Rote Lippe Rose intern – Nummer 8 aus 2021

Erinnerung an den Bundestagswahlkampf 1972 (II): Ulrich Bunsmann ruft aus seinem VW-Käfer zur Wiederwahl von Bundeskanzler Willy Brandt und des heimischen Bundestagsabgeordneten Engelbert Sander auf. Der damalige Jungsozialist war in den 1970er Jahren als hauptamtlicher Mitarbeiter der Leiter des Bürgerbüros von Engelbert Sander in der Cappelstraße 7, in deren Räume die Lippstädter Sozialdemokratie mit ihrer Geschäftsstelle im Herbst 2018 zurückgekehrt ist. Von 1969 bis 1976 hat sich Ulrich Bunsmann in der SPD in verschiedenen Funktionen engagiert. Gemeinsam mit Karl-Heinz Brülle vermittelte er der örtlichen Sozialdemokratie und dem SPD-Kreisverband Lippstadt vielfältige Impulse. Der Lippstädter Sozialdemokrat und Heimatchronist Willi Kröger charakterisierte Ulrich Bunsmann am 31. Januar 1997 in einem „Patriot“-Portrait wie folgt: „Hat die Jusos, gemeinsam mit Charly Brülle, in eine Position gehievt, die sie weder vorher noch nachher auch nur annähernd besaßen.“ Darüber hinaus war er auch der Wahlkampfleiter der SPD bei der kombinierten Landtags- und Kommunalwahl im Mai 1975. Nach seiner politischen Arbeit in Lippstadt lebte Ulrich Bunsmann einige Jahre in Trier, wo er unter anderem eine Gaststätte betrieb, war in Mainz als Rundfunkredakteur tätig und hat in Hamburg als Verantwortlicher eines privaten Radiosenders gearbeitet. Von der SPD hat er sich am 1. Februar 1982 enttäuscht abgewandt.
Archiv-Fotos (2): Sammlung von Karl-Heinz Brülle

SPD-Ortsverein unerlässlich

Hier komme der Mobilisierungsstrategie der Jungsozialisten, so Charly Brülle im Sommer 1971, eine besondere Bedeutung zu. Diese Strategie, deren Ziele die Mobilisierung der Bevölkerung für ihre eigenen Interessen sei, ermögliche zum einen direkte Einflussnahme der Basis durch verschiedene Druckmittel, weise aber zum anderen den SPD-Ortsvereinen die Möglichkeit zu, ihre Funktionäre im Sinne der Bevölkerungsinteressen zu kontrollieren. Dazu berichtet „Der Patriot“ am 9. August 1971 wörtlich: „Dies zeige die überragende Arbeit des SPD-Ortsvereins für die politische Arbeit der Jungsozialisten. Er sei als unterste Ebene der politischen Willensbildung unerlässliches Instrument zur Delegierung des Bevölkerungswillens an die politischen Führer und somit ein Faktor der repräsentativen Demokratie.“ Der vollständige Artikel der Lippstädter Tageszeitung, der auf der ersten Lokalseite abgedruckt wurde und aus der Feder des Vorsitzenden der Lippstädter Jusos, Ulrich Bunsmann, stammte, ist im „Patriot“-Archiv unter dem 9. August 1971 zu finden.

Hans Zaremba