Ausgabe Februar 2019: Die SPD in der Regierung – eine Zwischenbilanz

Stadtgechichte

Streifzug durch die Arbeitergeschichte

Spaziergang mit Wolfgang Schulte Steinberg

„Von den Spuren der Arbeitergeschichte in Lippstadt ist im Vergleich zu den anderen Erinnerungen an die Vergangenheit der Stadt an der Lippe nur wenig erhalten geblieben“. Dies stellte Wolfgang Schulte Steinberg, Beauftragter der Parteigeschichte des SPD-Ortsvereins der Kernstadt und im Ortsteil Cappel, beim von ihm Mitte Januar zusammengestellten Neujahrsspaziergang der Sozialdemokraten in Lippstadt heraus.

Freitag, 18. Januar 2019: Aufbruch am Bernhardbrunnen zum Neujahrspaziergang der Sozialdemokraten mit Wolfgang Schulte Steinberg (rechts) zur Arbeitergeschichte in Lippstadt. Foto: Sven Salmen

Bahnanbindungen

Dabei blickte der Ex-Ratsherr (1984-2004) auch auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen seiner Geburtsstadt, die seit dem 13. Jahrhundert relativ konstant bei 3.000 Bürgerinnen und Bürger geblieben sei. 1850 habe sie schon bei 5.000 gelegen und bis 1865 auf 7.000 angewachsen. Um 1902 konnte Lippstadt bereits einen Bevölkerungsanstieg von 13.000 Menschen registrieren. „Durch diesen Zuwachs war die Grundlage für die Ansiedlung von Industrie und den Ausbau der Verkehrswege gelegt“, erklärte der leidenschaftliche Hobbyhistoriker seinem interessierten Publikum. Ab etwa 1900 habe sich Lippstadt von einer Agrar- Handwerker- und Handelsstadt zum Industriestandort gewandelt. Die Voraussetzung dafür seien die entstandenen Bahnlinien rund um Lippstadt gewesen. Begonnen habe dies 1850 mit der Anbindung an die heutige Strecke Hamm-Warburg, weitere Anschlüsse erfolgten 1883 nach Warstein, 1887 nach Rheda und Münster sowie 1898 nach Beckum.

Industriebetriebe

Der Exkurs mit Wolfgang Schulte Steinberg führte vom Bernhardbrunnen am Hauptbahnhof vorbei, um einen Blick auf das frühere Uniongelände zu erhalten. Dort sei mit dem Eisenwerk Linhoff in 1860 die erste Industrieanlage in Lippstadt entstanden, die später in die Westfälischen Unionwerke übergegangen sei. Folgend hätten sich weitere namhafte Betriebe angesiedelt: Gasanstalt (1863), Brauerei Weißenburg (1870), Baumhüter (1876), Schlachthof an der Beckumer Straße (1883), Zentrale Wasserversorgung (1886), Lampenbude Hospitalstraße (1892, die ab 1895 unter der Bezeichnung „Westfälische Metall-Industrie“ firmierte und heute ihren Sitz in der Lüningstraße hat), Artilleriewerkstatt (1905, später Deutsche Werke und jetzt Rothe Erde), Glashütte Erwitter Straße (1906), Lippstädter Eisen- und Metallwerkstatt (1937, nach 1945 Reparaturstätte für britische Panzer und ab 1958 Hella-Nordwerk). Überdies schilderte Wolfgang Schulte Steinberg beim Neujahrsbummel mit einem Zwischenstopp im Lokal „Zum Güterbahnhof“, das sich vom Feierabendtreffpunkt für Industriearbeiter zur Musikkneipe mit Kultstatus entfaltet hat, die Geltung der Hospitalstraße als größte zusammenhängende Arbeitersiedlung in Lippstadt.

Karl-Heinz Tiemann / Hans Zaremba