1975 bis 2010

1976

Bundeskanzler von 1974 bis 1982.Helmut Schmidt im Bundestagswahlkampf des Jahres 1976.

Die Kanzlerschaft von Helmut Schmidt

Der Sozialdemokrat aus Hamburg wird 1976 als Regierungschef bestätigt

Die Wahl zum achten Deutschen Bundestag am Sonntag, 3. Oktober 1976, war die erste bundesweite Abstimmung nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) am 6. Mai 1974 und somit auch die erste Bewährungsprobe für dessen sozialdemokratischen Nachfolger, Helmut Schmidt. Es waren keine einfachen Startbedingungen für den fünften Kanzler der Bonner Republik. Die Ölkrise in Folge des Nahostkrieges von 1973 mit ihren Nachwehen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt war immer noch nicht abgeklungen. Doch der in vielen politischen Regierungsämtern (Hamburger Innensenator und Bundesminister für Verteidigung, Wirtschaft und Finanzen) bewährte SPD-Vizevorsitzende setzte sich als Kanzler durch.

Innenpolitik

Die größten Herausforderungen des 1982 aus dem Amt geschiedenen Helmut Schmidt sollten jedoch noch kommen, als der Terrorismus der „Rote Armee Fraktion“ im „Deutschen Herbst“ von 1977 mit den brutalen Mordanschlägen und gewaltsamen Entführungen ihren Höhepunkt erreichten. Seine frühere Verhandlungsbereitschaft, speziell bei der Entführung des 1987 verstorbenen Berliner Politikers Peter Lorenz im Jahr 1975, sah er später als Fehler an. Von da an verfolgte er eine unnachgiebige Linie. Sie brachte ihm zwangsläufig die harte Kritik der Angehörigen der Opfer der Terroristen ein, besonders bei der Geiselnahme und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Dreißig Jahre später bekannte er in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit„, dass er die enorme Verantwortung für das Leben anderer als existenziell bedrückend empfunden habe.

Außenpolitik

Erhebliche Verdienste hat sich Helmut Schmidt um die europäische Integration erworben, indem er für die Einführung des Europäischen Währungssystems eine wesentliche Vorarbeit für den Euro geleistet hat. Verbunden ist der Name des zweiten Bundeskanzlers aus der SPD auch mit dem „NATO-Doppelbeschluss“. Er sah die Aufstellung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa vor, um somit die UdSSR für Verhandlungen zum Verzicht dieser Systeme zu gewinnen. Dieser Beschluss war in der Bevölkerung und vor allem in der eigenen Partei sehr umstritten. Doch schließlich führte er 1987 zum „INF-Vertrag“ von Reykjavik, mit dem die Sowjetunion und die USA ihre Zustimmung zum Abbau aller Mittelstreckenraketen in Europa bekundeten. Besondere Merkmale des Bundeskanzlers Helmut Schmidt waren sein Redetalent und wirtschaftspolitischer Sachverstand. Leider ist es nie gelungen, diesen auch in der Gegenwart noch beeindruckenden Mann für eine Veranstaltung an die Lippe zu holen.