Parteigeschichte
Vom Bundesgeschäftsführer zum Generalsekretär
Auch in der Bonner SPD-Zentrale, der „Baracke“, lief vieles nicht rund. Herbert Wehner, der bis Dezember 1966 als Zuchtmeister die Parteiorganisation straff geführt hatte, war in die Regierung gewechselt. Der stellvertretende Vorsitzende Fritz Erler starb im Februar 1967. Willy Brandt als Parteichef konnte diese Lücke nicht füllen, denn das Amt des Außenministers und Vizekanzlers lastete ihn voll aus. Beunruhigen musste die SPD-Führung auch, dass im Umfeld der neu gegründeten Kommunistischen Partei (DKP) über ein Wahlbündnis für die Bundestagswahl 1969 diskutiert wurde. Frühjahrs-Demonstrationen gegen die geplante Notstandsverfassung, die sich an die zustimmungsbereite SPD wandten, lösten weitere Unruhe in der Partei aus. Da schrieb Hans-Jürgen Wischnewski einen Brief an Willy Brandt, in dem er sich für ein neues Amt anbot, das aber erst geschaffen werden musste: der Bundesgeschäftsführer. Der 45-jährige Kölner galt als SPD-Hoffnungsträger. Seit 1957 gehörte er dem Bundestag an. Als Unterstützer der algerischen Befreiungsbewegung (FLN) erwarb er sich einen bedeutenden Ruf, der später zum Namen „Ben Wisch“ führte. In der GroKo war er Entwicklungsminister geworden. Um sich ausschließlich der SPD-Organisation widmen zu können, verzichtete er auf das Ministeramt. Auf dem SPD-Bundesparteitag im Dezember 1999 in Berlin wurde das Amt zum Generalsekretär aufgewertet. Erster Inhaber dieser Funktion wurde Franz Müntefering.
Hans Zaremba