1975 bis 2010

1993

Gerhard Schröder siegt in Lippstadt

Mitgliederbefragung der SPD für die Wahl eines neuen Bundesvorsitzenden

„Wir reden mit“ lautete das Motto der am Sonntag, 13. Juni 1993, bislang ein einziges Mal durchgeführten Mitgliederbefragung der SPD für die Wahl eines neuen Bundesvorsitzenden. Mit Rudolf Scharping (Rheinland-Pfalz), Gerhard Schröder (Niedersachsen) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Hessen) hatten gleich drei prominente Sozialdemokraten aus der „Enkel-Generation“ ihren Hut für die Nachfolge des zurückgetretenen SPD-Parteivorsitzenden Björn Engholm in den Ring geworfen.

Wahllokale im Rathaus

Dafür hatten die SPD-Ortsvereine in der Lippstädter Kernstadt, Hörste, Lipperode und Overhagen ihre Wahllokale im Lippstädter Rathaus eingerichtet. Dort bestand für alle Mitglieder aus diesen vier Ortsvereine die Gelegenheit, ihre Stimme für einen der drei Bewerber um den SPD-Vorsitz abzugeben. Zudem hatten die Vorsitzenden der betroffenen Ortsvereine, Gerd Bierschenk (Hörste), Otto Brand (Lipperode), Hans-Joachim Kayser (Overhagen) und Hans Zaremba (Kernstadt) einen Frühschoppen vorbereitet und die Möglichkeiten geschaffen, von 11 bis 14 Uhr im Fernsehen eine Live-Diskussion mit den drei Kandidaten der bundesweiten Mitgliederbefragung, Rudolf Scharping, Gerhard Schröder und Heidemarie Wieczorek-Zeul zu verfolgen.

Der Wahlvorstand der Kernstadt-Sozialdemokraten bei der bundesweiten Mitgliederbefragung am Sonntag, 13. Juni 1993, im Lippstädter Ratssaal.Von links nach rechts mit Hans Zaremba, Gudrun Beschorner, Bernhard Scholl, Ursula Wolf, Erika Martin und Margret Schulte Steinberg.

Unterschiedliche Resultate

Während bundesweit am Ende der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping mit einer relativen Mehrheit die Nase vor seinen Konkurrenten aus Niedersachsen und Hessen vorne hatte, war sein Amtskollege aus Hannover, Gerhard Schröder, in Lippstadt der klare Favorit aller zehn SPD-Ortsvereine. Er konnte sich mit 44,3 Prozent der abgegebenen Stimmen vor dem Mainzer Regenten (mit einem Anteil 33,5) und der SPD-Bezirksvorsitzenden aus Hessen-Süd, Heidemarie Wieczorek-Zeul (22,1 Punkte) durchsetzen. Recht unterschiedlich stellten sich die Resultate in den einzelnen Ortsvereinen dar. In der Kernstadt lag Gerhard Schröder mit 47,8 knapp und in Lipperbruch mit 71,4 Prozent deutlich über seinem Gesamtergebnis im Stadtgebiet, während in Cappel mit 70 Prozent Rudolf Scharping der eindeutige Sieger und in Esbeck und Rixbeck Heidemarie Wieczorek-Zeul mit 35,5 Prozent die bevorzugte Option für den Parteivorsitz war.