Anerkennung für Lippstädter Engagement

Erinnerungen an die Wiedervereinigung von Hans Zaremba

In wenigen Tagen werden bundesweit etliche Veranstaltungen zur Wiedervereinigung Deutschlands vor 30 Jahren stattfinden. Ebenso lange sind auch die Sozialdemokraten aus Ost und West wieder unter dem Dach einer gemeinsamen Parteiorganisation beisammen. Ende September 2010 blickten die deutschen Sozialdemokraten am Rande ihres außerordentlichen Bundesparteitages in Berlin-Kreuzberg mit der Ausstellung „20 Jahre vereinte SPD Ost und West“ auf diese beiden Ereignisse, die nun bereits drei Jahrzehnte zurückliegen.

Berlin am Samstag, 25. September 2010: Auf die politische Wende in der DDR – insbesondere in der Region von Oschatz – im Jahr 1990 schauten im alten Postbahnhof in Berlin-Kreuzberg von links der Lippstädter SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba, der damalige SPD-Parteichef Sigmar Gabriel, der Ende Juli 2020 verstorbene Grandseigneur der deutschen Sozialdemokratie, Hans-Jochen Vogel, und der junge Oschatzer Kommunalpolitiker Torsten Ackermann zurück.
Archiv-Foto: Sammlung Hans Zaremba

Präsentation

Bei der Präsentation vor zehn Jahren in der Bundeshauptstadt war auch eine Delegation der Lippstädter Sozialdemokratie mit einem eigenen Informationsstand zugegen, was der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba mit diesem Beitrag beschreibt. Die heimischen Sozialdemokraten hatten dafür eine Fülle von Dokumenten und Fotos über die Treffen von Lippstädtern in Sachsen und Oschatzern in Westfalen während der spannenden Zeit der politischen Wende in der DDR im Vereinigungsjahr 1990 zusammengestellt. Einen Eindruck über das Engagement der Lippstädter SPD beim Wiederaufbau von demokratischen Strukturen in der sächsischen Region Oschatz verschafften sich im September 2010 auch der Ende Juli 2020 verstorbene Hans-Jochen Vogel und der damalige Bundesvorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel.

Hans-Jochen Vogel

Der 1990 zum ersten Chef der wiedervereinigten SPD gewählte Hans-Jochen Vogel stellte dabei heraus, dass es mutige Sozialdemokraten gewesen seien, die als Teil der friedlichen Revolution in der DDR die ersten waren, die mit einer unabhängigen Partei die DDR-Diktatur herausgefordert hätten. Ebenso hob der damals 84jährige Grandseigneur der SPD und vormalige Bundesminister die Politik der von der SPD gestellten Kanzler Willy Brandt (1969-1974) und Helmut Schmidt (1974-1982) für eine Annäherung der beiden deutschen Staaten hervor, wodurch letztlich der Umbruch in dem Land zwischen Elbe und Oder eingeleitet worden sei. Zudem lobte der frühere Oberbürgermeister von München (1960-1972) und einstige Berliner Regierende Bürgermeister (1981) den ehrenamtlichen Einsatz des jungen Oschatzer SPD-Kommunalpolitikers Torsten Ackermann, der im September 2010 mit seinen 22 Jahren das jüngste Mitglied und zudem der einzige Vertreter seiner Partei im Stadtrat an der Döllnitz war.

Sigmar Gabriel

Sigmar Gabriel, der SPD-Parteichef von November 2009 bis März 2017, erklärte in Berlin seine persönlichen Wahrnehmungen aus dem Herbst 1989. „Ich kann mich an nichts erinnern, das in meinem politischen Leben so viel Begeisterung ausgelöst hat wie den Fall der innerdeutschen Grenze.“ Die Anstrengungen des Lippstädter SPD-Ortsvereins widerlegten wie viele andere Beispiele aus der Phase der politischen Veränderung in 1989 und 1990 eindeutig die Behauptungen einiger Zeitgeschichtler, wonach es den West-Sozialdemokraten damals an Leidenschaft für die Wiedervereinigung gefehlt habe. Der aus dem Zonenrandgebiet im Harz stammende Sozi unterstrich: „Denn eines ist sicher: Jede Last, die wir seither zu tragen hatten, war weitaus leichter als die Last der deutschen Teilung und Unterdrückung von Millionen von Menschen in der untergegangenen DDR.“