Ausgabe November 2018: Würdigung verdienter Sozialdemokraten

Parteileben

Der Terror überschattete das Jahr 1977

In die SPD kommen Dietmar Reineke und Elmar Arnemann

Das Jahr 1977 stand im Zeichen des Terrorismus: Tödliches Attentat auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Missglückte Verschleppung mit Todesfolge des Vorstandssprechers der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, Kidnapping und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, Entführung der ‚Landshut‘ nach Mogadischu und Befreiung durch GSG 9, einer Eliteeinheit des deutschen Bundesgrenzschutzes, und Tod der Stammheimer RAF-Gefangenen. Der „Deutsche Herbst“ bestimmte 1977 die innenpolitischen Diskussionen in Deutschland.

Helmut Schmidt vor großen Herausforderungen

Infolge seiner Unnachgiebigkeit gegenüber der RAF hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt der terroristischen Vereinigung ihre zentrale Niederlage beigebracht. Die Bande war moralisch, politisch und militärisch gescheitert. Obwohl sie ihren sinnlosen Privatkrieg noch 21 Jahre weiterführte, erholte sich die RAF nie mehr wirklich. Durch die geglückte Befreiung der „Landshut“ in Mogadischu am 18. Oktober 1977 war der Sozialdemokrat Ende des Jahres 1977 populär wie nie. Später erklärte der von Mai 1974 bis Oktober 1982 in Bonn amtierende Regierungschef zu den Herausforderungen durch die RAF im Jahr 1977: „Es war ein wichtiger Zeitabschnitt, aber weiß Gott nicht der wichtigste.“

SPD kann sich nicht auf ein Ende der Atomkraft einigen

Kurz darauf hatte der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Helmut Schmidt vom 15. bis 19. November 1977 in seiner Heimatstadt Hamburg einen SPD-Bundesparteitag zu bestehen, auf dem seine Partei erst nach mühsamen Verhandlungen einen Konsens in der Energiefrage fand. Die Delegierten konnten sich vor 40 Jahren noch nicht auf ein Ende der atomaren Nutzung einigen, das sollte der SPD erst nach der Katastrophe von Tschernobyl auf ihrem Parteitag 1986 in Nürnberg gelingen. 1977 stellte die SPD in Hamburg heraus: „Der heimischen Stein- und Braunkohle gebührt bei der Elektrizitätsgewinnung der Vorrang vor Kernenergie und Mineralöl.“

Blick auf die internationale Politik in 1977

Wenige Monate bevor Dietmar Reineke (1. April 1977) und Elmar Arnemann (1. Juni 1977) zur SPD kamen, nahm in Washington mit Jimmy Carter der 39. Präsident der USA seine Tätigkeit auf. Er war nach dem Watergate-Skandal und dem im August 1974 vollzogenen Rücktritt von Richard Nixon ein Staatsoberhaupt, das sich die US-Bürger wünschten: Ehrlich, moralisch, sentimental. Mit dem Besuch des ägyptischen Präsidenten Muhammad Anwar As Sadat in der Knesset in Israel beginnt am 19. November 1977 der bis in die Gegenwart schwierige Prozess der Aussöhnung der ehemaligen Kriegsgegner.

Hans Zaremba

Lippstadt am Samstag, 10. November 2018, im „Mikado“:Elmar Arnemann und Dietmar Reineke, die vor 40 Jahren der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands beigetreten sind. Foto: Karl-Heinz Tiemann