Parteigeschichte

Von Heinz Kühn über Johannes Rau bis Hannelore Kraft

Hans Zaremba blickt auf die Landtagswahlen von 1970 bis 20212 zurück

Wenn am Sonntag, 15. Mai, die Bürgerinnen und Bürger zur Stimmabgabe bei der Landtagswahl aufgerufen sind, werden auch Erinnerungen an vorherige Wahlen für das Landesparlament wach. Bei diesen Betrachtungen rücken zwangsläufig die Namen verdienstvoller Frauen und Männer aus der Sozialdemokratie in den Vordergrund, die sich erhebliche Verdienste um die Entwicklung des Landes zwischen Rhein und Weser erworben haben. Dazu gehören Heinz Kühn (1912-1992), Johannes Rau (1931-2006) und Hannelore Kraft, die als Regierungschefs und Ministerpräsidentin nachhaltige politische Akzente im bevölkerungsreichsten Bundesland setzen konnten.

Heinz Kühn und Horst Marin

Der Kölner Heinz Kühn war von 1966 bis 1978 Ministerpräsident. Seine Amtszeit wurde von der Sanierung des Ruhrgebietes und der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen – unter anderem mit der Erweiterung von Lippstadt von ehemals 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf heute rund 70.000 Bürgerinnen und Bürger – bestimmt. Im Landtagswahlkampf 1970 stattete der Ex-Journalist auch Lippstadt einen Besuch ab. Mit dabei war auch als SPD-Landtagskandidat Horst Marin, der zum Ende der Legislatur von 1970 bis 1975 noch als Kurzzeitabgeordneter zu parlamentarischen Würden kam.

Lippstadt am Samstag, 9. September 1989: Johannes Rau (vorne am Mikrophon) unterstützt die SPD im Kommunalwahlkampf. Mit dabei Landratskandidat Egbert Teimann (Welver), der Aspirant auf das Amt des Bürgermeisters, Eike Hovermann, Landtagsmitglied Karl-Heinz Brülle und Ratsherr Wolfgang Schulte Steinberg.
Archiv-Foto: Sammlung Hans Zaremba

Johannes Rau und Karl-Heinz Brülle

Nach dem Rücktritt von Heinz Kühn führte 1978 der politische Lebenslauf von Johannes Rau in die Staatskanzlei. Mit ihm erzielte die SPD bei den Landtagswahlen in 1980, 1985 und 1990 jeweils mit drei absoluten Mehrheiten ihre bisher größten Erfolge. Es waren Wahlkämpfe, die gänzlich auf den „Menschenfischer“ zugeschnitten waren. Von seiner Popularität profitierte auch der Lippstädter Karl-Heinz Brülle, der im Windschatten von „Bruder Johannes“, wie der einstige SPD-Landesvorsitzende wegen seiner Bibelfestigkeit häufig genannt wurde, in 1985 und 1990 zweimal den heimischen Landtagswahlkreis für die SPD gewinnen konnte. Es war eine Fülle von Visiten, zu denen Johannes Rau zwischen 1978 bis 1998 in unterschiedlichen Funktionen – meist als „Landesvater“ – an der Lippe  war.

Hannelore Kraft und Marlies Stotz

Mit Hannelore Kraft übernahm in 2010 zum ersten Mal in der Geschichte des 1946 nach einer Verordnung der britischen Besatzungsmacht gegründeten Bundeslandes eine Frau das höchste politische Amt in Nordrhein-Westfalen. Sie amtierte von 2010 bis 2012 als Ministerpräsidentin einer Minderheitenregierung und nach der vorgezogenen Wahl in 2012 bis 2017 als Kabinettschefin eines rot-grünen Pakts in Nordrhein-Westfalen. Parlamentarisch begleitet wurde sie von der Lippstädterin Marlies Stotz, die 2000 gleichzeitig mit der Mühlheimerin in den Landtag einzog und aus ihm mit ihr nach der Wahl im Mai 2022 gemeinsam ausscheiden wird. Verschiedentlich hat Rote Lippe Rose intern über die Auftritte von Hannelore Kraft in Lippstadt berichtet. So zuletzt mit ihrer Ausgabe 2/2022.