Ein unzulängliches Wahlergebnis

Lippstadt am Samstag, 12. September 2020: Wahlkampfengagement bis zum Schluss. So wie hier mit dem am 21. September von der neuen SPD-Ratsfraktion bestätigten Chef Thomas Morfeld.
Foto: Karl-Heinz Tiemann

Ein schwieriger Wahlkampf

Betrachtungen von Karl-Heinz Tiemann

Zweifellos standen durch die Corona-Pandemie viele der Wahlkampf-Aktivitäten vom Beginn unter schwierigen Vorzeichen. Belastend war für den Zusammenhalt während der Wahlkampagne auch die auf der Seite 1 dieser Ausgabe von Rote Lippe Rose Intern beschriebene Berichterstattung der örtlichen Tageszeitung mit der Headline „SPD-Verjüngungskur reißt Wunden“ über den Verlauf der Delegiertenkonferenz zur Aufstellung der SPD-Direktkandidaten in den 25 Bezirken für die Wahl des Stadtrates.

Wertschätzung

Es waren davor in den drei parteiinternen Versammlungen des Lippstädter SPD-Ortsvereins – am 25. Juni, 24. September und 22. November 2019 – ausreichend Möglichkeiten gegeben, andere personelle Akzente zu setzen. Die öffentliche Bühne der Konferenz am 16. Mai 2020 mit der Abwahl von Karl-Heinz Brülle als Ratsbewerber – nach fast 31jähriger Zugehörigkeit im Rat, acht Jahre im Kreistag (1981-1989) und zehn Jahre Mitgliedschaft im Landtag (1985-1995) – war dazu weniger geeignet. Dies hat der Artikel in der Tageszeitung und das Echo innerhalb der Lippstädter SPD und in der Öffentlichkeit belegt. Etwas mehr an Wertschätzung für den jahrelangen Einsatz altgedienter Kommunalpolitiker wäre angebracht gewesen, wie dies der am 13. September 2020 wiedergewählte Ratsherr Udo Strathaus auf der Konferenz im Mai 2020 folgerichtig angemahnt hatte. Auffallend war, dass dort der vom Vorstand des Stadtverbandes in der Regie von Jens Behrens (Overhagen) am 3. März 2020 einstimmig gefasste Personalvorschlag nicht mehr vertreten wurde. Positiv überrascht hat am Wahlabend der direkte Einzug von Marianne Schobert in den Stadtrat. Dies ist gewiss auf ihren engagierten Einsatz im Wahlkampf auf der Süderhöhe zurückzuführen.

Versäumnis

Gefehlt hat überdies auch eine breite Debatte über ein Wahlprogramm der Lippstädter SPD auf einem SPD-Stadtparteitag. Ein Novum in der Geschichte der heimischen Sozis, die seit der kommunalen Neubildung zum 1. Januar 1975 zu allen Kommunalwahlen in 1975, 1979, 1984, 1989, 1994, 1999, 2004, 2009 und 2014 fortwährend ihre Programmaussagen auf den Treffen der Delegierten aus den Lippstädter SPD-Ortsvereinen beraten und verabschiedet haben. Zu hinterfragen ist auch, ob es richtig war, sich in vielen Bereichen so eng an die Vorgaben eines hinzugezogenen Kommunikationsberaters zu orientieren. Es wurden von dem Mann sicherlich viele gute Ansätze geliefert. Doch Theorie und langjährige Praxis sind bekanntlich zwei Seiten einer Medaille.