Wie geht es in Lippstadt weiter?

Hans Zaremba über die Regionalliga

Jetzt, wo die Profis der ersten und zweiten Liga wieder auf die Fußballbühne zurückkehren können, schauen nun die Fans auf die Entwicklung unterhalb des von der Deutschen Fußball-Liga e.V. (DFL) organisierten Spielbetriebes. Sie blicken auch auf das Geschehen beim SV Lippstadt 08, der nach seinem letzten Aufstieg in die Regionalliga im Sommer 2018 momentan seine zweite Saison in der Weststaffel der vierten Liga erlebt.

Stimmungsvoller Abend „Am Bruchbaum“ in Lippstadt im September 2019: Über 2.300 Zuschauer zog das damalige Match unter Flutlicht zwischen dem SV 08 und RWE (2:4) an.
Archiv-Foto: Hans Zaremba

Begeisterung

Derzeit deutet viel darauf hin, dass die Runde 2019/2020 in der Regionalliga wegen der Corona-Krise nicht mehr fortgesetzt wird. Die endgültige Entscheidung über einen Abbruch der gegenwärtigen Saison hat allerdings ein außerordentlicher Verbandstag des Westdeutschen Fußballverbandes e.V. (WDFV) zu treffen, der nach den Bestimmungen der Satzung erst Ende Mai/Anfang Juni möglich ist. Daher wurde von den Regionalligisten – auch in Lippstadt – bereits die Spielzeit 2020/2021 ins Visier genommen. Unterdessen haben 31 Vereine beim WDFV fristgemäß ihre Bewerbungsunterlagen für die Teilnahme an der Regionalliga West in der Saison 2020/2021 eingereicht. Ebenso der SV Lippstadt 08, der nach der im März verfügten Einstellung des Ligabetriebs 2019/2020 mit 19 Punkten auf dem 16. Tabellenrang verharrt. Während inzwischen die Bundesliga mit den Unterbauten der zweiten und dritten Liga für die Ausrichtung von „Geisterspielen“ von der Politik grünes Licht erhalten hat, kommt für die vierte Liga ein Spielbetrieb vor leeren Rängen nicht in Betracht. Im Gegensatz zu den höherwertigen Klassen (von der ersten bis zur dritten Liga) nimmt die Regionalliga an der Verteilung der Fernsehgelder nicht teil. So ist der SV Lippstadt 08 – wie die anderen Regionalligisten – neben den Einnahmen aus den Verträgen mit ihren Sponsoren insbesondere auf die Erlöse aus dem Ticket-Verkauf angewiesen. Dies betrifft besonders stark den Traditionsverein Rotweiss Essen (RWE), der aufgrund seiner Geschichte als Deutscher Fußballmeister in 1955 und den kurzfristigen Bundesligazeiten nach den Aufstiegen in 1967, 1969 und 1973 immer noch viel Begeisterung bei seinen Anhängern im Revier bewirkt. Von 8.285 bis zu 14.497 Zuschauer haben die Essener nach einer Recherche des Sportmagazins „Kicker“ in der aktuellen Regionalliga angezogen. Auch beim Match von RWE gegen den SV Lippstadt (3:1) am 28. Februar waren 8.695 Freunde des Fußballs im Stadion von Essen zugegen. Darunter eine starke Abordnung aus Lippstadt.

Perspektiven

Auch beim abendlichen Treffen des SV Lippstadt 08 mit RWE am Freitag, 13. September des Vorjahres (2:4), war der Revierclub ein Magnet, als sich 2.334 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer auf den Weg in die Lippstädter Arena „Am Lipperbruchbaum“ begeben hatten. Ansonsten belief sich der Zuschauerzuspruch der Schwarz-Roten aus Lippstadt nach der erwähnten Publikation zwischen 465 im Vergleich mit Rödinghausen und 775 in der Partie mit Wuppertal in eindeutig kleineren Zahlen, obwohl die Spielstätte des 1997 aus Teutonia und Borussia gebildeten Fusionsvereins an der Wiedenbrücker Straße über rund 4.000 Plätze verfügt. Folgerichtig treten die Verantwortlichen des SV 08 mit ihrem Präsidenten Thilo Altmann bei den Erwartungen für die Lippstädter Saisonziele verhalten auf, während man in Essen weiterhin ein Comeback in den höheren Spielklassen anstrebt. Bleibt es beim erwartenden Saisonabbruch der Regionalliga, soll für das Jahr 2020 der Abstieg ausgesetzt werden. Damit würde in Lippstadt auch in der künftigen Saison wieder die vierte Liga stattfinden, sofern die Corona-Pandemie dies zulässt. Für die nunmehr bevorstehenden Aufstiegsspiele zur dritten Liga gegen den Meister oder den Vertreter der Regionalliga Nordost (voraussichtlich 1. FC Lok Leipzig oder VSG Altglienicke) soll ein Teilnehmer aus der augenblicklichen Weststaffel der Regionalliga allerdings benannt werden. Diese Begegnungen könnten im Juni oder im Juli unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Da der Spitzenreiter SV Rödinghausen auf einen möglichen Aufstieg verzichtet hat, bleibt der Tabellenzweite SC Verl der erste West-Kandidat für die Aufstiegsrunde. Bei allen möglichen Kriterien (Hinrundenabschluss, aktuelle Tabelle, Quotienten-Regelung) haben die Ostwestfalen gegenüber dem Verfolger Rot-Weiss Essen die Nase vorne. Wohl nur die noch offene Stadionfrage – Verl verfügt bislang über keine taugliche Spielstätte für die dritte Liga und müsste dem Deutschen Fußball-Bund e.V. (DFB) daher ein Ausweichstadion nennen – könnte daran noch etwas ändern. Da überrascht es nicht, dass sich bei der Stimm-Enthaltung von Borussia Mönchengladbach – die mit ihrer U 23 am Regionalliga-Wettbewerb teilnimmt – mit Rot-Weiss Essen nur ein Club von den insgesamt 18 Vereinen aus der Weststaffel der Regionalliga im April gegen den Abbruch der Spielzeit ausgesprochen hat.