Über zwei Jahrzehnte in Düsseldorf tätig

Marlies Stotz hat sich aus dem Landtag verabschiedet

Als sich am Mittwoch, 1. Juni 2022, zweieinhalb Wochen nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen das neue Parlament konstituierte, war für die Lippstädterin Marlies Stotz die politische Tätigkeit im Düsseldorfer Landtag beendet. Fast auf den Tag genau 22 Jahre vor der letzten Landtagswahl – am 14. Mai 2000 – gewann die heute 62-jährige SPD-Frau im heimischen Wahlkreis, der damals aus Anröchte, Erwitte, Geseke, Lippstadt und Warstein bestand, mit einem Vorsprung von 43 Stimmen das Direktmandat. Erst später – ab 2005 – gehörte auch Rüthen zum regionalen Wahlkreis.

Lippstadt am Mittwoch, 9. Mai 2012: Marlies Stotz begrüßt zu einem Frühstück während des Landtagswahlkampfes in der Kleingartenanlage „Tonhütte“ die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
Archiv-Foto: Hans Zaremba

Rückzug im März 2021 angekündigt

Den Ende Mai von ihr vollzogene Rückzug aus der Landespolitik hatte Marlies Stotz im März 2021 bereits angekündigt, als sie ihrer Partei mitteilte: „Nach  nunmehr 21 Jahren, die ich als Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Soest II mit den Städten und Gemeinden Anröchte, Erwitte, Geseke, Lippstadt, Rüthen und Warstein die Interessen der Menschen in Düsseldorf vertreten durfte, ist es aus meiner Sicht an der Zeit Platz zu machen für ein neues Gesicht. Persönlich habe ich die Frage einer erneuten Kandidatur schon vor einiger Zeit gründlich abgewogen.“ Eine Nachricht, über die auch die Lippstädter SPD-Publikation  Rote Lippe Rose intern in ihrer Ausgabe 4/2021 vom 1. April 2021, berichtete. Während ihrer Zeit im Landtag begleitete sie sechs Ministerpräsidenten, von denen mit Wolfgang Clement (1940-2020) von Juni 2000 bis zum Oktober 2002, Peer Steinbrück von November 2002 bis Juni 2005 sowie Hannelore Kraft von Juli 2010 bis Juni 2017 zwei Männer und eine Frau aus der Sozialdemokratie kamen.

Kreis-SPD nicht mehr im Landtag

Gewiss hat Marlies Stotz, seit dem Herbst 1989 auch Lippstädter Ratsfrau, am Sonntag, 15. Mai 2022, ihrer Partei und ihrem Nachfolger als Kandidat im Wahlkreis deutlich bessere Resultate gewünscht. Durch die bitteren Ergebnisse für die Sozialdemokratie ist der Kreis Soest nun nicht mehr durch eine/n Abgeordnete/n in Düsseldorf vertreten, da auch der SPD-Bewerber im benachbarten Wahlkreis Soest I (Bad Sassendorf, Ense, Lippetal, Möhnesee, Soest, Welver, Werl und Wickede) den Einzug ins Landesparlament verpasste. Ähnlich ist auch die Lage im Nachbarkreis Warendorf, wo nach dem Rückzug der bisherigen SPD-Abgeordneten Annette Watermann-Krass aus Sendenhorst weder dem Aspiranten aus dem Nordkreis noch seinem Parteifreund im Südkreis der Sprung in den Landtag gelang. Marlies Stotz war das dritte SPD-Landtagsmitglied aus Lippstadt. Zuvor gehörten Karl-Heinz Brülle von Mai 1985 bis Mai 1995 und der vormalige SPD-Angehörige Horst Marin im Frühjahr 1975 für einige Wochen dem Parlament für das Land Nordrhein-Westfalen an.

Lippstadt am Aschermittwoch, 1. März 2017: Marlies Stotz stellt sich bei dem Traditionstreffen ihres SPD-Ortsvereins zum „Fisch nach Karneval“ den Fragen von Lukas Forte.
Archiv-Foto: Karl-Heinz Tiemann

Schwerpunkte im Landtag

In zwei gesonderten Presseterminen für die Tageszeitung „Der Patriot“ am Mittwoch, 27. April 2022, und die Wochenendpublikation „Lippstadt am Sonntag“, Ausgabe vom 22. Mai 2022, schilderte Marlies Stotz zum Ende ihrer 22 Jahre währenden Mitgliedschaft im Landtag etliche Erinnerungen aus ihrer Düsseldorfer Tätigkeit. Im Gespräch mit dem Blatt vom Wasserturm betrachtete sie die Unterschiede zwischen dem Ministerpräsidenten Wolfgang Clement („Er hatte einen gewöhnungsbedürftigen Führungsstil, war sehr ungeduldig“) und seiner späteren Nachfolgerin Hannelore Kraft („Sie hatte einen klaren Plan, auch schon als Fraktionsvorsitzende“). Im Dialog mit der Sonntags-Gazette erläuterte sie ihre Arbeit in den Zeiten der SPD-geführten Landesregierungen von 2000 bis 2005 sowie von 2010 bis 2017 und in der Opposition von 2005 bis 2010 sowie von 2017 bis 2022. Dabei hob sie die Phase der von Hannelore Kraft repräsentierten Minderheitsregierung mit den Worten „Eine Zeit, in der das Parlament größte Aufmerksamkeit erhielt“ hervor. Die politischen Schwerpunkte ihrer parlamentarischen Aktivitäten bildeten nach den Artikeln der in Lippstadt verlegten Printmedien das Engagement für Kinder und Jugendliche sowie die Schule bis 2017 und von 2017 bis zum Ende ihrer Landtagstätigkeit in 2022 die Integration.

Wahlkämpfe mit Prominenz

Begleitet wurden die 22 Jahre von Marlies Stotz als Volksvertreterin in Düsseldorf von den Landtagswahlkämpfen in 2000, 2005, 2010, 2012 (vorgezogen nach der Parlaments-Auflösung am Donnerstag, 15. März 2012) und in 2017. Auch die Kampagne mit dem für die SPD deprimierenden Ausgang am Sonntag, 15. Mai 2022, war für die scheidende Abgeordnete mit vielen Auftritten verbunden, was von Rote Lippe Rose intern im Heft 5/2022 vom 12. Mai dargestellt wurde. Dreimal – in 2010 und 2012 in der Kleingartenanlage „Tonhütte“ und in 2017 auf der „sozialen Meile“ in der Cappelstraße – war Hannelore Kraft zur Unterstützung ihrer Landtagskollegin an die Lippe gekommen. Eine besondere Veranstaltung war in 2000 der Abend mit dem Kabarettisten, Schauspieler und Autor Dieter Hildebrandt (1927-2013) aus München und dem Grafikdesigner, Karikaturisten und Juristen Klaus Staeck aus Heidelberg, die sich von den sonst üblichen Terminen angenehm abhob.

Dank für nachhaltigen Einsatz

„Als SPD-Ortsverein Lippstadt“, dem Marlies Stotz angehört, „haben wir ihr für den nachhaltigen Einsatz als Landespolitikerin zu danken“ unterstrich der Co-Vorsitzende der Sozialdemokraten in der Kernstadt und im Ortsteil Cappel, Karl-Heinz Tiemann, gegenüber dieser Monatsschrift der Sozialdemokraten und fügte hinzu: „Ohne eine unmittelbare SPD-Repräsentantin in Düsseldorf wird es für Lippstadt nicht einfach sein, künftig für wichtige kommunale Projekte die erforderlichen Fürsprecher in den Ministerien zu finden.“

Hans Zaremba