Ausgabe November 2018: Würdigung verdienter Sozialdemokraten

Parteigeschichte

Erinnerungen an den Politiker Jakob Koenen

Vorgetragen von Karl-Heinz Brülle und aufgeschrieben von Hans Zaremba

Der wohl bei weitem bedeutendste Politiker aus Lippstadt nach dem Zweiten Weltkrieg war der am Dienstag, 9. November 1948, zum ersten Mal zum Bürgermeister seiner Geburtsstadt gewählte Jakob Koenen. An sein bemerkenswertes Wirken als Kommunalpolitiker und auch als Mitglied des Bundestages in der damaligen Hauptstadt Bonn erinnerte bei der Jubilarehrung des Lippstädter SPD-Ortsvereins am Samstag, 10. November 2018, der ehemalige Landtagsabgeordnete Karl-Heinz Brülle. Als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Lippstadt hat der heutige Stadtvertreter Anfang der 1970er Jahre noch mit dem volkstümlichen Stadtoberhaupt zusammengearbeitet.

Lippstadt am Dienstag, 9. November 1948:Nach seiner ersten Wahl zum Bürgermeister wandte sich Jakob Koenen im historischen Rathaus an die Mitglieder des damaligen Stadtrates. Fotoquelle: Stadtarchiv Lippstadt

Hintergründe der Bürgermeisterwahl in 1948

Karl-Heinz Brülle, der in seiner politischen Laufbahn etliche Ämter (Landtag, Kreistag und Stadtrat) und Funktionen in der SPD (unter anderem Vizechef der Kreispartei, Vorsitzender des Stadtverbandes und Ortsvereins) ausgeübt hat und ein profunder Kenner der örtlichen SPD-Geschichte ist, war in den letzten Monaten wiederholt im Stadtarchiv in der Soeststraße anzutreffen. Dort recherchierte der 69jährige speziell über die Hintergründe der Bürgermeisterwahl in 1948, die überraschend und mit einem damals völlig ungewöhnlichen Bündnis von Sozialdemokraten und Liberalen den am Mittwoch, 5. Juni 1907, geborenen späteren selbstständigen Meister des Sattler-, Polsterer- und Dekorateur-Handwerks an die Stadtspitze von Lippstadt brachte. Den wesentlichen Ausschlag für die Verbindung von SPD (die bei der vorherigen Kommunalwahl am Sonntag, 17. Oktober 1948, sechs Sitze im Rathaus ergattern konnte) und FDP (die auf fünf Mandate kam) bei dem Votum über das Bürgermeisteramt am 9. November 1948 soll, so Charly Brülle bei seinem Vortrag im „Mikado“, ein zuvor ruchbar gewordenes umstrittenes Grundstücksgeschäft zugunsten eines Möbelhauses im Lippstädter Süden gegeben haben. Überdies soll bei diesem fragwürdigen Deal der Vorgänger von Jakob Koenen als Bürgermeister, der Christdemokrat Johannes Hense, involviert gewesen sein. Heute würde man von einem „Geschmäckle“ reden. Kurzum: Jakob Koenen wurde mit elf Stimmen zum ersten städtischen Repräsentanten gewählt, während sein CDU-Mitbewerber Heinrich Wiemeyer lediglich die sieben Stimmen seiner Fraktion bei der Enthaltung der zwei Zentrums-Vertreter auf sich vereinigen konnte.