule in Lippstadt

Es gibt in Deutschland kaum eine Schulform, über die in den vergangenen Jahren so massiv gestritten wurde wie über die Gesamtschule. Auch an der Lippe war für viele Bürgerinnen und Bürger dieses Bildungsangebot lange ein Reizthema. Nicht selten wurden ihre Befürworter – so auch die örtliche SPD – heftig angefeindet. Daran erinnerte jetzt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba beim vorweihnachtlichen Jahresabschluss der Genossinnen und Genossen aus der Kernstadt und Cappel.

Freuen sich über die Gesamtschule Lippstadt:Die beiden sozialdemokratischen Pädagogen der Bildungseinrichtung im Lippstädter Südwesten, Christine Goussis und Thomas Luerweg, sowie der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba. Foto: Karl-Heinz Tiemann

SPD-Programme von 1975 und 1984

Unterdessen gehört auch in Lippstadt die Gesamtschule zum bildungspolitischen Angebot, deren an der Unionstraße vom Stuttgarter Architekturbüro Swiatkowski-Suerkemper geschaffenes Gebäude im November seiner offiziellen Bestimmung übergeben wurde. „Ein Blick in das kommunalpolitische Programm der Lippstädter Sozialdemokraten für die am Sonntag, 4. Mai 1975, anberaumte erste Stadtratswahl nach der zum 1. Januar 1975 wirksam gewordenen kommunalen Neuordnung in der heimischen Region dokumentiert“, so der SPD-Ratsherr, „dass sich die SPD bereits vor über 40 Jahren für die Errichtung einer Gesamtschule in Lippstadt ausgesprochen hat“. In ihren damaligen Aussagen für die Wahl des Stadtrates habe seine Partei vermerkt: „Ziel sozialdemokratischer Kommunal- und Bildungspolitik ist es, durch die Errichtung von Schulzentren die Zusammenarbeit zwischen Hauptschule, Realschule und Gymnasium zu ermöglichen sowie – sollten entsprechende Schulversuche positiv enden – die Gesamtschule zu schaffen.“ Neun Jahre später sei das Ansinnen im SPD-Programm für die Stadtratswahl am Sonntag, 30. September 1984, bereits sehr konkret gewesen: „Die Lippstädter SPD fordert die Errichtung einer integrierten Gesamtschule in Ganztagsform anstelle der Aufbaurealschule in Lippstadt“, hatten die Sozialdemokraten in ihrem Programm formuliert. Doch es sollte noch 26 Jahre dauern, bevor in Lippstadt über die bestehenden vier Gymnasien (Evangelisches Gymnasium, Marienschule, Gymnasium Schloss Overhagen und Ostendorf-Gymnasium), drei Realschulen (Drost-Rose-Realschule und Edith-Stein-Realschule am Dusternweg sowie Graf-Bernhard-Realschule in Lipperode) und der Hauptschule hinaus auch in einer Gesamtschule ab dem Schuljahr 2010/11 Unterricht erteilt werden konnte.

Elternbefragung in 2008

„Jetzt, wo die Gesamtschule seit sieben Jahren ein fester Bestandteil der Schullandschaft in Lippstadt ist, wollen auch jene Kräfte sie für sich vereinnahmen, die zuvor über Jahrzehnte ihre größten Gegner waren“, wunderte sich der Kommunalpolitiker über das Verlangen der CDU, sie nach der von ihr einst gestellten und im September verstorbenen Bürgermeisterin mit dem Namen Dr.-Barbara-Christ-Schule zu benennen. „Ein groteskes Begehren.“ Es habe im Oktober 2008 immerhin einer Elternbefragung bedurft, durch die dem heutigen Bürgermeister aufgetragen wurde, einer in städtischer Regie geführten Gesamtschule Lippstadt den Weg zu ebnen, hob der Sozialdemokrat hervor und fügte hinzu. Eigentlich sei „Gesamtschule ein stimmiger Name“, der vollends ausreiche. Zugleich betonte Hans Zaremba im Beisein des stellvertretenden Schulleiters Thomas Luerweg und seiner Kollegin Christine Goussis: „Die Sozialdemokratie in Lippstadt kann auf ihre lange Entschiedenheit und beharrlichen Einsatz für die Einrichtung einer Gesamtschule in ihrer Heimatstadt stolz sein.“
Freuen sich über die Gesamtschule Lippstadt: Die beiden sozialdemokratischen Pädagogen der Bildungseinrichtung im Lippstädter Südwesten, Christine Goussis und Thomas Luerweg, sowie der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba.
Foto: Karl-Heinz Tiemann