Freie und offene Gesellschaft bewahren

Populisten wurde auf dem Rathausplatz die Rote Karte gezeigt

„Rassismus, Intoleranz und Fremdfeindlichkeit haben hier keinen Platz“, stellte die Pfarrerin im Ruhestand, Margot Bell, am vergangenen Wochenende in ihrer Begrüßung der vom Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität auf dem Rathausplatz organisierten Veranstaltung „Rote Karte gegen Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Rassismus“ heraus. Unterstützt wurde diese Aktion der heimischen Bürgerinitiative durch die nachdrücklichen Worte von Christof Sommer mit seinem vernehmlichen Aufruf „unsere freie und offene Gesellschaft zu bewahren“.

Demonstrativ die Rote Karte gezeigt: Das regnerische Wetter am vergangenen Wochenende hielt viele Lippstädter nicht davon ab, den Rechtspopulisten auf dem Rathausplatz die Rote Karte zu zeigen. Unter ihnen befanden sich auch etliche Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die sich am Sonntag, 13. September, um ein Mandat im neuen Stadtrat von Lippstadt bewerben.
Foto: Karl-Heinz Tiemann

Werte in Gefahr

Die im Lippstädter Süden lebende Theologin hob das Engagement des 2001 gegründeten Netzwerkes und vieler Gleichgesinnter hervor, „Lippstadt als eine tolerante, weltoffene Stadt zu erhalten, in der Menschen vieler Kulturen und Religionen sich willkommen wissen und gut zusammen leben“. Michael Tack, gleichfalls vom Netzwerk, fügte hinzu: „Wir sehen durch die aktuelle Entwicklung diese Werte, die unsere Demokratie ausmachen, in Gefahr.“ Für das politische Klima, in dem die Saat des Hasses aufgehe und auch in Gewalt umschlage, zeichne vor allem die AfD verantwortlich. Der Redner unterstrich: „Die Grenze des Sagbarem wird unerträglich in Richtung Hassbotschaften verschoben.“ Damit einher gehen die Ausgrenzung von Schutzbedürftigen und die Anfeindungen von Menschen, die nicht in das eigene Weltbild passten. Parteien wie die AfD rüttelten an dem Grundsatz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ Die Rechtspopulisten verbreiteten eine antieuropäische, gegen Minderheiten gerichtete und eine die Fakten des Klimawandels leugnende Politik.

Kräftiges Zeichen setzen

„Dazu dürfen wir nicht schweigen“, mahnte Margot Bell. Die Geschichte habe leidvoll und deutlich gezeigt, dass solchen Tendenzen rechtzeitig widersprochen und Einhalt geboten werden müsse. „Wehret den Anfängen“ gelte ganz besonders in diesen Tagen und bei jeder Wahl, auch bei der bevorstehenden Kommunalwahl. Herbert Reul, Landesinnenminister von Nordrhein-Westfalen, habe es nach den jüngsten Demonstrationen in Berlin mit Verschwörungstheoretikern, radikalen Impfgegnern und strammen Rechten treffend artikuliert: „Wenn man sich nicht abgrenzt, ist man mit verantwortlich für das, was passiert.“ Jetzt komme es auf jede und jeden an und sie appellierte: „Lassen Sie uns bei der Kommunalwahl ein kräftiges Zeichen für eine starke Demokratie setzen!“ Der mit Ablauf dieser Ratsperiode im Oktober aus dem Amt scheidende Bürgermeister Christof Sommer erinnerte an die Errungenschaften der demokratischen Grundordnung, die zu verteidigen seien. Zugleich begrüßte der künftige Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes in Nordrhein-Westfalen das Motto des Veranstalters, den Populisten „die Rote Karte zu zeigen“. Dies erfolgte anschließend auch demonstrativ auf Zuruf von Margot Bell und Michael Tack mit dem Aufzeigen entsprechender zuvor vom Netzwerk verteilter roter Pappen.

Hans Zaremba