Ablenkung von der Groko

Eurosport filmte wieder „Fußball vom Sofa“ in Lippstadt

Für die drei Mitglieder des Vorstandes des SPD-Ortsvereins an der Lippe und bekennenden Fußballfans des BVB, Dietmar Gröning-Niehaus und Hans Zaremba, sowie des HSV, Karl-Heinz Tiemann, war ihr Auftritt am 20. Ligaspieltag bei „Fußball vom Sofa“ für „Eurosport“ eine angenehme Ablenkung von der momentanen Debatte über eine „Groko“ im Bund. Mit Sarah Meister erschien erstmals eine Kamerafrau, um die Emotionen der heimischen Sozis für den Fußball einzufangen. Begleitet wurde die Berlinerin von Fabian Döring, ein in der Hauptstadt tätiger Filmregisseur, als Vor-Ort-Redakteur des TV-Senders beim jüngsten Dreh in Lippstadt.

Das Team beim „Fußball vom Sofa“ am 20. Ligaspieltag:Von links der Anhänger von Borussia Dortmund und Pfarrer Dietmar Gröning-Niehaus, der Hausherr und HSV-Freund Karl-Heinz Tiemann, die Kamerafrau Sarah Meister, der Kommunalpolitiker mit der BVB-Faible Hans Zaremba, und der Redakteur Fabian Döring. Freundlicher Begleiter des Quintetts war der Hund des Gastgebers in der Ulenbergstraße, der Labrador „Obama“.

Transfer

Aber es war nicht nur die Fußball-Leidenschaft des Lippstädter Trios für die von ihnen jeweils bevorzugten Teams, die vor der Kamera und dem Mikrophon des paneuropäischen TV-Unternehmens – das auch von August bis Dezember in Lippstadt Bilder und Töne erfasste – am 20. Spieltag die Dialoge bei der Konferenz im Bezahlfernsehen bestimmten. Auch die am Dortmunder Borsigplatz (Pierre-Emerick Aubameyang) und am Schalker Markt (Lorenz Goretzka) erörterten Transfers wurden vor den Aufzeichnungsgeräten vom Pfarrer (Gröning-Niehaus), Vorsitzenden des städtischen Jugendhilfe- und Sozialausschusses (Zaremba) und pensionierten Diplom-Bauingenieur (Tiemann) mit vielen kritischen Bemerkungen („Moral“ und „Söldnermentalität“) bewertet. Darüber hinaus war von einer „Verzerrung des Wettbewerbs“ nach dem in der Weihnachtspause vermeldeten Wechsel des Torjägers Sandro Wagner von Hoffenheim zu München die Rede.

Bourssia Dortmund und den Hamburger SV fest im Visier von drei Lippstädter Sozialdemokraten:Weder Dietmar Gröning-Niehaus und Hans Zaremba konnten sich über einen Dreier der Schwarzgelben freuen noch Karl-Heinz Tiemann einen Sieg der Rothosen bejubeln.

Videobeweis

Ebenso wurde die Frage „Wer hat das Sagen auf dem Fußballplatz?“ von den Männern auf der Polsterbank in der Ulenbergstraße erörtert. Der in dieser Saison eingeführte Videobeweis, der immer öfter zur Unterbrechung der Bundesligaspiele führt, erregt weiterhin die Gemüter. Auch wenn er bei den Begegnungen der Fußballkonferenz am letzten Samstag nicht jene Rolle einnahm, die in etlichen Begegnungen zuvor ein heftiges Maulen bei den Zuschauern auslöste. Doch die Zweifel bleiben, inwieweit die Eingriffe in das Geschehen in den Stadien aus einem Keller in Köln, wo die „Oberschiedsrichter“ die Abläufe auf den Bildschirmen verfolgen, dem Fußball gut tut und ihn wirklich gerechter macht. DFB und DFL werden nicht umhin kommen, sich mit dem höchst umstrittenen Hilfsmittel am Saisonende zu befassen. Bis dahin wird noch manche Couch-Debatte in den bundesdeutschen Wohnstuben vom „Video-Beweis“ beeinflusst.

Die Fernsehleute aus Berlin bei ihrer Arbeit in Lippstadt:Sarah Meister fängt mit ihrer Kamera die Emotionen der Lippstädter ein und Fabian Döring registriert mit dem Laptop die Kommentare der drei Sozis zu den Abläufen in den Bundesligastadien. Fotos (3): Renate Ludwig für den SPD-Ortsverein Lippstadt

Tabelle

Obendrein wurde die Tabelle in der samstäglichen Runde im Lippstädter Norden fixiert. Was die Meisterschaft betrifft, waren sich die Zuschauer auf dem Kanapee mit den Fernseh-Leuten einig: „Auch in 2018 wird auf dem Marienplatz in München gejubelt.“ Angesichts der Dominanz des Titelverteidigers eine zutreffende Einschätzung. Spannend empfand das Lippstädter Ensemble von „Eurosport“ den Wettbewerb um die Teilnahme in 2018/19 an der lukrativen Champions League. Dort wurden am vergangenen Spieltag den Schalkern und Leipzigern die größten Chancen eingeräumt, während Leverkusen noch immer zu unstet auftrete und in Dortmund die vielen Dispute außerhalb des Spielfeldes (das richtige Spiel-System, der Trainer-Wechsel, der Aubameyang-Ärger, die passende Formation des Kaders und der immer noch nachwirkende Frust nach dem Rauswurf von Thomas Tuchel) die Atmosphäre vergifte. Ob der Hamburger SV im Mai nach 55 Jahren die Liga erstmals verlassen muss, gehörte gleichfalls zu den Plaudereien auf dem Diwan in Lippstadt.

Hans Zaremba