Chancen gemeinsam nutzen

Hans Zaremba zum Tourismus in der Region

Die heimische Landschaft mit Lippstadt im Zentrum und den benachbarten Kommunen Delbrück, Rietberg und Wadersloh stellt eine reizvolle Gegend dar und besitzt auch etliche Sehenswürdigkeiten, die mit einer gemeinsamen Vermarktung dem Tourismus in der Region zweifellos zusätzliche Impulse bescheren könnte. Mit dem öffentlichen Forum „Tourismus gemeinsam fördern – Kreise bilden eine Gemeinschaft“ will die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) am kommenden Mittwoch, 3. September, um 18.00 Uhr im „Kasino“, Südstraße 21, Lippstadt, diesen Aspekt aufgreifen.

Drei Gemarkungen, drei Kommunen und drei Kreise:Der Grenzpunkt ‚Freier Stuhl‘ am Boker Kanal und in unmittelbarer Nähe des Ausflugslokals ‚Zum Freien Stuhl‘ auf der Grenze von Lipperode (Lippstadt im Kreis Soest),Mastholte (Rietberg im Kreis Gütersloh) und Westenholz (Delbrück im Kreis Paderborn).

Von Liesborn bis Delbrück

Durch die im April 2013 erfolgte Eröffnung der Römer-Lippe-Strecke für Freizeitradler soll es bereits in einigen Hotels nach einer im Mai 2014 veröffentlichten Mitteilung der in Oberhausen angesiedelten Kooperationsgemeinschaft Römer-Lippe-Route steigende Zahlen bei den Übernachtungen gegeben haben. Freilich ein ermutigendes Zeichen für die an dieser Radwegeverbindung gelegenen Orte und Gästehäuser. Doch über die an dieser 295 Kilometer langen Hauptroute und mit 154 Kilometer umfassenden Themenschleifen berührenden Kommunen hinaus hat auch das Umfeld rund um den Boker Kanal mit seinen Städten Delbrück, Lippstadt und Rietberg und der im Norden an Lippstadt anschließende Ausläufer des Münsterlandes mit der Gemeinde Wadersloh eine Menge von ansprechenden Punkten zu bieten. Der Exkurs beginnt auf den gut ausgestatteten Radwegen in Liesborn mit dem Museum in den Abteimauern, setzt sich mit der anmutigen City von Lippstadt sowie dem am Osterkern von Mastholte für die Naherholung genutzten Baggersee und dem Boker Kanal als bedeutendes technisches Kulturdenkmal in Westfalen und verbindendes Element von Lippstadt, Rietberg und Delbrück fort und endet in Delbrück mit dem schiefen Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist als markantes Wahrzeichen der Spargelstadt.

Radler-Knotenpunkt am Boker Kanal:Diese Beschilderung am Freien Stuhl dokumentiert in eindrucksvoller Form die enge Verflechtung der reizvollen Landschaft von Lippstadt über Mastholte bis nach Westenholz. Fotos (2): Hans Zaremba

Sprache und Strukturen

Der von der FES angebotene Meinungsaustausch am Mittwochabend wird auch Antworten zu geben haben, ob der Tourismus in Lippstadt und in seiner unmittelbaren Nachbarschaft in der gebotenen modernen Art und Weise organisiert ist? Gewiss ist der altertümlich wirkende Begriff Fremdenverkehrswesen vornehmlich aus dem Wortschatz verschwunden, wenn die Merkmale einer Gemeinde oder Stadt herausgestellt werden. Doch eine zeitgemäße Sprache mit der Bezeichnung Tourismus reicht nicht immer aus, um die Attraktionen des eigenen Gemeinwesens zu vermarkten. Da sind auch moderne Organisationsstrukturen gefordert, um den Ansprüchen der jeweiligen Administration gerecht zu werden und die in den betreffenden Gemeinden und Städten bestehenden Dienstleistungsangebote wirkungsvoll zu begleiten. Auffällig war bei der Betrachtung der momentanen Aufgabenwahrnehmungen für das gemeindliche Marketing in Delbrück, Lippstadt, Rietberg und Wadersloh, dass bis auf Lippstadt, wo die Zuständigkeiten bei der KWL (Kultur und Werbung Lippstadt) GmbH angesiedelt sind, generell die Verantwortlichkeiten unmittelbar in den kommunalen Verwaltungen angetroffen werden. Die in den benachbarten Orten bestehenden Regelungen dürften wohl auch steuerlichen Erwägungen geschuldet sein. Reinhold Meyer (SPD), Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein und im Ehrenamt auch Präsident des Tourismusverbandes in Deutschland (DTV), hat sich vor Jahresfrist in Interview dafür ausgesprochen, die Strukturen zu vergrößern und durch die Zusammenarbeit mit den benachbarten Gemeinden und Städten, in Kreisen und in Regionen insgesamt für die Touristen mit einem breiten Angebot erkennbarer zu gestalten. Das könnte vielleicht auch Ansporn für die Institutionen in Delbrück, Lippstadt, Rietberg und Wadersloh sein, künftig neue Wege auszuprobieren. Kreisübergreifende Beispiele aus anderen Bereichen – wie an der Nord- und Ostsee – belegen, dass solche Kooperationen durchaus zu nachhaltigen Erfolgen führen können.