1975 bis 2010

1995

Zeugen eines bislang einmaligen Vorgangs.Von links nach rechts Margret Geßling (heute Margret Schulte Steinberg), Erika Martin, Wolfgang Schulte Steinberg, der ehemalige Parteivorsitzende Hans-Jochen Vogel, Ursula Wolf und Anita Brülle. Sie haben sich auf dem Stand der Kernstadt-Sozialdemokraten mit ihrem Beitrag zum ‚lebendigen Ortsverein‘ auf dem Mannheimer SPD-Bundesparteitag eingefunden.

Kampfabstimmung um Parteivorsitz

Lippstädter 1995 in Mannheim Zeugen eines denkwürdigen Vorgangs

Oskar Lafontaine hatte hoch gepokert. Zweimal – 1987 und 1990 – hatte er den Parteivorsitz ausgeschlagen, auf dem Mannheimer Bundesparteitag am Donnerstag, 16. November 1995, nutzte er seine wohl letzte Chance und putschte gegen den amtierenden Vorsitzenden Rudolf Scharping. Mit der Wahl des damals 52 Jahre alten Ministerpräsidenten des Saarlandes zum SPD-Bundesvorsitzenden wurde nach dem im Frühjahr 1987 erfolgten Rücktritt von Willy Brandt, der nach dem Tod seines Vorgängers Erich Ollenhauer ab 1964 immerhin 23 Jahre der ältesten deutschen Partei vorstand, bereits der vierte Politiker in das höchste Amt der Sozialdemokratie berufen.

Hans-Jochen Vogel und Björn Engholm

Vor dem späteren und Kurzzeitfinanzminister der rotgrünen Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder waren Hans-Jochen Vogel (1987 bis 1991), Björn Engholm (1991 bis 1993) und Rudolf Scharping (1993 bis 1995) die Parteivorsitzenden. In Mannheim war die Lippstädter SPD mit ihrem damaligen Chef der SPD-Ratsfraktion Karl-Heinz Brülle, als Delegierten der SPD im Kreis Soest, und mit zwei Gruppen (Friedhelm Arthecker, Anita Brülle, Jochen Danzebrink, Heinz Gerling, Erika Martin, Klaus-Wilhelm Penzler, Bernhard Scholl, Margret Schulte Steinberg, Marlies Stotz, Ursula Wolf und Hans Zaremba) beim bundesweiten Wettbewerb „Lebendiger Ortsverein“ vertreten. Sie waren auf dem denkwürdigen Mannheimer SPD-Parteitag Zeugen eines bislang einzigartigen Vorgangs, der sich bis in die Gegenwart in der Sozialdemokratie nicht mehr wiederholt hat.

Gerhard Schröder bis Sigmar Gabriel

Was aus dem Herausforderer des aus Rheinland-Pfalz stammenden Amtsinhabers, der sich mit 321 gegen 190 Stimmen in der Kampfabstimmung durchsetze, wurde, ist bekannt. Leider blieb der Chefposten auch danach ein Schleudersitz. Wie lange sich der nach der historischen Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl im September 2009 am Freitag, 13. November 2009, in Dresden gewählte Sigmar Gabriel in dieser schwierigen Position halten wird, lässt sich momentan nicht vorhersagen. Nach dem Showdown von Mannheim und bis zur Wahl des aktuellen Mannes auf der Brücke der SPD waren Gerhard Schröder (1999 bis 2004), Franz Müntefering (2005 bis 2005), Matthias Platzeck (2005 bis 2006), Kurt Beck (2006 bis 2008) und nochmals Franz Müntefering (2008 bis 2009) die Träger des Staffelstabes der deutschen Sozialdemokratie. Ein viel zu hoher Verschleiß an Personal.