Einer von uns

Jochen Kühler vollendet sein 75. Lebensjahr

Gewerkschaftler, Sozialdemokrat, Fußballfan und Schachspieler

Über eine lange Phase in der Zeit nach 1945 – insbesondere von den 1950er bis in die 1980er Jahre – wurde die Parteiarbeit der Sozialdemokratie in Lippstadt von den örtlichen Gewerkschaften geprägt. Neben der starken Industriegewerkschaft Metall (IGM) wirkte auch die ÖTV (Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr) – im März 2001 mit einigen anderen Gewerkschaften im Dienstleistungsbereich bundesweit zur Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fusioniert – in die SPD vor Ort hinein. Die führenden Protagonisten von IGM und ÖTV waren die  unterdessen verstorbenen Ersten Bevollmächtigten der IGM, Engelbert Sander (1929-2004) und Werner Franke (1928-2006), und der ÖTV-Kreisgeschäftsführer Hermann Schuchtrup (1928-1995). Sie übten neben ihren hauptamtlichen Aufgaben für ihre Gewerkschaften auch ehrenamtliche Kommunal-Mandate im Rat an der Lippe sowie im Kreistag aus.

Lippstadt am Freitag, 1. April 2011: An diesem Tag präsentierte die Friedrich-Ebert-Stiftung mit Sitz in Bonn in Kooperation mit dem damaligen SPD-Ortsverein Lippstadt-Kernstadt in der Kapelle der Thomas-Valentin-Bücherei in der Fleischhauer Straße die Ausstellung „Uneins – aber einig?“. Zwei Akteure dieses gut besuchten Treffens über die gemeinsamen Wurzeln der Gewerkschaften und Sozialdemokratie waren Hans-Jochen Kühler (IGM), links, und Hans Zaremba (ver.di). Über die Zugehörigkeiten in den Gewerkschaften und in der Sozialdemokratie verbindet sie auch ihre Begeisterung für Borussia Dortmund. Da überrascht es nicht, dass die beiden Gewerkschaftler und Sozis neben etlichen anderen örtlichen Sozialdemokraten am Freitag, 5. Mai 2000, zu Gründungsmitgliedern der Lippstädter BVB-Fangemeinde e.V. mit dem Namen „Optimisten“ zählen.

Engagement bei den Metallern

Werner Franke, Engelbert Sander und Hermann Schuchtrup waren es auch, die weitere aktive Gewerkschaftler aus den Betriebs- und Personalräten mit in die SPD brachten. Einer von ihnen ist der am Samstag, 12. Februar, 75 Jahre alt gewordene Hans-Joachim Kühler. Vielen ist er mehr als Jochen Kühler bekannt. Er war neben seiner Arbeit beim Lippstädter Ableger des Unternehmens „Rothe Erde“ – von 2000 bis 2010 als freigestelltes Mitglied des Betriebsrates – zugleich Zweiter Bevollmächtigter der IGM in Lippstadt. Dieses Amt der Metaller wird in der Regel von einem aktiven Betriebsrat verrichtet. Der im Norden der Kernstadt lebende Gewerkschaftler und Sozialdemokrat war schon vor seiner Anstellung beim Betrieb im Dortmunder Unternehmensverbund Thyssenkrupp von 1971 bis 1976 IGM-Vertrauensmann bei dem anderen großen Arbeitgeber in Lippstadt, Hella KG. Eine Funktion, die ihm nach seinem Wechsel zum Produktionsbetrieb für Großwälzlager in der Beckumer Straße ab 1978 auch hier übertragen wurde. Daraus erfolgte in 1990 seine Wahl in den dortigen Betriebsrat sowie in 2000 die Berufung zum Vertrauenskörperleiter der IGM.

Lippstadt am Dienstag, 17. Mai 2016: An diesem Tag nach Pfingsten befragte Hans-Joachim Kühler (links) in einem Interview während der öffentlichen Mitgliederversammlung der Sozis aus der Kernstadt und Cappel im Lokal „Bei Köneke`s“ den Bundesparlamentarier Wolfgang Hellmich zum Freihandelsabkommen „TTIP“ und zur Rentenpolitik. Ebenso zu den SPD-Perspektiven mit Blick auf die Bundestagswahl in 2017, als gerade mal wieder die Umfragewerte für die Regierungspartei in den Keller gerutscht waren. Übrigens: Auch mit Wolfgang Hellmich verbindet Jochen Kühler die Zuneigung für den BVB 09. Ebenso teilen die SPD-Kollegen von Wolfgang Hellmich im Bundestag aus den benachbarten Kreisen Warendorf, Bernhard Daldrup (Sendenhorst), und Hochsauerland, Dirk Wiese (Brilon), mit dem Mann aus Soest die Sympathie für den Dortmunder Bundesligisten.
Archiv-Fotos (2): Sammlung von Hans Zaremba

Einsatz für die Sozialdemokratie

Über seinen Einsatz für die Gewerkschaft hinaus bringt sich Hans-Joachim Kühler auch für die Sozialdemokratie ein. Ihr gehört er seit dem Tag der Arbeit in 1984 – Dienstag, 1. Mai – an. Für den SPD-Ortsverein mit dem Einzugsbereich für die Kernstadt und den Ortsteil Cappel war er vom Dienstag, 14. Februar 2012, bis zum Dienstag, 30. November 2021, der Beauftragte für die Senioren. Darüber hinaus ist er seit Gründonnerstag, 19. April 2019, der stellvertretende Leiter von 60plus – der Arbeitsgemeinschaft der SPD-Senioren – in Lippstadt.

Ehrenamtlicher Richter

Doch damit sind noch nicht alle Aktivitäten des 1947 in Eickelborn geborenen Mannes, ausgebildeten Kraftfahrzeugmechanikers und einstigen Fernfahrers in Hamburg, dem späteren Maschineneinrichter bei der Hella KG sowie Schleifer und Verzahner bei der „Rothe Erde“ aufgezählt. Durch seine fundierten Kenntnisse des Arbeitsrechts, die sich Jochen Kühler durch seine Betätigungen in Gewerkschaft und Betriebsrat erworben hat, folgte für die Zeit von 2006 bis 2012 der Ruf zum ehrenamtlichen Richter am Arbeitsgericht Hamm.

Schachspieler

Neben der schon erwähnten Affinität für den schwarz-gelben Fußball in Dortmund sowie sein gleichzeitiges Faible für den heimischen Regionalligisten SV Lippstadt 08 ist das Spiel mit König und Bauer eine zusätzliche Leidenschaft von Hans-Joachim Kühler. Er ist aktiver Schachspieler beim Verein LSV/Turm, der 1996 durch eine Fusion des damals 50 Jahre bestehenden Lippstädter SV und des 15 Jahre alten SK Turm entstand. Nach eigenen Angaben der Lippstädter Schachfreunde im Internet zählt der Zusammenschluss mit 150 Mitgliedern zu den größten Schachvereinen in Deutschland. Zudem dient er dem Sport mit dem königlichen Brettspiel auch als Funktionär. Jochen Kühler ist sowohl Vorsitzender des Schachbezirks Hellweg als auch des Schachverbandes Ostwestfalen-Lippe.

Hans Zaremba