GWL strebt Klimaneutralität bis 2045 an

SPD-Podiumsrunde zur Energiekrise

Mit fünf Personen auf dem Podium präsentierte die Lippstädter SPD bei ihrer öffentlichen Diskussion „Energiekrise – Herausforderungen – Chancen – Perspektiven“ eine rundweg kompetente Expertenrunde, die von der einstigen Landtagsabgeordneten Marlies Stotz als Moderatorin im Haus „Kunst im Turm“ eröffnet wurde. Mit dabei war auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Lippstadt GmbH, Siegfried Müller.

Akteure der SPD-Podiumsdiskussion zur Energiekrise:
Von links Udo Strathaus, Professor Dr. Henning Meschede, Holger Okken, Britta Peter und Siegfried Müller.
Foto: Karl-Heinz Tiemann

Preisgestaltung der Stadtwerke

Der Chef der städtischen Gesellschaft in der Bunsenstraße war es auch, der an den Beginn seiner Ausführungen die Botschaft einer Rückerstattung in Höhe von rund 14 Millionen Euro für die Stadtwerke-Kunden stellte. Die Ursache seien die Einsparungen von Gas infolge der relativ milden Witterung in 2022. Durch die Engpässe der Gasversorgung aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine hätten bisher die Industrie und andere Gewerbetriebe in Lippstadt nicht gelitten. Aber von den Kostensteigerungen seien auch sie nicht ausgenommen, sagte Müller. Ebenso betrachtete er den Strompreis des von ihm geführten Unternehmens, der auch in Lippstadt angesichts der Umgestaltung des Energienetzes hoch sei, aber im Kontrast zu anderen Kommunen mit 39 Cent günstiger ausfalle. Auch einen Blick auf die erneuerbaren Energien nahm der Stadtwerke- Manager vor. Dabei kritisierte er die in Nordrhein-Westfalen bestehende Regelung, wonach der Abstand zwischen Wohngebäuden und Windkraftanlagen 1000 Meter betrage. Nach seiner Auffassung sollte die Weite auf 600 bis 750 Meter herabgesetzt werden.

Rolle der Verbraucherberatung

Die Position der Konsumenten veranschaulichte der Leiter der Lippstädter Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Holger Okken. Die von ihm betreuten Klienten würden nicht allesamt Kunden der örtlichen Stadtwerke sein. Generell seien die Hilfesuchenden in Anbetracht der extremen Kostensteigerungen „finanziell überfordert, weil sie die Preise nicht stemmen können“, bemerkte der in der Woldemei tätige Verbraucherschützer. „Die Energiepreisbremse ist wichtig, aber trotzdem reicht sie oft nicht aus“, meinte Okken aufgrund der vielen Anrufe, die ihn begegneten. In Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Soziales bei der Stadt Lippstadt und dem Jobcenter der Arbeitsverwaltung versuche sein Büro für die bedürftigen Kunden Hilfen zu erwirken.

Anstrengungen der GWL

Nach Udo Strathaus, Vorsitzender des Aufsichtsrates der GWL (Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Lippstadt), ist der inzwischen in der Arnold-Hueck-Straße 2 ansässige Dienstleister auf einem guten Weg, „um die nach dem vom Stadtrat festgestellten Klimanotstand erforderlichen Schritte umzusetzen“. Damit wolle die GWL bis 2045 in den von ihr bewirtschafteten Gebäuden „die Klimaneutralität“ bewirken. Dazu listete der SPD-Ratsherr mehrere Beispiele auf, um die Vorgaben der Bundesregierung für die Gebäude des städtischen Unternehmens zu erfüllen. „Erklärtes Ziel unseres Aufsichtsrates ist es, durch die baulichen Maßnahmen im Bereich des Wärmeschutzes sowohl die Mieter bei den Heizkosten deutlich zu entlasten als auch durch erhebliche Kohlenstoffdioxid-Reduzierungen die Klimaschutzziele zu erlangen“, unterstrich Strathaus. Das vom GWL-Aufsichtsrat erörterte Strategiepapier benenne dezidiert etliche Anordnungen: So Neubauten mit KfW40-Standard, Modernisierungen im Bestand mit Wärmeverbundsystemen und Dreifachverglasungen, um den KfW-Effizienzhausstandart 100 zu erreichen. Ebenso alte Heizungsanlagen ab diesem Jahr durch Hybridheizungen mit Wärmepumpen zu ersetzen. Konkret aus dem Programm der GWL führte ihr Aufsichtsratsvorsitzender die Siedlung Am Rüsing an, wo für einige Wohnhäuser 1,6 Millionen Euro investiert werden sollen. Überdies beabsichtige die Lippstädter Wohnungsbaugesellschaft, neben den bereits vorhandenen Photovoltaikanlagen zusätzliche Quellen dieser Art für die Energiegewinnung zu schaffen.

Gewerkschaft und Gaspreisbremse

Britta Peter, Erste Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft Metall (IGM) in der Region Hamm-Lippstadt, betrachtete die Gaspreisbremse skeptisch, da sie durch ihre vielen Vorgaben „sehr bürokratisch“ ausfalle. Dazu hatte die größte deutsche Einzelgewerkschaft schon vor geraumer Zeit zahlreiche Fragen formuliert. Unter anderem: „Welcher Teil des Verbrauchs soll subventioniert werden?“ Und: „Was ist mit den Mehrfamilienhäusern, die sich eine Zentralheizung teilen?“ Zugleich hob die IGM-Repräsentantin die Herausforderungen der Metallindustrie in Anbetracht ihres hohen Energiebedarfs vor dem  Hintergrund der gegenwärtigen Situation hervor.

Langfristige Lösungen aufgezeigt

Der Part, durch das Aufzeigen von langfristigen Lösungen der Energiekrise zu begegnen, oblag dem Professor Dr. Henning Meschede von der Universität Paderborn. Er forderte eine zügige Abkehr von fossiler zur erneuerbarer Energiegewinnung. „Für das große Ziel der Klimaneutralität ist dies unerlässlich.“ Überdies betonte er, dass die preiswerteste Art für die Erzeugung von Strom Photovoltaikanlagen seien. „Noch vor den Windrädern und weit vor dem Erdgas.“ Auf eine Frage aus der Zuhörerschaft der öffentlichen SPD-Versammlung zum Wasserstoff antwortete Meschede: „Er wird eine Rolle spielen, aber ungeklärt ist noch die Größe seiner Bedeutung.“ Für den Straßenverkehr sieht der Hochschullehrer dieses Mittel nicht, aber durchaus für die Stahl- und Chemieindustrie. Der Kernkraft mit ihren beträchtlichen Folgekosten erteilte der promovierte Ingenieur eine klare Absage: „Sie ist zu teuer.“

Hans Zaremba