Starke Bindung zur IGM und SPD

Hans Zaremba über die verstorbene Hildegard Goussis

Mit der am vergangenen Montag zu Grabe getragenen Hildegard Goussis haben die die Industriegewerkschaft Metall (IGM) und die Sozialdemokratie in Lippstadt eine langjährige Mitstreiterin verloren, für die zeitlebens beide Organisationen eine Gesamtheit bildeten. Darauf fußte auch ihr ehrenamtlicher Einsatz für die SPD und die IGM, wie dies die Sozialdemokraten im Nachruf auf die am 23. November im Alter von 72 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorbene einstige Stadtvertreterin herausgestellt haben.

Eine Erinnerung aus glücklicheren Tagen: Hildegard Goussis (Mitte) wurde im Februar 2018 für ihr jahreslanges ehrenamtliches Engagement für das Gemeinwesen durch den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Hans Zaremba mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet. Mit dabei war ihre Tochter Christine Gousis, die heute wie ihre jetzt verstorbene Mutter zuvor Mitglied des Rates der Stadt Lippstadt und stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende ist.
Archiv-Foto: Karl-Heinz Tiemann

Von Neheim nach Lippstadt

Als Hildegard Hirschberg erblickte die spätere Lippstädterin am 28. Januar 1948 als jüngstes Kind von vier Geschwistern in Neheim (heute ein Teil der Stadt Arnsberg) das Licht der Welt. In dem sauerländischen Ort erlebte sie Schulbesuch, Konfirmation sowie eine Ausbildung in einem Metzger- und Fleischerbetrieb. Nach einem kurzen Abstecher über Liesborn lässt sich die Familie Hirschberg in den 1960er Jahren in der Siedlung „Im Helfkamp“ in Cappel nieder. Für Tochter Hildegard folgte daraus eine Beschäftigung bei der Hella in Lippstadt, wo sie auch ihren Ehemann Theodorus Goussis, einem aus Griechenland stammenden Metallarbeiter und Vater ihrer Kinder sowie Großvater ihrer Enkel, kennenlernte. Zugleich entstand ihre starke Bindung zur Gewerkschaft und Sozialdemokratie. Begleitet und gefördert von den damaligen Vormännern der IGM und SPD in Lippstadt, Werner Franke und Engelbert Sander, wurde sie Vertrauensperson der IGM und Betriebsrätin. Von 1984 bis 1994 gehörte sie für zwei Perioden dem Lippstädter Stadtrat an. Aus der Arbeit als Stadtverordnete resultierte ihre Mitwirkung in den städtischen Ausschüssen Jugend und Soziales, Garten und Friedhof, Bürgeranträge und Beschwerden sowie Sport und Freizeit. Ebenso im Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Lippstadt (GWL). „Sich für die Ziele der SPD einzusetzen, das muss ihr ein Herzensanliegen und eine Ehrensache gewesen sein. Sie war Feuer und Flamme für eine Partei, von der ich persönlich glaube, dass wir ihr mehr verdanken, als wir ahnen“, charakterisierte im Trauergottesdienst der evangelische Theologe Dr. Roland Hosselmann das politische Engagement von Hildegard Goussis.

Gaststätte in Cappel

So überrascht es auch nicht, dass sie sich mit viel Idealismus von 1986 bis 1992 als stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins in der Kernstadt und in den 1980er und 1990er Jahren mit einer ebenso großen Begeisterung als Leiterin der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) im SPD-Stadtverband für ihre Partei einsetzte. Speziell die Aufgabe für die AfA war für sie eine ideale Verbindung zu ihrer Tätigkeit für die IGM. Durch die Übernahme der Gaststätte „Zum Posthorn“ in Cappel, die sie mit ihrem Gatten im Glennedorf zur festen Größe geformt und fast 30 Jahre betrieben hat, musste sie 1994 die Stadtratstätigkeit aufgeben. Doch das politische Geschehen verlor sie nicht aus dem Blick. Da passte es gut, dass im Versammlungsraum ihres Lokals etliche Treffen der SPD stattfanden. „Eine Arbeit, die ihr lag, die ihrem Naturell entgegenkam“, schilderte Pfarrer Hosselmann mit einfühlsamen Worten in der Kapelle des Hauptfriedhofs ihr Leben als Wirtin.

Auszeichnung für die Gemeinwesenarbeit

Es war für Hildegard Goussis zweifellos eine große Freude, dass zwei Jahrzehnte nach ihrem Abschied von der aktiven Kommunalpolitik ihre Tochter Christine Goussis, Lehrerin an der Lippstädter Gesamtschule, im Mai 2014 erstmals in die Stadtvertretung einzog. Zudem im September 2020 bei der Kommunalwahl als Ratsfrau bestätigt wurde und somit die vormaligen Aufgaben ihrer Mutter – ab November 2016 auch als stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende – fortführen konnte. Für ihren Einsatz für das Allgemeinwesen wurde Hildegard Goussis im Februar 2018 kurz nach Vollendung ihres 70. Lebensjahres vom SPD-Ortsverein Lippstadt mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet. In der ihr überreichten Urkunde war vermerkt: „Du verkörperst in besonderer Weise unsere sozialdemokratischen Ideale Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Deine Verbundenheit mit unseren Werten und Deine Verdienste um die Partei sind beispielhaft.“